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Der Gute Ton 1950

Der Gute Ton 1950

Titel: Der Gute Ton 1950 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans H. Wiese
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stellen,
    als in Anwesenheit eines Kindes, das man Bescheidenheit und gutes
    Benehmen gelehrt hat. Es ist nicht notwendig, dass er an diesem Tag an
    Beispielen sieht, was Trunkenheit und über-mässiges Essen sind.
    DIE VORBEREITUNGEN.
    Vielleicht sind die Eltern nicht sehr religiös, sie dürfen aber vor
    einem Kind nicht leichtfertig über die Religion sprechen. Sie werden
    aufpassen, dass gerade in diesen Tagen der Vorbereitung keine Zweifel
    in dem Kinde auftauchen Wenn Vater und Mutter nicht das gleiche
    Glaubensbekenntnis haben, ist die Religion des Kindes wohl immer
    schon vorher bestimmt, so dass dieser Tag keine neuen Diskussionen
    zwischen dem Ehepaar hervorruft, wie es vielleicht bei der Taufe der
    Fall war. An diesem Tag wäre dies auch viel schlimmer, weil das Kind
    Zeuge wäre und die Auseinandersetzung verstehen würde. Die Eltern
    sollen sich überzeugen, dass das Kind das gut gelernt hat, was der
    Pfarrer ihm aufgegeben hat. Die letzten Tage vor der Kommunion oder
    Konfirmation sollte eine Kind weder in ein Theater, ein Kino noch in
    ein Cafe gehen. Es sollte sich nur mit religiösen Dingen beschäftigen.
    DIE KLEIDUNG.
    Die Kleidung soll an diesem Tag einfach und ohne unnützen

Schmuck sein. Die kleinen Mädchen tragen bei ihrer ersten
    Kommunion meistens weisse Kleider, entweder mit oder ohne Schleier,
    je nach den Sitten der Gegend. Die kleinen Jungen sind in blau
    gekleidet.
    Bei der Konfirmation wird meist ein schwarzes Samtkleid von den
    Mädchen getragen, der Anzug des Jungen ist blau oder schwarz, mit
    schwarzer Krawatte.
    Die Kinder tragen keinen Schmuck, höchstens ein Medaillon oder die
    Uhr, die man ihnen zu dieser Feier schenkte.
    Der Tag sollte in engstem Kreis verlaufen. Man kann wohl einige
    Freunde zur kirchlichen Feier einladen aber nur, wenn man weiss, dass
    sie an diesem Tag in der Nähe des Kindes sein wollen. Das Essen sollte
    einfach sein, dennoch sollte man die erste Kommunion oder
    Konfirmation, die für das Kind den Anfang des Mädchen- oder
    Jünglingsalters bedeutet, nicht ganz ohne kleine Feier vorübergehen
    lassen. Es wäre schöner, wenn man dieses Fest erst einige Tage später,
    an dem folgenden Sonntag feierte: das Kind kann dann als Konfirmand
    oder Kommunikant gekleidet seine kleinen Freunde empfangen. Diese
    Nachfeier hat den Vorteil, dass der eigentliche, religiöse Festtag nicht
    durch Lärm, Unruhe und weltliche Gedanken gestört würde.
    Konfirmanden werden meistens von diesem Tage an mit »Sie«
    angeredet.
    DIE GESCHENKE.
    Man schenkt zu häufig Gegenstände, die zu diesem Tag gar nicht
    passen. Es ist bedauerlich, wenn man Schmuck mitbringt. Man soll an
    einem solchen Tag nur religiöse Dinge schenken, Gebetbücher,
    Rosenkranz oder wertvolle religiöse Bücher. Selbstverständlich kann
    man auch eine Uhr oder einen Füllfederhalter dem Kind überreichen,
    aber beide sollten einfach sein. Man darf durch ein kostbares Geschenk
    nicht den Sinn des Kindes für den Luxus wecken, es darf auch nicht
    stolz werden, wenn es Geschenke erhält, die seine Kameraden nicht
    erhalten haben. Deshalb ist es richtiger, die Geschenke nicht vor dem
    Festtag oder an dem Tag selbst mitzubringen, sondern einen anderen
    Tag abzuwarten, vielleicht den der Nachfeier. Das Kind spricht denen
    seinen Dank aus, die an diesem Tag seiner gedacht haben. Es gibt dabei
    ein religiöses Bildchen ab, auf dem sein Name, die Kirchengemeinde
    und das Datum der Kommunion oder Konfirmation aufgedruckt sind.
    Es schenkt auch seinen Freunden ein Bildchen und denen, die mit ihm
    an diesem Tag die erste Kommunion oder Konfirmation gefeiert haben.
    DIE VERLOBUNG UND HEIRAT.
    Es ist nicht allzu viel übrig geblieben von dem früheren Zeremoniell.
    Und wenn wir uns noch weiter von ihm befreien, wird der Tag bald
    kommen, an dem der Vater und die Mutter erst durch eine Anzeige in
    der Zeitung erfahren, dass ihr Sohn sich mit jemanden verheiratet hat,
    dessen Namen sie auf diese Weise kennen lernen. Immerhin eine
    Auskunft, die irgendwann einmal nützlich sein kann! Dürfen wir uns
    wirklich darüber freuen, dass alle diese romantischen Formalitäten
    abgeschafft sind, die um 1900 eine Heirat begleiteten? Die zahlreichen
    Komplikationen haben die jungen Leute von damals bestimmt nicht
    gehindert, ihr Ziel zu erreichen. Vielleicht reizte sie der Charme jener
    angeblichen Schwierigkeiten; wir wollen jedoch keine psychologischen
    Studien machen über den Einfluss dieser vorgetäuschten Formalitäten
    auf das

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