Der Hase mit den Bernsteinaugen
deine Kette< … Und nachdem er uns geschickt ein paar mehr ins einzelne gehende Fragen gestellt hatte, rief er aus: >Achtung! Achtung!< oder wenn es das arme Opfer selbst war, das er durch ein wohlgetarntes Verhör … zum Eingestehen seiner Herkunft gezwungen hatte, begnügte er sich, um uns zu zeigen, daß er sich nicht getäuscht hatte, uns anzuschauen und dabei die Melodie
Dieses scheuen Israeliten
Schritte leitet ihr also hierher! kaum hörbar zu summen.«
Es gab Duelle. Obwohl gesetzlich verboten, waren sie nichtsdestotrotz beliebt bei jungen Adeligen, Mitgliedern des Jockey-Clubs und Offizieren. Viele der Streitigkeiten waren nichtig, Territorialkämpfe unter jungen Männern. Eine herabsetzende Bemerkung über ein Rennpferd, das den Ephrussi gehörte, in einem Artikel in Le Sport hatte einen Streit mit dem Journalisten zur Folge, »der zu einem Wortwechsel und schließlich einem feindseligen Rencontre« mit Michel Ephrussi führte.
Einige dieser Streitereien allerdings enthüllen die zunehmenden, alarmierenden Risse in der Pariser Gesellschaft. Mochte auch Ignaz ein geübter Duellant sein, so galt es doch als besondere jüdische Schwäche, einen Kampf abzulehnen. Ein hämischer Bericht erzählt ein Beispiel: Ein Geschäft zwischen Michel und dem Grafen Gaston de Breteuil endete mit beträchtlichen Verlusten für den Grafen. Michel, der Geschäftsmann, sah darin keinen Anlass für ein Duell und verweigerte Satisfaktion. Als der Graf nach dieser Abfuhr nach Paris zurückkehrte, traf er, so kursierte die Geschichte in den Clubs, Ephrussi »und zwickte dessen Nase mit den Banknoten, die den Fehlbetrag ausmachten; die Klammer, mit denen sie zusammengehalten waren, versetzte dem Rüssel des großen Weizenhändlers ein paar arge Kratzer. Er legte seine Mitgliedschaft im Club in der Rue Royale zurück und ließ unter den Armen von Paris eine Million Francs verteilen …« Das wird als Komödie wiedergegeben - reiche Juden, ordinär und ehrlos, und ihre Nasen.
Sie sind keinesfalls über jeden Tadel erhaben; Juden wissen einfach nicht, wie man sich benimmt.
Michel focht einige erbitterte Duelle mit dem Comte de Lubersac aus; Grund war ein Cousin aus dem Haus Rothschild, dessen Ehre gekränkt worden und der zu jung war, um sich selbst zu verteidigen. Eines fand auf der Insel Grande Jatte in der Seine statt. »Beim vierten Vorstoß wurde Ephrussi an der Brust verwundet, der Degen des Grafen hatte eine Rippe getroffen … Der Graf attackierte von Anfang an heftig, und die Kombattanten trennten sich am Ende ohne den üblichen Händedruck. Der Graf verließ den Ort in einem Landauer und wurde mit Zurufen wie >A bas les j uifs!< und >Vive l’Armee< bedacht.«
Für Juden in Paris wurde es immer schwieriger, ihre Namen und ihre Familienehre zu verteidigen.
»Ein sehr brillantes Five o’clock «
Im Oktober 1891 brachte Charles seine Netsuke in eine neue Wohnung in der Avenue d’Iena. Das Haus Nummer 11 ist größer als das Hotel Ephrussi in der Rue de Monceau und wirkt von außen nüchterner - keine Girlanden, keine Urnen. Es ist so groß, dass es praktisch unsichtbar ist. Ich stehe davor und betrachte es. Die Abstände zwischen den Etagen sind größer: Diese Räume besitzen Volumen. Charles zog mit seinem Bruder Ignaz drei Jahre nach dem Tod ihrer verwitweten Mutter hierher. Ich versuche es auf gut Glück, läute an und schildere einer Frau mit einem gewandten, unerschütterlichen Lächeln meine Mission; sie entgegnet mir ganz langsam, dass ich mich irre, hier wohnten ganz andere Leute, das sei privat, und von jener Familie habe sie nie etwas gehört. Sie sieht mir nach, bis ich wieder auf der Straße bin.
Ich bin wütend. Eine Woche später entdecke ich, dass das Haus der Brüder in den 1920er Jahren abgerissen und neu erbaut wurde.
Diese Gegend ist noch vornehmer als die Rue de Monceau. Es ist erst zwanzig Jahre her, seit die Ephrussi nach Paris gekommen sind, nun aber fühlen sie sich etabliert und sicher. Das Haus der beiden Junggesellen stand etwa 270 Meter abwärts vom pompösen Herrenhaus Jules’ und Fannys mit seinen Ährenverzierungen über den Fenstern und den verschlungenen Initialen über dem riesigen Hofeingang. Louises Palais befand sich gerade gegenüber, in der Rue Bassano. Es ist die Gegend an der Anhöhe nördlich des Champ de Mars, wo eben der Eiffelturm errichtet worden war. Dort musste man damals wohnen, am »Hügel der Künste«, wie es hieß.
Charles’ Geschmack wandelte sich
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