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Der Hammer der Götter

Der Hammer der Götter

Titel: Der Hammer der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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gewarnt, so wie alle anderen vor ihnen, aber sie haben diese Warnung missachtet.«
    »Weil sie sich für unbesiegbar gehalten haben«, vermutete Torben.
    »Und das waren sie«, bestätigte Thor. »Sie waren Titanen, mein Freund, unbesiegbar und gewaltiger als alle anderen, die es jemals vor ihnen gab, und jemals danach. Sie glaubten, die Götter selbst herausfordern zu können, und sie haben es getan, indem sie hierher kamen und diese Stadt bauten. Und sie haben dafür mit ihrem Leben und dem ihres ganzen Volkes bezahlt. Du hast gesehen, was aus ihnen geworden ist. Diese Insel hat sie gefressen. Und dasselbe wird uns passieren, wenn wir hierbleiben. Jedem einzelnen von uns.«
    Er hatte erwartet, dass Torben mit einem Lachen auf diese Geschichte reagierte, oder mit einer seiner gewohnten spöttischen Bemerkungen. Aber er fragte nur ernst: »Auch mit dir?«
    Er sah den Schattenmann unter dem Tor an und las die Antwort auf Torbens Frage in seinen unsichtbaren Augen. Nein. Aus ihm würde etwas ungleich Schlimmeres werden. Vielleicht das, was er schon war.
    »Woher weißt du das alles?«, fragte Torben, nachdem er seine erste Frage nicht beantwortet hatte. »Du warst niemals hier.«
    Thor stand auf. »Ich war immer hier, mein Freund«, murmelte er.
    Torben machte ein zweifelndes Gesicht und stemmte sich ächzend auf die Füße, bevor er antwortete: »Unsinn! Hast du vergessen, dass ich dich besser kenne als dein Weib? Du warst niemals hier!«
    Gegen seinen Willen musste Thor lächeln. »Sag so etwas nicht, wenn Urd dich hören kann. Es könnte deiner Gesundheit abträglich sein.«
    »Hat dir Urd die Windeln gewechselt, als du ein Säugling warst, oder ich?«, schnaubte Torben. »Hat sie dir das Laufen beigebracht und dir deinen ersten Bogen geschenkt?« Er beantwortete seine eigene Frage mit einem heftigen Kopfschütteln, was vielleicht keine so gute Idee war, denn er verzog sofort schmerzhaft die Lippen. Trotzdem fuhr er fort: »Ich war Zeit deines Lebens an deiner Seite. Also erzähl mir nicht, du wärst an einem Ort gewesen, an dem ich nicht war.«
    Und doch war es so, dache Thor, sprach diese Antwort aber nicht mehr laut aus. Torben würde es nicht verstehen, und wie konnte er das auch, wo er doch selbst plötzlich nicht mehr ganz sicher war, wer er überhaupt war. Vielleicht war alles falsch. Vielleicht war die Erinnerung an den Bauernjungen, der eines Tages auf die Jagd gegangen und dem Tod begegnet war, ja nichts als ein Traum gewesen. Vielleicht war das hier ja die Wirklichkeit, und alles andere nur etwas, das hätte sein können.
    »Lass uns gehen.«
    Torben war mit dieser Antworten nicht zufrieden, das sah er ihm an, aber er protestierte auch nicht mehr, sondern schürzte nur trotzig die Lippen und wandte sich ab, um mit hängenden Schultern loszuhumpeln. Sein Bein blutete immer noch, wenn auch nicht mehr ganz so stark wie bisher.
    Auf der anderen Seite fiel die Hügelkette fast sanft ab, was Thor mehr denn je an eine natürliche Schanze denken ließ, mit der sich diese ganze Insel gegen die unerwünschten Eindringlinge zu schützen versuchte. Das Gehen fiel ihm hier leichter, und auch der erstickende Druck auf seine Seele ließ mit jedem Schritt weiter nach, den sie sich von der Stadt entfernten. Als hätte es hinter diesen düsteren Mauern etwas gegeben, das ihm das Atmen schwer machte; und das Leben.
    Vor ihnen – gar nicht einmal mehr weit – lag nun wieder Wald, der ebenso dicht und unwegsam aussah wie der, durch den sie hergekommen waren, aber irgendwie ... lebendiger zu sein schien (Thor fand keine passendere Bezeichnung, sosehr er sich auch bemühte) und manchmal blitzte etwas hell und silbern zwischen den Stämmen auf. Ein Fluss?
    »Ich habe ihn schon auf dem Hinweg bemerkt«, sagte Torben, der die Frage vorauszuahnen schien. »Es muss derselbe sein, den wir von diesem Felsen aus gesehen haben. Er mündet nur ein kleines Stück von unserem Liegeplatz entfernt im Meer.«
    »Und du bist sicher, dass es derselbe Fluss ist?«
    »Nein«, antwortete Torben. »Aber dass er in dasselbe Meer fließt.«
    »Möglicherweise auf der anderen Seite.«
    »Lieber schwimme ich einmal um die Insel herum, statt noch einem von diesen ... Dingern zu begegnen«, schnaubte Torben.
    Zumal er keine Waffe mehr hatte. Das zerbrochene Schwert hatte er weggeworfen, und sie waren beide zu entsetzt gewesen (und zugleich zu erleichtert), noch am Leben zu sein, als dass sie auch nur auf den Gedanken gekommen wären, die Waffe eines

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