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Der Hase aus Amerika und andere Beziehungskisten (German Edition)

Der Hase aus Amerika und andere Beziehungskisten (German Edition)

Titel: Der Hase aus Amerika und andere Beziehungskisten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Schröter
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Gedanken beiseite und
lächelnd betraten sie das Schulgelände.
     
    Während sie warteten, ertönte plötzlich durch ein Megafon
die Stimme der Schuldirektorin. Nachdem das übliche Begrüßungszeremoniell
abgeschlossen war, wurden ihnen die Lehrerinnen vorgestellt. Er beäugte sie
kritisch. Ob sie wohl dazu geeignet waren, seine einzige Tochter anständig auf
das Leben vorzubereiten? Die erste Lehrerin sagte ihm nicht besonders zu,
erinnerte sie ihn doch an einen Drachen aus seiner eigenen Schulzeit.
     
    Die Zweite gefiel ihm schon etwas besser. Aber leider rief
auch sie den Namen seines Kindes nicht auf. Erst bei der dritten Lehrerin waren
sie an der Reihe.
     
    Die Frau war schon älter, mit grauen Locken, hatte aber ein
warmes und freundliches Lächeln. Nun gut, jetzt würde er sein Kind hergeben
müssen. Ob sie seinen Wunsch, sie bei sich zu behalten, spürte?
     
    Jedenfalls schien sie überrascht, als er ihr leise zuflüsterte,
dass sie nun allein zu ihrer neuen Klasse gehen müsse. Er sah, wie die Lehrerin
sich zu ihr hinunter beugte, ihr die Hand gab, lächelte und sich vorstellte.
     
    Er sah, dass die Angst auf dem kleinen Gesicht seiner
Tochter einem Strahlen wich, und er entspannte sich.
     
    Die Lehrerin wies mit dem Finger auf das Gebäude am linken
Ende des Schulhofes und er sah, wie die Kinder ihr im Entenmarsch folgten.
    Ihm kamen vor Rührung die Tränen.
     
    Nachdem sich seine Begleiterin und er, zusammen mit
zahllosen anderen Eltern, eine Weile die Beine
    in den Bauch gestanden hatten, sah er sie mit roten Wangen
wieder aus dem Haus kommen. Kurz blickte sie sich um, dann stürmte sie auf ihn
zu.
     
    Für heute hatte er es geschafft. Für heute hatte er sie
wieder.
     
    Schnell machte er noch ein paar Erinnerungsfotos. Er wusste,
dass sie nicht gern von ihm fotografiert wurde. Es dauerte ihr zu lange, bis er
den Fotoapparat optimal eingestellt hatte. Aber heute ließ sie es geduldig über
sich ergehen.
     
    Für den späten Nachmittag hatte er einen Tisch im Restaurant
des Fernsehturmes, ganz oben, reservieren lassen. Eigentlich war das ein
bisschen zu besonders für seinen Geldbeutel gewesen, aber er arbeitete in der
näheren Umgebung des Turmes und jedes Mal, wenn sie ihn bei der Arbeit besucht
hatte, hatte sie fasziniert dort hinaufgeblickt. So hatte er gedacht, würde es
ihr sicher gefallen, einmal mit dem endlosen Fahrstuhl dort hinaufzufahren.
     
    Er behielt recht. Sie vergaß fast ihr Essen. Immer wieder
blickte sie hinaus und wollte wissen, welchen Teil der Stadt man jetzt gerade
sehen könnte. Er hatte ihr zuvor erklärt, dass das Restaurant sich ganz langsam
drehen würde, während sie dort säßen.
     
    Zum Nachtisch schenkte er ihr eine silberne Kette mit einem
kleinen Herz aus Rosenquarz. Als er die Kette um ihren zarten Hals legte,
wünschte er, der Anhänger möge sie ein Leben lang an diesen besonderen Tag
erinnern.
    Und ein wenig auch an ihn.

Mutterliebe
    Es war Wochenende. Frau Besler fuhrwerkte mit ihrem kleinen
Eimer, Schaufel, Harke und Gartenschere bewaffnet, im Vorgarten herum. Dieser
Eimer war ihr wichtigstes Utensil. Er war ihr Schlüssel zur Nachbarschaft und
zu deren Neuigkeiten. Gern spähte sie von ihrem Platz am Wohnzimmerfenster aus,
auf die davor liegende kleine Straße. Sobald ein Nachbar in Sicht war, griff
Sie nach ihrem Eimer, legte ein wenig Müll hinein, und eilte zur Tür hinaus. Auf
ihrem Weg zum Abfalleimer kreuzte sich dann, wie zufällig, ihr Weg mit dem des
Nachbarn. Und schon wurde dieser, ob er nun wollte oder nicht, in ein Gespräch
mit ihr verwickelt.
     
    Die meisten Nachbarn wollten dies nicht. Sie hatten ihre
eigenen Sorgen und mochten Frau Beslers Geschichten über ihren Sohn gar nicht
hören. Da sie aber eine alte Frau, und ansonsten stets freundlich und
hilfsbereit war, blieb hin und wieder doch ein Nachbar stehen und hielt ein
Pläuschchen mit ihr.
     
    Wochentags stand Frau Beslers Häuschen leer. Vor vielen
Jahren hatte sie mit ihrem Mann und ihrem Sohn Günther darin gewohnt. Er war
nicht der beste Ehemann gewesen, aber er hatte eine Lebensversicherung
abgeschlossen, starb früh und so kam es, dass Frau Besler alleinige Besitzerin
eben dieses Häuschens wurde.
     
    Eine Zeit lang wohnte Frau Besler regelmäßig in ihrem Haus.
Ihr Sohn Günther war mit achtundzwanzig Jahren ausgezogen. Er hatte eine, wie
sie fand, schreckliche Frau geheiratet und mit dieser drei Kinder in die Welt
gesetzt.
     
    Es war leer geworden, in dem kleinen

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