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Der Gute Ton 1950

Der Gute Ton 1950

Titel: Der Gute Ton 1950 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans H. Wiese
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direkte Verwandtschaft
    gibt, wählt man die Brautjungfern und Brautführer unter den nächsten
    Verwandten. Die Brautführer sind an diesem Tag sehr beschäftigt.
    Sie müssen sorgen, dass beim Lunch niemand vergessen wird. Sie
    müssen die Damen zum Tanz bitten, die von niemand engagiert
    werden, aber sie sind in erster Linie der Kavalier der Brautjungfern. In
    der Zeit als junge Mädchen den ganzen Tag stickten und nur von einer
    Anstandsdame bewacht spazieren gingen, war es ein Erlebnis für sie,
    Brautjungfer zu spielen, denn der Brautführer konnte vielleicht der
    zukünftige Mann werden. Heute ist es nicht mehr so wichtig. Kehren
    wir zum Hochzeitszug zurück! Wenn Spalier gebildet wird, müssen
    die Brautjungfern gleich auf die Seite treten, die für die Dame
    vorgesehen ist. Es hängt davon ab, ob Uniformen in dem Hochzeitszug
    vertreten sind, da durch sie bestimmt wird, ob die Dame rechts oder
    links ihres Herrn geht.
    Der erste Brautführer steht der Tür am nächsten; wenn der Wagen
    der Braut ankommt, beeilt er sich die Türe des Brautwagens zu öffnen.
    Die Kinder steigen zuerst aus, damit sie sofort bereit sind, die Schleppe
    zu tragen, ehe sie den Staub der Strasse zusammengefegt hat. Teppiche
    sind für eine Hochzeit unentbehrlich, sowohl auf der Treppe der
    Kirchen, wie vor dem Hause der Braut. Die Braut betritt am linken
    Arm ihres Vaters die Kirche. Wenn der Vater Uniform und einen
    Degen trägt, geht die Braut an seiner rechten Seite und alle Damen
    folgen ihrem Beispiel. Selbst wenn der Kavalier irgend einer
    Ehrendame in Uniform wäre, geht sie zu seiner Linken, wenn die
    wichtigste Person des Tages, die Braut, auf der linken Seite ihres
    Partners geht. Wenn die Braut die Kirche betritt, erhebt sich die ganze
    Hochzeitsgesellschaft. Die Braut wird weder übertrieben sicher noch
    zu verlegen auftreten, sondern andächtig schreiten. Sie begrüsst nicht
    alle Personen rechts und links mit einem Lächeln. Es ist wohl ein
    Feiertag für sie, aber auch ein heiliger Tag und sie ist kein Filmstar. Sie
    sollte auch nicht die Leute zählen, die zu ihrer Feier gekommen sind.
    Es folgt der Bräutigam mit seiner Mutter, dann der Vater des
    Bräutigams mit der Mutter der Braut. Es schliessen sich die Brautführer
    und Brautjungfern an, die Spalier gebildet haben und zwar wird der
    erste Brautführer und seine Dame, die den Ab-schluss des Spaliers
    bildeten, jetzt die Spitze des Hochzeitszuges sein. Am Schluss folgen
    die Trauzeugen mit ihren Damen. Wenn man nicht Spalier stand,
    kommen die Brautführer und Brautjungfern nach den Brautzeugen.
    Heute verzichtet man auf diese endlosen Hochzeitszüge, denen sich
    die ganze Verwandtschaft anschloss. Es folgen dem jungen Paar meist
    nur die Eltern, die Trauzeugen, Brautführer und Ehrenjungfern. Der
    Brautzug hat dabei viel gewonnen, denn nun beherrscht ihn die
    Jugend, wie es sich an diesem Ehrentag bei dieser leuchtenden Feier
    geziemt. Eine solch auffallende Feier ist aber nur möglich, wenn es sich
    um ein junges Ehepaar handelt, wenn die Braut nicht viel älter als
    zwanzig Jahre ist. Der Vater begleitet die Braut zu ihrem Betschemel,
    der links von dem des Gatten steht zum Altar hin gesehen. Die
    Brautleute sollen nicht vergessen ihre Handschuhe auszuziehen, ohne
    dass der Pfarrer sie zuerst daran erinnern muss. Man gibt die
    Trauringe am besten schon einen Tag vor der Hochzeit ab, damit man
    nicht gezwungen ist die Ringe von Trauzeugen oder der Eltern zu
    leihen, weil man in der Aufregung des Tages die eigenen vergessen
    hat.
    Es ist eine schöne Sitte, wenn die junge Frau ihr Brautbouquet vor
    die Statue der Muttergottes hinlegt und zu einem kurzen Gebet
    niederkniet. In der Sakristei unterschreiben die beiden Ehegatten wie
    auch die Trauzeugen in dem Heiratsbuch. Die Ehegatten stehen
    nebeneinander, die Eltern des Bräutigams rechts, die der Braut auf der
    linken Seite und jeder gratuliert dem Ehepaar. Man beglückwünscht
    auch die Eltern. Der Ehegatte stellt die Gäste seiner Frau vor, die sie
    noch nicht kennt. Die junge Frau tut das gleiche. Bei dieser Vorstellung
    ist es überflüssig, den Namen des Ehemannes oder der jungen Ehefrau
    zu nennen. Jeder kennt ihn ja wahrscheinlich.
    In Frankreich tragen sich in der Sakristei auch Trauzeugen ein. Sie
    wollen damit ihre Liebe zu dem jungen Paar ausdrücken. Für
    aussergewöhnliche Hochzeiten legt man dort in der Sakristei
    Gästebücher auf, in die die Zuschauer ihre Namen eintragen. So weiss
    man

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