Der gute Liebhaber
Putzfrau. Sie kümmert sich um die Vorräte und entsorgt die leeren Flaschen. Ansonsten ist mein Leben so bescheiden, dass ich keine Geheimnisse habe. Abgesehen von dir, denn du bist ein Geheimnis. Und kein geringes. Groß genug, dass ich niemandem von dir erzählt habe und das auch nie tun werde.
Sie blieb also hartnäckig dabei. Karl Ástuson spuckte im Geiste in die Hände und bereitete sich darauf vor, mit einer verliebten Doreen Ash zu reden, während sie zwei Gin Tonics mixte, die es in sich hatten. Er war ärgerlich über diese Komplikation. Zum Zeichen seiner Dankbarkeit hatte er ein sündhaft teures Armband für sie gekauft. Er hatte sie aufgesucht, weil er nicht verstand, warum sie ihm dauernd in die Quere kam, und weil er hoffte, den Grund dafür herauszufinden. Und nun war er weiter von diesem Ziel entfernt als je zuvor. Und was noch schlimmer war, jetzt würde sie ihm doppelt in die Quere kommen – die Frau, die bis über beide Ohren in ihn verliebt war.
Wie sollte er damit umgehen? Wem wäre es eingefallen, dass ein Retter und Schicksalsengel nach vollbrachter Mission Schwierigkeiten machte? Die betreffende Person hatte einfach von der Bühne abzutreten. Aber diese hier konnte das nicht und legte sogar Schlingen für den Schutzbefohlenen aus, sodass er der Länge nach hinschlug und zu Füßen der Retterin wie eine Fliege auf dem Rücken herumstrampelte.
Es lag auf der Hand, dass er sich selber eine Falle gestellt hatte, indem er Doreen Ash diesen Besuch abstattete. Wie irgendjemand so weise gesagt hatte: Wir sind darauf spezialisiert, uns Fallen zu stellen. Über dieses Thema hätte er sich sehr gern mit Doreen Ash unterhalten, doch sie war wohl nicht die geeignete Person, um mit ihr über die infame Falle zu reden, in die er nun hineingeraten war, denn sie war die Falle, mit Haut und Haar.
Sie setzte sich wieder an ihren Platz hinter dem Schreibtisch, und sie prosteten einander zu. Sie trank einen großen Schluck, schüttelte den Kopf und sagte in einem Ton, als amüsiere sie sich über irgendeinen Blödsinn, den sie gemacht hatte: Es wurde mir klar, als du gelächelt hast, erinnerst du dich, auf dem Bürgersteig vor deinem Haus. Als ich nicht wollte, dass du das Taxi bezahlst, da begriff ich es. Als hätte mir jemand einen Schlag gegen den Kopf versetzt. Das ist mir noch nie passiert.
Du hast dich doch bestimmt schon früher irgendwann einmal verliebt.
Ja, aber nicht so. Das waren Menschen, die ich oft getroffen habe, so etwas braucht normalerweise seine Zeit. Aber bei dir geschah es urplötzlich. Im Nachhinein weiß ich auch den genauen Zeitpunkt, nämlich als du vor der Bar zu mir gesagt hast:
Nur gut, dass es nicht der Regenbogen war
. Erinnerst du dich?
Das klang nun schon fast wie eine Anklage, so als könne der Mann, mit dem sie sprach, etwas dafür. Als habe er den Regenbogen genau mit der Absicht ins Spiel gebracht, ein tragisches Schicksal mit unerwiderter Liebe heraufzubeschwören. Oder als hätten dieser Zustand und die Liebe vermieden werden können, wenn er nicht von einem Regenbogen gefaselt hätte.
Ich begreife das nicht, du hast mir am Telefon gesagt, dass du dich meinetwegen endgültig von den Männern abgekehrt hast.
Es war gleich von Anfang an, als ich dich traf, hoffnungslos. Da hatte ich einen vollkommen sympathischen Mann gefunden, den Traum-Lover, in den ich mich auf der Stelle verliebte, aber ich hatte nicht die geringste Chance bei ihm.
Und wieso konntest du das so genau wissen?
Es kommt vor, dass ich Dinge ganz klar sehen kann, und es kommt auch vor, dass ich mir Einhalt gebieten kann, wenn es früh genug der Fall ist.
Und was hast du so klar gesehen?
Dass du dich nie in mich verlieben könntest.
Moment mal. Ich kann mich in niemanden verlieben. Ich habe eine Liebe. Mehr gibt es nicht.
Da siehst du es.
Ja, aber ich bin doch ein hoffnungsloser Maßstab. Wer ist denn schon so wie ich?
Es hätte nichts geändert, auch wenn ich ganz genau gewusst hätte, warum ich dich nicht bekommen konnte. Ich wusste nur, dass daraus nie etwas werden würde. Mir wäre es nie eingefallen, mich an dich heranzumachen, genauso wenig wie an einen Schwulen.
Und was ist mit Liina?
Wieso Liina?
Du musst doch in sie verliebt sein.
Bist du verrückt? Sie ist hinter mir her gewesen, und zwar länger, als ich Lust habe, mich zu erinnern. Sie betet mich an, das arme Ding. Nachdem ich dir begegnet war, fand ich es an der Zeit, dass sie endlich ihre Belohnung bekam, auch wenn es eine
Weitere Kostenlose Bücher