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Der Hauch von Skandal (German Edition)

Der Hauch von Skandal (German Edition)

Titel: Der Hauch von Skandal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Cornick
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den Schiffbruch abzuwarten.“ Er nickte Dev zu. „Bring die Sägen.“
    Als Dev davonrannte, drehte Alex sich um und sah, dass Joanna an Deck gekommen war. Er unterdrückte einen Fluch und wünschte, er hätte ihr befohlen, in der Kajüte zu bleiben, anstatt sie aufzufordern, sich anzuziehen. In einem solchen Moment konnte er keine nervösen Ausbrüche gebrauchen.
    „Alex!“ Joanna kam zu ihm und legte ihm die Hand auf den Arm. Sie war blass. „Was geht hier vor?“
    „Nichts“, wehrte er ab. „Geh wieder nach unten.“
    Er hatte ziemlich schroff gesprochen und sah jetzt, wie Joanna trotzig das Kinn reckte. Ihre violetten Augen funkelten verärgert. „Nein, das werde ich nicht tun. Nicht, solange du mir nicht sagst, was los ist.“
    „Das Schiff ist vom Eis eingeschlossen, Lady Grant“, schaltete Purchase sich ein. „Lord Grant wird uns eine Fahrrinne durchs Eis in offenes Wasser schneiden.“
    Joanna warf ihm einen kurzen Blick zu und sah dann wieder Alex ins Gesicht. „Ist das nicht ziemlich gefährlich?“, flüsterte sie.
    „Ja“, bestätigte Alex, „das ist es. Aber wenn ich es nicht tue, werden wir alle umkommen.“ Er hörte Purchases gemurmelten Protest, nicht wegen der Wahrheit seiner Worte, sondern wegen seiner schonungslosen Formulierung.
    Joanna erblasste noch mehr. Ihre Augen schimmerten jetzt wie helle Saphire. Alex beobachtete sie abwartend. „Du könntest ertrinken“, sagte sie, und das war keine Frage. Sie sah von Alex zu Purchase und auf die bereitstehende Mannschaft hinter ihnen – Dev mit den Eissägen, die Männer mit Seilen und Strickleitern.
    Alex entging nicht, wie sie erschauerte, als die allgemeine Anspannung sich auf sie übertrug. Sein Herz klopfte schneller, er musste jetzt endlich anfangen und die Sache hinter sich bringen.
    „Ich hätte nicht gedacht, dass ich schon so bald wieder Witwe werden könnte“, fuhr Joanna fort. „Das gefällt mir ganz und gar nicht.“ Sie packte Alex am Kragen und zog ihn zu sich. Ihr warmer Atem streifte seine Lippen. „Sei vorsichtig“, flüsterte sie. In ihren Augen lag ein Ausdruck, bei dem sein Herzschlag ins Stocken geriet. Sie küsste ihn auf die Wange, ließ ihn los und ging hinüber an die Reling, keinen Zweifel daran lassend, dass sie notfalls den ganzen Tag dort ausharren würde.
    Die Männer grinsten, und Purchase zwinkerte Alex verstohlen zu. „Sieht so aus, als hättest du einen Grund, heil wieder zurückzukommen, Grant“, sagte er leise.
    „Ja.“ Alex blickte zu Joanna hinüber. Jemand hatte ihr eine Decke und einen Becher Kakao gebracht. Jetzt saß sie zusammengekauert in einer Ecke an Deck, eine kleine, aber würdevolle Gestalt. Sie beobachtete ihn. Ein warmes Gefühl regte sich in seinem Innern.
    Jemand, für den es sich zu leben lohnte …
    Viel zu lange Zeit hatte er nicht geglaubt, es könnte etwas geben, für das es sich zu leben lohnte.
    Dev warf die Strickleiter aus, und Alex kletterte über die Reling.
    Joanna fror heftiger als je zuvor in ihrem Leben. Ihr war, als wären ihre Hände trotz der pelzbesetzten Handschuhe an der Reling festgefroren wie ein Vogel an einem Zweig. Die Kälte drang ihr bis in die Knochen und schien sogar ihr Blut gefrieren zu lassen.
    Sie konnte nicht fassen, dass die wunderschöne Landschaft, in die sie sich am Vortag verliebt hatte, sich in diese unwirtliche graue Wildnis mit tief hängenden Wolken und eisigem, schneidendem Wind verwandelt hatte. Nur quälend langsam kamen sie im Eisfeld voran. Mit klopfendem Herzen hatte sie Alex und Devlin beobachtet, wie sie auf den Eisschollen balancierten und eine scheinbar winzig schmale Rinne aus dem Eis sägten. Zentimeter für Zentimeter steuerte Owen Purchase die Sea Witch vorwärts, die Segel so gesetzt, dass die Brise sie vorantreiben konnte, gleichzeitig aber darauf bedacht, dass der Wind sie nicht weiter ins Eis hineindrängte. Jedes Knarren, jedes Aufstöhnen des Schiffs wurde begleitet vom Krachen des Eises, das am Rumpf entlangschrammte und sich hinter dem Heck wieder zu einer Eisdecke schloss. Und vor ihnen lag, scheinbar immer außer Reichweite, der lockende blaue Streifen Wasser, der die Rettung bedeutete.
    „Du bist jetzt schon den ganzen Tag hier draußen“, hatte Lottie geschimpft, die irgendwann in drei Schichten Seehundfell und mit einer heißen Brühe für Joanna aufgetaucht war. „Komm unter Deck, ehe du dir noch den Tod holst.“
    „Ich kann nicht“, hatte Joanna bibbernd erwidert. „Erst muss ich wissen, dass

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