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Der Gute Ton 1950

Der Gute Ton 1950

Titel: Der Gute Ton 1950 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans H. Wiese
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Hand eines alten
    Kameraden.
    Eine Dame reicht ihre Hand zum Handkuss so, als ob es sich um
    einen Händedruck handle. Sie darf die Ehrerbietung eines Handkusses
    nicht herausfordern. Sie soll aber auch nicht widerstreben. Der Herr
    dagegen soll nicht auf dem Handkuss bestehen.
    Der Handkuss ist normalerweise auf der Strasse und in öffentlichen
    Gebäuden verboten. Er verlangt einen gewissen intimen Rahmen.
    Heute zögert man nicht, eine Damenhand in den Theatergängen oder
    im Kaffeehaus zu küssen. Wer aber eine Damenhand auf der Strasse
    küsst, kann noch als kühner Vorläufer betrachtet werden.
    Der Handkuss des jungen Mädchens der älteren Dame gegenüber, ist
    nur noch eine Erinnerung. Er ist nur noch in den Kreisen alter
    baltendeutscher und österreichischer Familien üblich.
    Das Hackenzusammenschlagen ist in allen Ländern der Welt nur
    den militärischen Personen vorbehalten. Es ist natürlich, dass bei der
    Begrüssung einer Dame das Hackenzusammenschlagen ohne
    allzuviel Geräusch geschieht.
    DER HUT.
    Selbstverständlich nimmt ein Herr seinen Hut ab, sobald er eine
    bekannte Dame sieht. Wenn er mit ihr spricht, behält er seinen Hut in
    der Hand. Die Dame ist verpflichtet, den Herr sofort mit
    liebenswürdigem Lächeln zu bitten, den Hut wieder aufzusetzen.
    Die Zeiten sind vorüber, da die spanischen Ritter ihren schwarzen
    Mantel mit eleganter Bewegung auf die Strasse warfen, damit die
    Schöne ihre Füsse nicht an dem Staub beschmutze. Die Bewegung des
    Hutschwenkens soll nicht an diese ritterliche Sitte erinnern.
    DARF MAN SITZEN BLEIBEN?
    Man sieht sehr häufig Damen, die in einem Salon oder Theater
    aufstehen, um jemanden zu begrüssen. Wir erlauben uns, daran zu
    erinnern, dass eine Dame oder ein junges Mädchen nur vor einem
    Staatsoberhaupt aufsteht. Die Person, welche das Staatsoberhaupt
    vertritt, hat dieselben Vorrechte. Man sieht es gern, dass zum Beispiel
    ein Minister stehend begrüsst wird. Ein junges Mädchen sollte
    aufstehen, wenn es eine ältere Dame begrüsst, selbst wenn dies nach
    den Regeln der Höflichkeit nicht unbedingt nötig wäre.
    Selbstverständlich sind die Pflichten einer Gastgeberin anders. Diese
    kann — und sollte sogar — aufstehen, um ihre Gäste zu begrüssen,
    denen sie etwas entgegengeht. Gleichzeitig aber muss sie sich bei
    denen entschuldigen, die sie für einige Sekunden verlässt.
    Ein Herr setzt sich niemals, ehe nicht alle Damen Platz genommen
    haben. Ebenso wartet eine jüngere Dame bis sich die ältere Generation
    gesetzt hat.
    VII.
    WENN MAN SICH NICHT TREFFEN KANN...
    Heloise an Abelard:
    Briefe leben, atmen warm und' sagen
    Mutig, was das bange Herz gebeut.
    Was die Lippen kaum zu stammeln wagen,
    Das gestehn sie ohne Schüchternheit.
    Gottfr. Aug. Bürger
    DER BRIEFWECHSEL.
    Die Wahl des Briefpapiers und der Besuchskarte ist wichtig! Wir
    sprechen nur von dem Papier für den privaten und offiziellen Brief, da
    dasi kaufmännische Schreiben eher den Reklamegesetzen als den
    Höflichkeitsregeln untersteht. Es handelt sich hier vielleicht um
    unseren persönlichen Geschmack, doch können wir für alle Fälle nur
    die weisse Farbe für elegantes Briefpapier empfehlen. Es ist sehr heikel,
    eine andere Farbe zu wählen. Man müsste dann beinahe für jede
    Gelegenheit und jeden Empfänger eine andere Farbe nehmen. Die
    meisten Damen und jungen Mädchen denken, die Papierfarbe sei ein
    Widerschein ihrer Persönlichkeit.
    Es gibt in einem Schreiben bestimmt andere enthüllende Elemente als
    die Farbe, und man wird einen Brief, dessen Pastellpapier mehr
    enthüllt als eine deutliche Aufschrift: »Persönlich abzugeben,
    Liebesbrief« es täte, immer mit einem kleinen verständnisvollen
    Lächeln einem Herrn überreichen. Das Papier soll auch nicht
    parfümiert sein. Dies ist eine unnötige Reklame für Ihren Parfümladen
    und eine Indiskretion. Warum sollte man einen Brief zukleben, wenn
    der Umschlag soviel gesteht. Das ist keine Korrespondenz mehr, das ist
    ein »offener Brief«. Der elegante Briefbogen in Deutschland enthält den
    Vornamen und Familiennamen des Schreibers. Diese stehen oben links,
    nach Möglichkeit graviert und nicht gedruckt. In anderen Ländern
    schreibt man nur die Adresse — nicht den Namen. Beide Lösungen
    sind unlogisch, denn gewöhnlich braucht man Name und Adresse des
    Briefschreibers, da das Gekritzel, das die Unterschrift darstellen soll,
    schlecht dazu angetan ist, den Antwortbrief richtig zu

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