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Der Gute Ton 1950

Der Gute Ton 1950

Titel: Der Gute Ton 1950 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans H. Wiese
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und die Grossmutter väterlicherseits Pate
    stehen. Für das dritte Kind wechselt man wieder ab und nimmt den
    ältesten Onkel und die älteste Tante von jeder Seite. Heutzutage sucht
    man meistens jüngere Patinnen und Paten, die dem Kind gegenüber
    ihre Verpflichtung länger erfüllen können. Man kann auch eine
    einflussreiche Persönlichkeit wählen, die das Kind am Anfang seiner
    Laufbahn unterstützen wird. Man sollte aber vorsichtig sein, um eine
    Ablehnung zu vermeiden. Es ist auch nicht besonders angenehm, nur
    ein gezwungenes »Ja« zu hören, das eigentlich ein »Nein« ist, das man
    nur nicht den Mut hatte auszusprechen. Es ist besser, man stellt diese
    Frage nicht direkt, sondern überlässt es den Bekannten, sich als Pate
    oder Patin anzubieten.
    DIE TAUFFEIERLICHKEITEN IN DER KIRCHE.
    Die Zeremonie ist sehr einfach. Der Pfarrer erklärt der Patin und
    dem Paten, wie sie sich in dieser Situation benehmen müssen. Der
    Taufe folgt meist ein kleines Festessen in engem Kreise. Man sollte die
    Geburt und die Taufe mit soviel Freude wie nur möglich feiern. Es ist
    das erste Fest zu Ehren des Kindes, obwohl es selbst keine zu grosse
    Erinnerung daran behalten wird.
    DIE PFLICHTEN DES PATEN.
    Der Pate war früher verpflichtet, die Patin ein paar Tage vor der
    Taufe zu besuchen. Heute ist man von diesem Brauch abgekommen.
    Der Pate bestellt und bietet die »Kindtaufbonbon« an. Man wählt dazu
    Mandeldragees und lässt auf die Schachtel den Namen des Kindes und
    das Taufdatum schreiben. So lernt der Pate vom ersten Tag an die
    seinem Patenkind gegenüber nötige Grosszügigkeit. Am Morgen der
    Taufe soll er der Patin die Dragees bringen, die sie unter die Freunde
    verteilt. Auch der Mutter des Kindes wird er Bonbons zustellen. Der
    Pate muss das erste Geschenk dem Patenkind bringen. Es wird ein
    dauerhafter Gegenstand aus Silber oder Gold sein, zum Beispiel ein
    Besteck oder eine Kette. Obwohl die Kosten der Taufe von dem Vater
    bezahlt werden, ist es in manchen Gegenden Sitte, dass der Pate dem
    Pfarrer eine Opfergabe gibt, das heisst eine Summe Geld, die er in
    einem Umschlag in eine Schachtel Bonbon legt. Er wird diese Schachtel
    nach der Taufe überreichen. Der Pate soll auch dem Messdiener, dem
    Küster und der Amme des Kindes etwas schenken. Er wird auch allen
    seinen Freunden Kindtaufbonbons zuschicken. Der Pate und die Patin
    müssen nicht unbedingt bei der Taufe anwesend sein. Der Pate kann
    sich vertreten lassen, aber er kann sich nicht von der Verpflichtung
    befreien, Kindtaufbonbons und Geschenke zu übersenden.
    DIE PATIN.
    Sie schenkt ihrem Patenkind gewöhnlich das Taufkleidchen,
    wenn es in der Familie kein altes Taufkleid gibt. Sie bringt es ein paar
    Tage vor dem Fest, vergisst aber das Mützchen nicht. Die Paten
    überlassen den Eltern die Wahl des Vornamens, aber die Eltern fragen
    sie höflicherweise, was sie darüber denken. Die Eltern werden auch
    erklären, warum sie diesen Namen wählten. Pate und Patin brauchen,
    wenn sie katholisch sind, eine bischöfliche Genehmigung falls sie
    später einander heiraten wollen. Das gleiche wäre, wenn die Patin ihr
    Patenkind oder der Pate sein Patenkind heiraten würde. Obwohl diese
    Genehmigung fast automatisch erteilt wird, sollte man doch nicht
    gerade junge Leute als Pate und Patin wählen, die sich vielleicht später
    heiraten. Der Pate und die Patin werden die geistige Vaterschaft nicht
    vergessen, die ihnen die Taufe auferlegt hat. Sie werden nicht nur
    durch Geschenke daran erinnern, dass sie noch leben, sie sollten
    wirklich die Studien und die Laufbahn ihres Patenkindes überwachen
    und beeinflussen. Und wenn sie nicht anders helfen können, werden
    sie es wenigstens durch Ratschläge tun. Das Patenkind sollte seinen
    Paten und die Patin über die wichtigen Ereignisse seines Lebens
    unterrichten. Es sollte sie um Ratschlag bitten, auch wenn es nicht
    unbedingt die Absicht hat, ihnen zu folgen. Es sollte seinen Paten
    gegenüber niemals rücksichtslos sein.
    KOMMUNION UND KONFIRMATION.
    Unsere schwierige Zeit hat uns gezwungen, diese beiden Feste
    wieder würdig zu feiern. Ein Sakrament soll kein Vorwand zu einem
    rauschenden Essen werden, wo jeder viel isst, trinkt und zweideutige
    Geschichten erzählt, ohne sich daran zu erinnern, dass ein Kind am
    Tisch sitzt, welches an diesem Tag ein Recht auf anständige
    Gesellschaft hat. Es gibt andere Gelegenheiten als gerade ein solcher
    Tag, um seine gesellschaftlichen Fähigkeiten zur Schau zu

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