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Der Gute Ton 1950

Der Gute Ton 1950

Titel: Der Gute Ton 1950 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans H. Wiese
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Ablehnung nicht mit verletzenden Erklärungen.
    Passen Sie sich den Sitten des Landes an, Sie dürfen sich nicht einfach
    über sie hinwegsetzen. Machen Sie sich nicht die Ansicht gewisser
    Engländer zu eigen, die die Sitten ihres Landes für so international
    halten, dass sie überall Leute treffen, die sie schätzen. Von dem König
    des englischen Films, Ralph-Arthur Rank, erzählt man sich folgende
    Geschichte: Als er nach Hollywood reiste, lehnte er es ab, sich der
    amerikanischen Uhrzeit anzupassen; er lebte so weiter, als hätte er
    nicht den Breitekreis gewechselt. Er bestellte die Leute zu der gleichen
    Zeit, wie er es in England getan hätte. Sein Sekretär musste lediglich
    die Zeit der Verabredung übersetzen zum Beispiel, wenn Arthur Rank
    jemanden für 10 Uhr früh bestellte, so hiess das, dass der Besucher sich
    mitten in der Nacht vorstellen sollte. Das sind Verrücktheiten, die man
    nicht von jedem Menschen hinnimmt.
    TRINKGELD.
    Bei uns ist das Trinkgeld immer in der Rechnung eingeschlossen; dies
    darf aber kein Grund sein, in den Ländern nichts zu geben, wo dies der
    Grosszügigkeit des Kunden überlassen ist. Wir können nicht die Sitten
    fremder Länder ändern, auch wenn Sie nicht so praktisch wie die
    unseren sind. Und bei unserer Reise ins Ausland sollen wir nicht nur
    die Landschaft bewundern, sondern auch neue Menschen und andere
    Gebräuche entdecken.
    Erlauben Sie sich im Ausland nichts, was Sie zu Hause aus Angst vor
    dem »Was denken die Leute« oder vor dem Schupo nicht wagen. Wohl
    zieht nicht jeder solch rasche Schlussfolgerungen wie dieser Engländer,
    der in Le Hâvre, als er eben landete, eine rothaarige Frau sah und
    sofort behauptete, alle Französinnen seien rothaarig. Die Ausländer
    sollen nach Ihrem Benehmen nicht glauben, dass alle Ihre Landsleute
    taktlose, unerzogene, trinkende Wesen und Hochstapler sind. Die
    Versuchung im Ausland »anzugeben«, ist bestimmt gross, da man
    unmöglich nachprüfen kann, ob Sie wirklich einer der »führenden
    Köpfe« in Ihrem Industriezweig sind. Erzählen Sie auch nicht, dass Sie
    ein intimer Freund des Staatspräsidenten sind, der in den schwersten
    Fällen zu Ihnen kommt und ohne Ihre genialen Ratschläge eine so
    grosse Verantwortung gar nicht übernehmen könnte. Glücklicherweise
    glaubt man Ihnen das nur schwerlich. Aber seien Sie vorsichtig mit
    dem, was Sie über Ihr Land sagen. Einfache Geister könnten es als
    ewige Wahrheiten hinnehmen und bis an ihr Lebensende daran
    glauben. Kein Ausländer ist Ihnen dankbar, wenn Sie schlecht über Ihr
    Land sprechen, er könnte Sie deswegen eher verachten, so wie man
    einen Mann nicht schätzt, der sich vor Fremden über seine Frau, seine
    Kinder oder seine Eltern beklagt. Diese Dinge gehen nur Sie etwas an.
    Wenn man Sie fragt, wie Ihnen das Land gefällt, in dem Sie jetzt sind,
    erwähnen Sie das, was S(ie besonders bewundern. Lügen Sie ruhig ein
    bisschen, wenn Sie enttäuscht waren, aber äussern Sie nicht sofort den
    Wunsch sich naturalisieren zu lassen.
    Es ist verständlich, dass Sie bei längerer Abwesenheit von zu Hause
    mit Sehnsucht von der Heimat sprechen, vielleicht regen Sie dadurch
    Ihre ausländischen Bekannten an, dass auch sie sich entschlies-sen,
    ihrerseits unser Land zu entdecken.
    XML.
    DIE GROSSEN EREIGNISSE DES LEBENS
    Es ist ein trauriger »Fortschritt« unserer Zeit, dass der Glanz
    verblichen ist, der ehemals die grossen Ereignisse unseres Lebens
    überstrahlte. Sie sind leider nicht alle glücklich, aber dies darf kein
    Grund sein, dass wir unsere Freunde nicht an unserer Freude
    teilnehmen lassen oder auf ihr Mitleid in unserem Unglück verzichten.
    Der Vorwand, dass wir sparen müssen oder viele Sorgen haben, deren
    Wichtigkeit wir häufig überschätzen, dürfte selten stichhaltig sein. Es
    ist verständlich, dass wir uns von aller übertriebenen Etikette befreien
    wollen, es ist aber der Ausdruck einer unruhigen Zeit, alle grossen
    Ereignisse unseres Lebens in solcher Intimität zu feiern, gleichsam als
    versteckte sich dahinter geheime Schande. Aus diesen Gedanken
    heraus werden wir in den folgenden Seiten einige Feierlichkeiten in
    ihrem Glanz von gestern wieder heraufbeschwören. Wir sind
    überzeugt, dass es eine Pflicht der Lebensbejahung ist, manche
    vergessene Sitte wieder aufleben zu lassen. Wir müssen unseren
    Freuden den ihnen gebührenden Platz geben, statt sie zu
    verschweigen, als fürchteten wir, das Schicksal herauszufordern.
    Wir beginnen

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