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Der Gute Ton 1950

Der Gute Ton 1950

Titel: Der Gute Ton 1950 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans H. Wiese
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Todesanzeige nicht. Wenn man einen
    Beileidsbrief schicken will, schreibt man ihn auf weissem Papier, ohne
    schwarzen Rand, wenn man nicht selbst in Trauer ist. Man darf kein
    Beileid auf einer Visitenkarte ausdrücken.
    DIE BEERDIGUNG.
    Hinter dem Sarg gehen zuerst die Verwandten, die nächsten
    Verwandten gehen zuerst. Man spricht am Friedhof das Beileid erst
    aus, wenn der Sarg mit Erde bedeckt ist. Man kann das Beileid auch
    schon in der Kirche ausdrücken. Die Herren, die bei einem Begräbnis
    meist einen Zylinder tragen, nehmen ihn am Grab ab. Bei einem
    israelitischen Begräbnis behält man den Hut auf. In vielen Gegenden
    ist es heute noch Sitte, aus Ehrfurcht vor den Toten den Hut
    abzunehmen, wenn man einem Leichenzug in der Strasse begegnet.
    Dies scheint uns eine sehr schöne Sitte. In Frankreich begleitet in den
    meisten Gegenden die Ehefrau den Leichenzug ihres verstorbenen
    Mannes nicht.
    DER BEILEIDSBESUCH.
    Man besucht seine Freunde, auch wenn man dem Begräbnis
    beigewohnt hat. Bei diesem Besuch wird nichts angeboten, es schickt
    sich nicht in einem Haus, indem soeben jemand gestorben ist. Auf dem
    Land ist es genau das Gegenteil, dort wird nach der Beerdigung ein
    Essen serviert. Es ist für die Verwandten und Bekannten bestimmt, die
    von weit her gekommen sind. Dieses Essen soll aber ganz einfach sein,
    häufig wird aber auf dem Land ein richtiges Festessen daraus. Bei
    einem Beileidsbesuch sprechen die Besucher nicht zuerst von dem
    Toten. Sie warten, bis die Verwandten davon anfangen. Die Besucher
    nehmen eine andächtige, arnste Haltung ein und sprechen einige
    herzliche Worte. Man versucht, soweit es möglich ist, die Verwandten
    zu trösten.
    DIE TRAUERKLEIDUNG.
    Auch wenn man nicht zu der Familie des Verstorbenen gehört, wird
    man auf einer Beerdigung dunkle Farben tragen. Eine Dame wird
    unbedingt in Schwarz erscheinen, ein Herr kommt möglichst in
    Schwarz, vermeidet aber unbedingt hellere Farben als dunkelgrau. Er
    trägt nur schwarze Schuhe, aber keine Lackschuhe. Er wird immer in
    seiner Garderobe etwas finden, was für diese traurige Gelegenheit
    passend ist.
    Der Kleidermangel der Kriegszeit und der amerikanische Einfluss
    haben die Regeln über die Trauerkleidung gelockert. Man sieht fast nie
    mehr einen Herrn, der in der Trauerzeit ganz schwarz gekleidet ist. Er
    trägt meistens einen Trauerflor und eine schwarze Kravatte. Den
    Trauerflor trägt man am linken Arm oben. Im allgemeinen hat jemand,
    der in Trauer ist, keine Lust helle Farben zu tragen, aber es ist nicht
    nötig, dass jedermann auf den ersten Blick merkt, dass man in Trauer
    ist. Die Arbeit muss wie vorher weitergehen, und wir können nicht
    unsere Umgebung ständig an das Unglück erinnern, das uns getroffen
    hat. Wir glauben, dass das moderne hastige Leben uns berechtigt, auf
    viele der Aeusserlichkeiten zu verzichten, die früher zu einem
    Trauerfall gehörten. Ohne den Toten schnell zu vergessen, sollten wir
    doch versuchen, unser tägliches Leben wie bisher weiter zu leben, so
    wie er es wahrscheinlich gewünscht hätte. Früher war die Trauer
    besonders für die Frauen recht streng, und der Tod eines Vaters oder
    eines Gatten verbot ihnen, vor Ablauf einer dreimonatigen Trauerzeit
    überhaupt das Haus zu verlassen. Diese Einschlies-sung wäre heute
    schon garnicht mehr möglich, weil eine Witwe gezwungen ist, für sich
    und die Kinder zu sorgen. Sie kleidet sich natürlich auch in Schwarz,
    wird aber nicht jeden Tag ihren Trauerschleier tragen. Die Trauerzeit
    ist üblicherweise ein Jahr, es gibt Länder, in denen sie auf zwei Jahre
    festgesetzt ist. Eine Witwe oder ein Witwer trägt ein Jahr tiefe Trauer
    und ein weiteres Jahr Halbtrauer. Die Trauerzeit verkürzt sich, den
    persönlichen Gefühlen nach und je nach dem Grad der
    Verwandtschaft.
    Man darf aber nie in Trauerkleidung heiraten. Wenn einer der
    Ehegatten in Trauer ist, sollte am Tag nach der Hochzeit der neue
    Ehepartner Trauer anlegen, gerade als hätte er seit dem Tag des
    Todesfalles schon Trauer getragen. Wir erinnern daran, dass nur matte
    Stoffe Trauerstoffe sind; Satin zum Beispiel darf nicht zu einem
    Trauerkleid verwandt werden. Eine Dame trägt zu einem Trauerkleid
    auch keinen Schmuck und keine Blumen.
    DAS AUSGEHEN WÄHREND DER TRAUERZEIT.
    Es gab eine Zeit, die sehr streng über einen Trauernden urteilte, wenn
    er irgendwo unter Menschen erschien. Jetzt ist man verständiger
    geworden und versucht, Freunden und Bekannten zu helfen,

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