Der grüne Tod

Zufall zu überlassen.« Brüsk wandte er sich zu seinem Stabsoffizier um und vollführte eine Geste des Einverständnisses vierten Grades, durch Übereinstimmung verstärkt.
    »Ich bin es leid, immer nur AAnn sterben zu sehen. Fangen Sie an.«
    Stabsoffizier Nesorey gab dem Soldaten zu seiner Rechten ein Zeichen. Nachdem er soeben Zeuge des gewaltsamen Todes eines weiteren seiner Kameraden geworden war, verspürte dieser wenig Lust, irgendwelche Befehle in Frage zu stellen, ganz zu schweigen davon, dass er nicht das geringste bisschen Sympathie für einen Haufen dreckiger, stinkender, Schweiß absondernder Menschen aufzubringen vermochte. Er trat vor und bewegte den Lauf seiner Waffe in Richtung Teal.
    Den emotionalen Zustand ihres Herrn und Meisters spürend wand Pip sich wild in dem Sack, der sie umschloss. Verzweifelt trat Flinx auf Lord Caavax zu. Warnend hob der AAnn-Adlige seine Waffe.
    »Versuchen Sie keine Dummheiten.«
    »Töten Sie mich, und Sie haben gar nichts«, konterte Flinx.
    »Ich habe nicht die Absicht, Sie umzubringen. Das hier ist eine Neuronenpistole.« Er gestikulierte mit seiner Handfeuerwaffe. »Sic ist auf Lähmen eingestellt, nicht auf Töten. Wenn Sie mich zwingen, damit auf Sie zu schießen, werden Sie sich wünschen, tot zu sein.«
    Ein erstes Schniefen wich hemmungslosem Geheul, als Kiss sich vor dem AAnn-Soldaten auf die Knie warf. Dwell sprang vor und stellte sich schützend vor Teal.
    »Bitte, tu meiner Mutter nichts! Töte mich, wenn es sein muss, aber lass sie in Ruhe!«
    »Beinahe wie ein AAnn.« Der Stabsoffizier machte eine anerkennende Gebärde. »Keine Sorge«, sagte er zu dem Jungen, »du kommst auch noch an die Reihe.« Mit einem krallenbewehrten Finger deutete er auf den wartenden Soldaten. »Gewähren Sie dem männlichen Kind seine Belohnung. Nehmen Sie ihn zuerst. Und geben Sie sich Mühe, ich will saubere Arbeit sehen.«
    Wortlos überprüfte der Soldat den Ladezustand seines Gewehrs, das weibliche Menschenkind, das sich inzwischen verzweifelt an seinen Beinen festklammerte und unkontrolliert schluchzte, vollständig ignorierend. Flinx spielte mit dem Gedanken, vorzuhechten, um sich die Waffe zu schnappen, doch Caavax behielt ihn scharf im Auge.
    In diesem Moment schlug einer der anderen wachsamen Soldaten Alarm. Es war eine Bewegung in den Ästen über ihm, die ihn dazu veranlasst hatte, eine laute Warnung in den Wald hinauszubrüllen. Einen Moment lang war Flinx ebenso erschrocken wie die AAnn, doch dann ließ ihn die Ruhe und Zuversicht, die mit einem Mal von Teal ausging, sich wieder entspannen. Alle Augen richteten sich nach oben.
    Durch die Aste und Blätter kam etwas zu ihnen heruntergeschwebt, das wie ein Schwarm kleine Pilzkappen aussah. Oben braun und hellblau gestreift und von unten matt weiß nahmen sie einen Raum von etwa dreißig Zentimeter im Durchmesser ein. Jede der Kappen war von winzigen Kügelchen umsäumt. Falls dies ein Angriff war, so hätte selbst eine einigermaßen ausgeschlafene Schnecke ihm mühelos ausweichen können.
    »Beruhigen Sie sich wieder, Soldat Masmarulial«, rief der Stabsoffizier den AAnn, der den Warnschrei ausgestoßen hatte, zur Räson. »Alles Mögliche rieselt hier von oben herab. Samen und Blätter, dünne Zweige und leere Hülsen. Gehen Sie ihm einfach aus dem Weg.«
    »Ja, Ehrwürdiger.« Der beschämte Soldat trat einen Schritt beiseite und schaute der ihm am nächsten befindlichen braunen Scheibe dabei zu, wie sie gemächlich herabtrudelte.
    Er konnte nicht ahnen, dass allein seine Körperwärme schon ausreichte, um eine Reaktion hervorzurufen.
    Schneller als das Auge folgen konnte, blähten sich die winzigen Kugeln, die die Kappe umkränzten, zum Vierfachen ihrer ursprünglichen Größe auf und explodierten. Der Soldat tat daraufhin das Falscheste, was er in dieser Situation machen konnte: Er sog erschrocken die Luft ein. Seine vertikalen Pupillen weiteten sich, die Augen traten aus ihren Höhlen hervor, Schleim begann aus seinen Nasenlöchern zu triefen. Und dann musste der Reptiloid derartig heftig niesen, dass es ihm das Gewehr aus den Krallenhänden riss. Polternd landete es auf dem Ast, doch immerhin löste sich kein Schuss.
    Alle Blicke waren auf den glücklosen Soldaten gerichtet, der mittlerweile auf dem Ast zusammengebrochen war und sich die Seele aus dem Leibe nieste. Wieder einmal schlug sich Flinx, Teals Beispiel folgend, beide Hände vor Mund und Nase.
    Abgelenkt durch die Nöte ihres Kameraden bekamen die