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Der Hauch von Skandal (German Edition)

Der Hauch von Skandal (German Edition)

Titel: Der Hauch von Skandal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Cornick
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auf sich zog. Sie ignorierte Dev demonstrativ und machte ein großes Theater beim Aussteigen aus dem Boot. Sie bestand darauf, dass Purchase sie zum Strand und zu den dort wartenden Pferden trug, damit sie sich ihr Reitkostüm nicht durchnässte.
    „Was soll denn das sein?“, fragte sie unwillig und zeigte auf die zottigen Ponys, die der russische Pomorenführer für sie zum Strand gebracht hatte. „Das sind doch keine Pferde.“
    „Hochgezüchtete Pferde würden sich in diesem Terrain die Beine brechen“, erklärte Alex, „während diese zähen kleinen Ponys bestens dafür geeignet sind. Haben Sie es sich mit dem Reiten etwa anders überlegt, Mrs Cummings?“
    „Nein“, wehrte Lottie hastig ab. Sie schenkte Purchase ein betörendes Lächeln und schmiegte sich geradezu aufreizend an ihn, als er sie in den Damensattel hob. „Schließlich möchte ich etwas von der Landschaft sehen.“
    „Du wirst nur die Hälfte von der Landschaft sehen, wenn du im Damensattel sitzt, Lottie“, gab Joanna zu bedenken, als Alex ihr beim Aufsteigen half. „Möchtest du nicht lieber auch so wie ich reiten?“
    „Nicht auf einem Pferd, nein danke“, erwiderte Lottie, und Dev wurde prompt rot.
    Joanna schwang sich geschickt aufs Pferd, und Alex und Dev tauschten einen überraschten Blick. Sie nahm dem Führer die Zügel ab und bedankte sich bei ihm liebenswürdig auf Russisch. Alex klappte buchstäblich der Kiefer herunter, und der Mann strahlte über das ganze Gesicht. Als sie den ungläubigen Gesichtsausdruck ihres Mannes bemerkte, errötete sie. „Merryn hat mir ein paar Sätze auf Russisch beigebracht, bevor wir England verlassen haben“, erklärte sie. „Ich dachte, das könnte hilfreich sein. Obwohl ich nicht sehr gut bin“, fügte sie hinzu. „Wahrscheinlich wird man mich gar nicht verstehen.“
    Alex war fassungslos. Auch schämte er sich ein wenig, weil er geglaubt hatte, Joanna wäre viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um überhaupt daran zu denken, eine fremde Sprache zu lernen. Er sah, wie Owen Purchase Joanna anlächelte. Stolz breitete sich in ihm aus, aber auch ein jähes Gefühl der Eifersucht. Er lenkte sein Pony neben Joannas und drängte den anderen Mann dadurch ab.
    Sie ritten den ganzen Tag. Das Wetter war gut, Spitzbergen zeigte sich von seiner schönsten Seite. Eine leichte Brise wehte sanft und mild von Süden her. Zwischen den schwarzen Felsen wuchsen winzige gelbe Mohnblumen.
    „Dort wächst Hahnenfuß“, sagte Alex. „Im Sommer blüht er hier überall.“
    „Wie bezaubernd“, rief Joana aus. „Sieh doch nur, Lottie!“
    „Liebste, ich kann wirklich nicht ins Schwärmen geraten wegen einer Pflanze, die so klein und grün ist.“
    Den ganzen Tag über sahen sie keine Menschenseele. Anfangs war Joanna sehr gesprächig. Sie bewunderte die Landschaft und stellte Fragen, aber im Lauf des Tages wurde sie schweigsamer, und am Nachmittag konnte Alex sehen, dass sie vor Müdigkeit im Sattel schwankte. Er versuchte sie zu überreden, auf dem Vorratskarren weiterzureisen, doch sie presste nur störrisch die Lippen aufeinander und sagte, sie wolle lieber reiten. Alex bewunderte ihre Entschlossenheit, gleichzeitig hätte er sie am liebsten wegen ihrer Sturheit geschüttelt.
    „Du musst nichts beweisen“, bemerkte er, als sie anhielten, um die Pferde zu tränken. „Liebe Güte, du hast mich bereits im Schach geschlagen und gezeigt, dass du das Durchhaltevermögen besitzt, stundenlang durch unwegsames Gelände zu reiten.“ Er zeigte auf den Karren, auf dem Lottie schlecht gelaunt zwischen den Packkisten saß. „Nun ruh dich doch ein wenig aus, um Himmels willen!“
    „Es wäre kein Ausruhen, wenn ich mir ständig Lotties Klagen anhören müsste.“ Joanna schwang sich schon wieder in den Sattel. „Und so ein Karren ist auch nicht unbedingt ein Transportmittel, an das ich mich gewöhnen könnte.“ Plötzlich lächelte sie. „Weißt du, Lotties guter Ruf wegen ihres Stilgefühls wäre für immer ruiniert, wenn es sich in London herumsprechen würde, dass sie neben einem Sack trockener Kekse gereist ist.“
    Als Alex schließlich an einer kleinen Bucht haltmachen ließ, sah er, dass Joanna schon beinahe im Sattel eingeschlafen war. Er hob sie behutsam vom Pferd und empfand Zärtlichkeit und Mitgefühl für sie, aber auch eine Spur Gereiztheit. Sie war inzwischen blass vor Müdigkeit. „Das hast du dir einzig und allein selbst zuzuschreiben“, sagte er schroffer als beabsichtigt, seltsam

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