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Der Gute Ton 1950

Der Gute Ton 1950

Titel: Der Gute Ton 1950 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans H. Wiese
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    DER GEBURT.
    Dies ist ein glückliches Ereignis! — auch wenn die Eltern zuerst nur
    an die Kosten denken, die diese Nachkommenschaft verursacht. Sobald
    das kleine Kind zur Welt gekommen ist, ist es natürlich das schwerste,
    das schönste und das klügste Baby, das es je gab. Sein Wimmern ist
    eine Offenbarung und drückt Schönheit, Herz oder Genie aus. Alle
    Eltern haben diese Illusion, und die Freunde sollten in dieses Loblied
    keinen Missklang bringen; es gibt Träume, die man ausschmücken
    sollte.
    VOR DER GEBURT.
    Wenn man von einigen aussergewöhnlichen Fällen absieht, ist die
    Geburt eines Kindes keine vollständige Ueberraschung; Freunde und
    Bekannte wissen meist schon ein paar Monate früher darum. Die junge
    Frau muss nicht unbedingt jedermann ihre Hoffnung mitteilen, wenn
    der Arzt sie noch nicht bestätigt hat. Es wäre aber lächerlich die
    Neuigkeit zu verheimlichen, wenn man Freunde trifft und wenn »es«
    schon so sichtbar ist, wie die Nase im Gesicht. Eine junge Frau sollte
    nicht verlegen sein, dass sie Mutter wird; sie erfüllt eine heilige
    Aufgabe. Man muss aber zugeben, dass sie in den letzten Monaten
    ihrer Schwangerschaft nicht gerade den für sie vorteilhaftesten Anblick
    bietet. Ihr Zustand wird ihr empfehlen, zurückgezogen für sich und
    das Kind zu leben. Sie braucht in den Monaten, die dem Ereignis
    vorangehen, nicht unbedingt zu beweisen, dass sie sich garnicht
    verändert hat, dass sie noch tanzen und sich amüsieren kann, als wäre
    sie noch ein junges Mädchen. Wenn es ihr möglich ist, wird sie sich
    aufs Land zurückziehen, wo sie die Ruhe findet, die sie in der Stadt
    nicht hat. Sie muss in dieser Zeit ihre Kleidung besonders streng
    überwachen. Sie soll mehr denn je tadellos angezogen sein.
    DIE WAHL DES VORNAMENS.
    Kein Arzt kann das Geschlecht eines Kindes im voraus bestimmen,
    zumindesten sind die Wege, die dies erlauben, noch nicht allgemein
    bekannt. Es hat einmal einen guten Arzt gegeben, der seine Patienten
    in dem Glauben Hess, dass er dazu in der Lage sei. Er fragte die Eltern,
    ob sie einen Knaben oder ein Mädchen wünschten, und behauptete,
    dass ihr Wunsch in Erfüllung ginge. In sein Notizbuch notierte er zur
    gleichen Zeit das Gegenteil. Falls ihr Wunsch in Erfüllung gegangen
    war, beglückwünschten ihn die Eltern zu seinem Talent. War das
    Gegenteil eingetreten, so zeigte er sein Notizbuch vor und erklärte,
    dass er wohl das richtige Geschlecht des Kindes im voraus gewusst
    hätte, den Eltern aber ihre Illusion nicht hätte rauben wollen.
    Man soll beide Vornamen im voraus wählen. Natürlich kann man
    auch einen Zwittervornamen bestimmen wie zum Beispiel Toni; aber
    unter diesem Irrtum wird das Kind später immer leiden. Man wählt
    keinen Namen, weil er einem Onkel oder Vetter gefällt, der selbst von
    seinen Eltern einen lächerlichen Vornamen mitbekommen hat und sich
    nun bei seinem Patenkind dafür rächt. Vielleicht hat er sich an seinen
    Vornamen gewöhnt und erinnert sich nicht mehr an die Zeit, wo alle
    Schulkameraden sich über seinen Rufnamen tot gelacht haben. Man
    sollte einem Kind diese Art von Demütigungen ersparen. Wählen wir
    einfache Vornamen und vermeiden wir die zu anspruchsvoll
    »klingenden«, die nur Snobisten gefallen und die bald wieder ausser
    Mode sind. Ausländische Vornamen wirken immer ein bisschen
    geziert. Häufig gibt man dem ältesten Sohn den Vornamen des Vaters,
    das ist aber nicht unbedingt notwendig, und gibt zu
    Verwechslungen Anlass. Wanrscheinlich wird für das Kind ein
    Kosename erfunden, damit die Mutter den Mann und den Jungen nicht
    mit demselben Namen rufen muss. Und diesen oft lächerlichen
    Beinamen behält der Sohn, auch wenn er nicht mehr seinem Alter
    entspricht. Man kann dem Kind den Namen eines teuren schon
    verstorbenen Verwandten geben, oder des Paten, wenn er ,,tragbar« ist.
    Aber vergessen wir nicht, dass wir in einem Land wohnen, wo man die
    »Meyer« und »Schmidt« numerieren muss und vermeiden wir, dass
    wir in unserer eigenen Familie den Vornamen »Hans« numerieren
    müssen. Abergläubische Eltern, die das Schicksal ihres Kindes
    beeinflussen oder seine wahrscheinliche Berufung vorausahnen wollen,
    sollten die Bedeutung der Vornamen kennen.
    DIE GEBURTSANZEIGE.

    Sie soll die Freude ausdrücken, die das Ereignis uns bringt. Sie kann
    ruhig in einer etwas verrückten Form geschrieben sein, auf rosa Papier
    für ein Mädchen oder blauen Bogen für einen Jungen. Wenn

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