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Der Gute Ton 1950

Der Gute Ton 1950

Titel: Der Gute Ton 1950 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans H. Wiese
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ersten
    Mal, '— um einander nicht so schnell überdrüssig zu werden. Sie
    verabredeten sich in einem Restaurant, setzten sich an den selben
    Tisch, er machte ihr den Hof, als habe der Zufall sie zum ersten Mal in
    ihrem Leben zusammengeführt. Sie sind dann doch geschieden
    worden, aber vielleicht hätten sie sich ohne diese kleine Komödie
    schon früher getrennt. Wenn ein Streit am Horizont steht, soll eine Frau
    ihren Mann sogar ein wenig als Fremden betrachten. Ihre gute
    Erziehung wird es ihr dann verbieten, die Stimme zu erheben und böse
    zu werden — und kein Mann wird sich deswegen beklagen. Sie soll ab
    und zu ihre Eifersucht zeigen, ihr Mann wird sich dadurch
    geschmeichelt fühlen: sonst könnte er glauben, dass seine Frau ihn als
    harmlos betrachtet; er könnte versucht sein, ihr das Gegenteil zu
    beweisen Aber die Eifersucht gibt ihr nicht das Recht, Briefe zu öffnen,
    die an ihren Mann gerichtet sind. Liebe enbindet nicht von der Pflicht
    zur Diskretion! In der Oeffentlichkeit sollte man nicht streiten,
    ebensowenig die ewig Verliebten spielen. Die Menschen von heute
    denken immer das Schlechteste; in einem ehelichen Kuss sehen sie nur
    einen Waffenstillstand oder eine Waffenruhe zwischen zwei Schlachten
    Viele sind der gleichen Meinung wie der berühmte englische Humorist
    Noel Coward, der behauptet: »Die Ehe ist ein Ueberbleibsel der
    Menschenfresserei, man muss sich nur fragen, wer wen frisst.« Wir
    können dem nur hinzufügen, dass uns die Regeln des guten Tons
    lehren, anständig zu essen, ohne den anderen wehzutun, selbst denen
    nicht, die man auffressen will.
    Wenn die Eheleute vor Dritten von einander sprechen, sagen sie
    »meine Frau« oder »mein Mann«, wenn sie nicht genügend befreundet
    mit den Dritten sind, um den Vornamen des Partners zu sagen. Es gibt
    Eheleute, die von ihrem Partner als Frau X oder von Herrn Y sprechen,
    sie halten es vielleicht für angebrachter. Vielleicht stört sie das
    Wörtchen »mein«. Dieses besitzanzeigende Wort »mein« ist nur eine
    Redensart. Sacha Guitry bemerkte einmal, dass man auch von »seinem
    Zug« spricht, selbst wenn man ihn verpasst hat.
    Der Mann soll sich seiner Frau gegenüber so taktvoll benehmen wie
    die Frau ihm gegenüber. Die Regeln der Ritterlichkeit verlangen von
    ihm viel Aufmerksamkeit.
    Der Ehemann soll keine Gelegenheit vorbeigehen lassen (Feiertage,
    Geburtstage usw.) um seiner Frau den Beweis zu bringen, dass er an
    sie denkt. Er soll öfters Blumen mit nach Hause bringen, wie es sich für
    einen Stammgast schickt. — Er darf auch gelegentlich Handgriffe im
    Haushalt tun! Wenn er mit seiner Frau ausgeht, soll er sich so
    behandeln, als sei sie eine fremde von ihm eingeladene Dame. Die Frau
    soll nicht von anderen Männern die Verehrung erwarten, die ihr Gatte
    ihr versagt.
    Es gibt Männer, die behaupten, dass ihre Geschäftssorgen ihnen
    keine Zeit und Lust mehr lassen, ihre Frau zu hofieren. Eheleute die
    arbeiten, und das gilt auch für die Frau, schulden einander gegenseitig
    noch mehr Rücksichten und sie müssen die wenigen Stunden, die sie
    zusammenverleben, so vollkommen wie möglich gestalten. Sie müssen
    lernen, ihre Sorgen zu vergessen. Aber sie werden ihre Sorgen nicht
    vergessen, wenn sie schlecht gelaunt und grob zueinander sind. Die
    guten Manieren sollen nicht aus dem Haus verbannt werden. Ohne sie
    gibt es kein dauerhaftes Glück.
    Und Glück ist es doch, was wir suchen, in unserer Familie und im
    Beruf. Wenn unser kleines Buch Ihnen den Weg dazu zeigt, so hat es
    sein Ziel erreicht. Wir hoffen dann, dass Sie es nicht bedauern, uns auf
    diesem Spaziergang ins Land der guten Manieren und des guten Tons
    begleitet zu haben.
    ENDE

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