Der Gute Ton 1950
möglich,
sollte man die Schrift prägen.
Die Geburt kann von dem kleinen Bruder oder der Schwester
angezeigt werden, sie verkündet, dass ihnen der Storch am
soundsovielten einen kleinen Bruder oder Schwester gebracht hat, die
sie so oder so nennen.
Wenn es weder Bruder noch Schwester gibt, kann man eine Art
Telegramm schreiben: »Bin glücklich, am soundsovielten angekommen
zu sein« mit Vornamen und Namen des Kindes als Unterschrift. Die
Eltern können die Nachricht auch ganz einfach ankündigen, besonders
wenn man es durch eine Anzeige in der Zeitung tut. Ein Inserat in der
Zeitung ist nur Leuten zu empfehlen, die viel geschäftliche und
gesellschaftliche Beziehungen haben. Geburtsanzeigen sind nur für
Bekannte vorgesehen. Freunde und Verwandte können durch Telefon
oder durch einen Brief benachrichtigt werden. Man beantwortet ein
Telegramm mit einem Telegramm und einen Brief ebenfalls mit einem
Brief, eine gedruckte Geburtsanzeige mit einer Besuchskarte.
DIE GESCHENKE.
Früher wurden die Geschenke ein bis zwei Wochen vor dem
mutmasslichen Tag der Geburt geschickt. So konnte die werdende
Mutter die letzten Tage vor dem Ereignis mit Dankbriefschreiben
ausfüllen. Wir sind wahrscheinlich abergläubischer geworden, und
obwohl man rechtzeitig zu stricken anfängt, damit die kleine Aussteuer
nur ja fertig ist bei der Ankunft des Kindes, wartet man doch lieber bis
zum Tage der Geburt, um ein Geschenk zu bringen. Geschenke für ein
Kind werden nicht nach den gleichen Regeln wie für Erwachsene
ausgesucht. Man kann ein Jäckchen oder Kleidchen schenken, ohne mit
der Familie eng befreundet zu sein. Wäre ein ähnliches Geschenk für
einen Erwachsenen bestimmt, dann wäre es beleidigend oder
kompromittierend. Das Baby wird als eine Puppe angesehen und alles,
was es schmückt, ist Spielzeug. Wir empfehlen, auch andere Geschenke
als gerade Kleider dem Baby mitzubringen, zum Beispiel einen
schönen Teller, einen Löffel oder passendes Geschirr. Es ist nicht
schlimm, wenn ein Kind schon einen Teller hat, Babys brauchen viel
solcher Sachen. Auch Bürsten sind ein Geschenk, das ein Baby häufig
in grosser Anzahl erhält. Es ist wohl die beste Lösung den Vater oder
die Mutter zu fragen, was ihnen gefällt.
DER BESUCH.
Man besucht die Mutter und das Kind erst ein paar Tage nach dem
Ereignis, falls man nicht ein naher Verwandter oder ein intimer Freund
ist. Aus diesem Grund werden auch die Anzeigen erst etwa zwei
Wochen nach der Geburt versandt. Bei dem ersten Besuch bringt man
Blumen, aber nicht zu stark duftende, damit sie keine Kopfschmerzen
verursachen. Man kann auch das Geschenk für das Kind mitbringen.
Man bewundert das Kind, umso-mehr, als gewöhnlich in den ersten
Tagen nach der Geburt nicht viel zu bewundern ist. Man dehnt den
ersten Besuch nicht aus, die Mutter könnte dadurch zu müde werden.
DIE TAUFE.
Man wartet nicht, bis das Kind lange Hosen trägt oder kräftig genug
ist, allein in die Kirche zur Taufe zu laufen.
In katholischen Kreisen wird die Taufe dem Kind schon in den ersten
Tagen gespendet, um es, ge-mäss dem Glauben, von der Erbsünde zu
befreien. Wenn das Leben des Kindes in Gefahr ist, kann immer
jemand aus der Familie den Pfarrer für eine Nottaufe ersetzen.
In evangelischen Familien findet die Taufe häufig 6-8 Wochen nach
der Geburt statt. Die evangelische Taufe kann auch im Hause
stattfinden. Man richtet in diesem Fall einen weissgedeckten Tisch als
Altar, den man mit Blumen und Blättern verziert. Auch ein Tuch zum
Abtrocknen des nassen Köpfchens muss bereitliegen. Alle anderen
notwendigen Gegenstände bringt der Kirchendiener mit.
DIE WAHL DES PATEN UND DER PATIN.
Man soll niemanden bei der Wahl des Paten und der Patin verletzen.
Verwandte werden sich fast immer durch diese Ehre geschmeichelt
fühlen. Ein Fremder wird in unserer Zeit des Materialismus und des
allgemeinen Geizes zuerst an die Geschenke denken, die ihm seine
Pateneigenschaft im Laufe eines Lebens auferlegt. Darum wählt man
lieber einen reichen Paten als eine mittellose Person, die selbst schon
viele Kinder hat und wahrscheinlich die Verpflichtung dieser geistigen
Vaterschaft nicht erfüllen kann. Es hat sich im Laufe der Zeit eine
gewisse Regel für die Wahl des Paten herausgebildet: dem ersten Kind
gibt man den Grossvater väterlicherseits als Paten und als Patin die
Grossmutter mütterlicherseits. Bei dem zweiten Kind werden der
Grossvater mütterlicherseits
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