Der Gute Ton 1950
und die Grossmutter väterlicherseits Pate
stehen. Für das dritte Kind wechselt man wieder ab und nimmt den
ältesten Onkel und die älteste Tante von jeder Seite. Heutzutage sucht
man meistens jüngere Patinnen und Paten, die dem Kind gegenüber
ihre Verpflichtung länger erfüllen können. Man kann auch eine
einflussreiche Persönlichkeit wählen, die das Kind am Anfang seiner
Laufbahn unterstützen wird. Man sollte aber vorsichtig sein, um eine
Ablehnung zu vermeiden. Es ist auch nicht besonders angenehm, nur
ein gezwungenes »Ja« zu hören, das eigentlich ein »Nein« ist, das man
nur nicht den Mut hatte auszusprechen. Es ist besser, man stellt diese
Frage nicht direkt, sondern überlässt es den Bekannten, sich als Pate
oder Patin anzubieten.
DIE TAUFFEIERLICHKEITEN IN DER KIRCHE.
Die Zeremonie ist sehr einfach. Der Pfarrer erklärt der Patin und
dem Paten, wie sie sich in dieser Situation benehmen müssen. Der
Taufe folgt meist ein kleines Festessen in engem Kreise. Man sollte die
Geburt und die Taufe mit soviel Freude wie nur möglich feiern. Es ist
das erste Fest zu Ehren des Kindes, obwohl es selbst keine zu grosse
Erinnerung daran behalten wird.
DIE PFLICHTEN DES PATEN.
Der Pate war früher verpflichtet, die Patin ein paar Tage vor der
Taufe zu besuchen. Heute ist man von diesem Brauch abgekommen.
Der Pate bestellt und bietet die »Kindtaufbonbon« an. Man wählt dazu
Mandeldragees und lässt auf die Schachtel den Namen des Kindes und
das Taufdatum schreiben. So lernt der Pate vom ersten Tag an die
seinem Patenkind gegenüber nötige Grosszügigkeit. Am Morgen der
Taufe soll er der Patin die Dragees bringen, die sie unter die Freunde
verteilt. Auch der Mutter des Kindes wird er Bonbons zustellen. Der
Pate muss das erste Geschenk dem Patenkind bringen. Es wird ein
dauerhafter Gegenstand aus Silber oder Gold sein, zum Beispiel ein
Besteck oder eine Kette. Obwohl die Kosten der Taufe von dem Vater
bezahlt werden, ist es in manchen Gegenden Sitte, dass der Pate dem
Pfarrer eine Opfergabe gibt, das heisst eine Summe Geld, die er in
einem Umschlag in eine Schachtel Bonbon legt. Er wird diese Schachtel
nach der Taufe überreichen. Der Pate soll auch dem Messdiener, dem
Küster und der Amme des Kindes etwas schenken. Er wird auch allen
seinen Freunden Kindtaufbonbons zuschicken. Der Pate und die Patin
müssen nicht unbedingt bei der Taufe anwesend sein. Der Pate kann
sich vertreten lassen, aber er kann sich nicht von der Verpflichtung
befreien, Kindtaufbonbons und Geschenke zu übersenden.
DIE PATIN.
Sie schenkt ihrem Patenkind gewöhnlich das Taufkleidchen,
wenn es in der Familie kein altes Taufkleid gibt. Sie bringt es ein paar
Tage vor dem Fest, vergisst aber das Mützchen nicht. Die Paten
überlassen den Eltern die Wahl des Vornamens, aber die Eltern fragen
sie höflicherweise, was sie darüber denken. Die Eltern werden auch
erklären, warum sie diesen Namen wählten. Pate und Patin brauchen,
wenn sie katholisch sind, eine bischöfliche Genehmigung falls sie
später einander heiraten wollen. Das gleiche wäre, wenn die Patin ihr
Patenkind oder der Pate sein Patenkind heiraten würde. Obwohl diese
Genehmigung fast automatisch erteilt wird, sollte man doch nicht
gerade junge Leute als Pate und Patin wählen, die sich vielleicht später
heiraten. Der Pate und die Patin werden die geistige Vaterschaft nicht
vergessen, die ihnen die Taufe auferlegt hat. Sie werden nicht nur
durch Geschenke daran erinnern, dass sie noch leben, sie sollten
wirklich die Studien und die Laufbahn ihres Patenkindes überwachen
und beeinflussen. Und wenn sie nicht anders helfen können, werden
sie es wenigstens durch Ratschläge tun. Das Patenkind sollte seinen
Paten und die Patin über die wichtigen Ereignisse seines Lebens
unterrichten. Es sollte sie um Ratschlag bitten, auch wenn es nicht
unbedingt die Absicht hat, ihnen zu folgen. Es sollte seinen Paten
gegenüber niemals rücksichtslos sein.
KOMMUNION UND KONFIRMATION.
Unsere schwierige Zeit hat uns gezwungen, diese beiden Feste
wieder würdig zu feiern. Ein Sakrament soll kein Vorwand zu einem
rauschenden Essen werden, wo jeder viel isst, trinkt und zweideutige
Geschichten erzählt, ohne sich daran zu erinnern, dass ein Kind am
Tisch sitzt, welches an diesem Tag ein Recht auf anständige
Gesellschaft hat. Es gibt andere Gelegenheiten als gerade ein solcher
Tag, um seine gesellschaftlichen Fähigkeiten zur Schau zu
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