Der Gute Ton 1950
beste
Tennisspieler unserer Stadt«, der »Berichterstatter der Zeitung...«, oder
»unser grosser einheimischer Pianist«...
Die Vorgestellten finden sicher schneller Kontakt.
DIE TITEL
Wichtig ist für die Vorstellung, die richtigen Titel der beiden
Vorzustellenden zu wissen.
Hohe kirchliche Würdenträger, wie Bischöfe, Kardinale, werden mit
dem Titel »Seine Exzellenz« vorgestellt, ein Pfarrer, Dekan, Kaplan
werden als »Hochwürden Herr Pfarrer, Hochwürden Herr Dekan«
usw. vorgestellt.
Bei evangelischen Geistlichen lauten die Titel: »Herr Pastor, Herr
Pfarrer, Herr Diakonus, Herr Superintendent, Herr Oberkirchenrat...«
usw.
Es ist heute keine Seltenheit mehr, dass Sie einen Staatschef oder
einen Minister vorstellen. Sie sagen bei der Vorstellung in diesem Fall
den genauen Berufstitel wie »Herr Ministerpräsident, Herr Minister,
Herr Staatssekretär«.
In der Unterhaltung reden Sie die Herren mit »Exzellenz« an — falls
sie nicht miteinander befreundet sind.
Die verschiedenen Direktoren von Verwaltung und öffentlichem
Dienst, die Beamten, werden stets mit Titel: Herr Postdirektor..., Herr
Eisenbahnpräsident. ., Herr Oberregierungsrat..., Herr Staatsanwalt
Dr...., Herr Sanitätsrat..., Herr Notar..., Herr Rechtsanwalt... vorgestellt.
Den Rektor einer Universität stellen Sie als
Magnifizenz vor, er wird mit »Euer Magnifizenz« angeredet; und der
Dekan mit: »Spektabilität«.
Der Doktortitel ist in Deutschland Teil des Namens, er darf bei einer
Vorstellung nicht unterschlagen werden. Die Ehefrau nahm früher stets
den Titel ihres Mannes a n, seit einigen Jahren verzichtet man mehr
oder weniger darauf, und nennt sie nur noch einfach: Frau Meier.
Wenn man den Titel des Mannes auch der Frau gibt, ist es falsch, die
Endsilbe »in« anzuhängen. Die Frau eines Regierungsrats ist höchstens
Frau Regierungsrat.. nie Frau Regierungsrätin...
Wir werden heute kaum Gelegenheit haben, den Titel »Königliche
Hoheit« anzuwenden, anders ist es mit der Bezeichnung »Graf und
Gräfin«. Man spricht nicht von Herrn Graf Schwarzenberg, sondern
nur von Graf Schwarzenberg, wohl aber von Frau Gräfin...
Es gibt auch Situationen, in denen wir uns selbst vorstellen müssen,
zum Beispiel wenn wir eine neue Stelle annehmen und niemand daran
denkt, uns den Arbeitskollegen vorzustellen, oder wenn wir in einer
fremden Stadt uns niederlassen und Antrittsbesuche machen. In
diesem Fall sagen wir, mit einer kleinen Verbeugung: »Gestatten Sie,
dass ich mich vorstelle, ich bin Ihr neuer Kollege...«.
Es ist bei der Vorstellung und bei der Anrede immer klüger, einen
Titel zu geben, als ihn aus demokratischen Gefühlen zu unterdrücken.
Eine Anrede mit einem zu hohen Titel kann ebenso beleidigen wie die
Vorstellung mit einem zu niederen Titel. Hier ist Aufmerksamkeit und
Takt am Platze.
VORSTELLUNG VON AUSLÄNDERN.
Für die Vorstellung eines Franzosen sind die Regeln ungefähr die
gleichen wie für einen Deutschen, aber Herr wird »Monsieur« und
Frau verwandelt sich in»Madame«. Bei einem Adligen sagt man, wie
im deutschen »Comte..., Graf soundso«.
Man erwähnt in Frankreich keinen Universitäts und keinen
Doktortitel. Nur der Arzt ist »Docteur«. Man nennt ihn Doktor..., ohne
die Bezeichnung Herr. Nur Dienstboten sagen »Monsieur le Docteur«.
Ein Rechtsanwalt heisst »Maitre...«.
Ein Engländer ohne Titel ist (Mister) M. Smith und seine Gattin
(Mrs.) Missis Smith, deren Tochter ist Miss Smith.
Ein Pair von England wird als Lord... vorgestellt und seine Gattin
als Lady.
Amerikaner sind »Mister und Missis...«. In Amerika und England
führen verheiratete Frauen häufig die Bezeichnung Miss, besonders
wenn sie eine eigene literarische oder künstlerische Tätigkeit ausüben.
Sie wollen nicht als »verheiratete«, sondern als selbständige Frauen
gelten. Man sagt z. B. Miss Agathe Christie, obgleich sie verheiratet ist.
VI.
WENN MAN BEKANNTE TRIFFT . . .
Gute Manieren sind alles!
Talleyrand
Trifft man auf der Strasse, in einem Laden oder in einem öffentlichen
Gebäude eine Person, der man einmal vorgestellt wurde, so grüsst man
ohne ihren Namen zu nennen. Eine Anrede mit dem Namen ist nur
unter Bekannten üblich. Die weniger bedeutende Person grüsst zuerst.
Wenn Sie nicht verabredet waren, oder wenn Sie nicht etwas Wichtiges
mitzuteilen haben, können Sie sich nicht auf die betreffende Person
stürzen und von weitem rufen: »Jetzt, da ich Sie
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