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Der Gute Ton 1950

Der Gute Ton 1950

Titel: Der Gute Ton 1950 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans H. Wiese
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zu
    entschliessen, als eine komische Figur für ein ganzes Stadtviertel zu
    werden.
    Niemand hat das Recht, mit den Nerven seiner Kinder zu spielen, sie
    werden in einer solchen Umgebung für immer die Ueberzeugung
    gewinnen, dass eine Ehe die Hölle auf Erden ist. Wenn die Eltern
    einmal geschieden sind, werden sie unnötige Diskussionen über das
    Thema vermeiden, wer die Kinder erzieht und aufzieht. Sie werden die
    Entscheidung des Gerichtes annehmen. Während der Besuche der
    Kinder bei dem einen oder anderen Elternteil wird keiner der Eltern
    die Kinder über das neue Leben seines früheren Partners aushorchen.
    Auch die Schuld der Trennung wird man nicht dem anderen Teil
    zuschieben. Die Scheidung soll den Kindern als ein Zustand erklärt
    werden, an dem niemand Schuld ist. Jeder der Eltern ermahnt die
    Kinder, ihre Kindespflicht so gut wie möglich zu erfüllen. Man soll
    nicht vergessen, dass die Kinder häufig ein richtigeres Urteil haben als
    viele Erwachsene. Sie glauben an den Hl. Nikolaus nur solange es
    ihnen gefällt, — und solange sie ein Interesse haben daran zu glauben.
    Eine geschiedene Frau trägt ihren Ehering nicht mehr. Sie nimmt
    häufig ihren Mädchennamen wieder an, behält aber den Titel »Frau«.
    Sie kann ihren Ehenamen behalten, wenn sie einen Beruf hat und unter
    diesem Namen schon bekannt ist. Es könnte für sie, ihrer Kundschaft
    und ihren Beziehungen gegenüber nachteilig sein, wenn sie von einem
    Tag zum andern ihren Namen wechselt. Man schickt keine
    Scheidungsanzeige, — leider —, denn das ist für die Umwelt oft
    unangenehm! Es wäre unklug, Aerger oder Enttäuschung zu zeigen,
    wenn Bekannte einen geschiedenen Mann nach seiner Frau fragen oder
    eine geschiedene Frau nach ihrem früheren Mann, weil sie nicht
    wissen, dass sich die Eheleute in der Zwischenzeit getrennt haben. Es
    ist lächerlich in diesem Fall zu antworten, »dass man mit einem
    solchen Kerl oder einer solchen Frau nichts mehr zu tun haben will«.
    Es ist klüger, einfach ohne Aufregung zu sagen, dass die Ehe
    geschieden ist. Die Bekannte, die un-bewusst den Fehler gemacht hat,
    wird sich entschuldigen, eine solche Frage gestellt zu haben und wird
    sofort das Thema wechseln, wenn sie gut erzogen ist. Sie verlangt keine
    weiteren Erklärungen, besonders nicht in einem Ton, der klar sagt:
    »Ach erzählen Sie mir das Unglück, ich werde bestimmt viel Freude
    haben.«
    TRAUERFÄLLE.
    Die Regeln über die Trauer haben sich vereinfacht. Man hat endlich
    verstanden, dass wahres Leid sehr gut des äusserlichen Ausdrucks
    entbehren kann, der häufig nur vorgetäuscht ist.
    DIE STERBESAKRAMENTE.
    Wenn der Pfarrer den Kranken besucht, um ihm die
    Sterbesakramente oder die letzte Oelung zu spenden, stellt man in
    beiden Fällen einen Tisch an das Bett des Kranken. Dieser Tisch ist mit
    einem weissen Tuch bedeckt. Darauf stehen ein Kruzifix, etwas
    Weihwasser, ein paar Zweige Buchsbaum und zwei brennende Kerzen.
    Eine bereitstehende Schale Wasser wird dem Pfarrer erlauben seine
    Finger zu reinigen. Man schüttet dieses Wasser nachher in das Feuer.
    Auf die Brust des Kranken legt man ein weisses Tuch. Man vergisst
    nicht, dem Pfarrer Watte zu reichen, damit er das Oel abwischen kann.
    ANKÜNDIGUNG DES ABLEBENS.
    Den Verwandten und Freunden soll die Nachricht von dem Ableben
    eines Menschen sofort mitgeteilt werden. Den jüngeren oder am
    wenigsten betrübten Mitgliedern der Familie fällt die Aufgabe zu,
    diese Nachricht durch Telegramm oder durch Telefon
    bekanntzugeben. Wenn es möglich ist, kann man auch einen Boten
    schicken, besonders wenn man die Nachricht schonungsvoll
    übermitteln will. Man soll aber nicht vergessen, dass wir eine Pflicht
    dem Toten gegenüber erfüllen, wenn wir die anderen be-nachrichten.
    Die Läden eines Hauses, in dem ein Toter liegt, bleiben geschlossen, bis
    die Leiche abgeholt wird. Man wird auch nur mit leiser Stimme
    sprechen. Verwandte und nahe Freunde bieten sich an, die Totenwache
    zu halten. Sie sollen aber nicht darauf bestehen.
    DIE TODESANZEIGE (Brief und Zeitung).
    Sie wird auf weissem Papier mit schwarzem Rand gedruckt. Man
    versendet eine Todesanzeige an alle Leute, die irgendwelche
    Beziehungen zu dem Verstorbenen gehabt haben. Auch die Nachbarn
    oder Kunden, wenn es sich um einen Geschäftsmann handelt, erhalten
    eine Anzeige. Heutzutage ersetzt ein Inserat in der Zeitung häufig den
    schwarz umrandeten Brief. Wenn man mit der Beerdigung geht,
    beantwortet man die

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