Der Hauch von Skandal (German Edition)
gleichen Holz geschnitzt, sie wollen alle nur unterwürfige Frauen.“
„O je.“ Lotties dunkle Augen funkelten boshaft. „Du musst mit Lord Grant wirklich auf dem Kriegsfuß stehen, wenn du ihn mit David vergleichst.“
„Wie könnte es auch anders sein?“, fragte Joanna. „Lord Grant hat versprochen, dafür zu sorgen, dass mir niemand eine Passage nach Spitzbergen anbietet. Allerdings hoffe ich, dass ich doch noch jemanden überreden kann, mich mitzunehmen.“ Sie seufzte. „Ich habe das Gefühl, das alles wird ziemlich kostspielig werden.“
„Nun, ich kenne das perfekte Schiff für dich!“ Lottie schob sich eine glasierte Mandel in den Mund und zerbiss sie geräuschvoll. „Leider hat der gute Mr Cummings sich geweigert, Lord Grants reizenden jungen Cousin bei seinem hanebüchenen Plan zu unterstützen, Goldschätze in Mexiko zu suchen – was wiederum bedeutet, dass der arme Devlin bis zum Hals in Schulden steckt. Weißt du, dass er ein Schiff besitzt in Teilhaberschaft mit dem absolut hinreißenden amerikanischen Captain namens Owen Purchase, der bei Trafalgar gekämpft hat? Captain Purchase hat eine wirklich göttliche Stimme“, schweifte sie schwärmerisch ab. „Samtig und tief – ich schwöre, ich könnte dahinschmelzen, wenn ich ihm nur zuhöre. Aber Cummings ist für so etwas nicht so empfänglich wie ich und hat den beiden eine glatte Absage erteilt. Deshalb stecken sie gewaltig in der Bredouille, wenn sie nicht bald jemanden finden, der ihr Schiff mietet.“
Joanna wurde ganz schwindelig bei der Geschwindigkeit, mit der Lotties Verstand arbeitete. „Ich bin Captain Purchase schon einmal begegnet“, sagte sie. „Er hat David auf einer Expedition begleitet. Du sagst, er hat ein Schiff, das man mieten kann? Wie groß ist es denn?“
„Ach, von mittlerer Größe.“ Lottie wedelte mit der Hand. „Aber mit Kanonen. Ist das nicht schrecklich aufregend?“ Sie tätschelte Joannas Knie. „Überlass alles mir, Liebes. Du weißt ja, in so etwas bin ich richtig gut! Ich liebe es, deine Reise zu organisieren. Wir brauchen jede Menge warme Kleidung. Du musst mich in die Oxford Street begleiten – bei Sneider’s habe ich reizende kleine Pelzmäntel gesehen. Wir nehmen Max mit zum Nordpol und meinen Butler Hanson und meine Zofe Lester, ohne die ich verloren wäre, und …“
„Warte!“ Joanna presste sich benommen eine Hand an die Schläfe. „Du kommst ebenfalls mit?“
Lottie machte ein gequältes Gesicht. „Aber selbstverständlich, Liebes! Ich organisiere das doch nicht alles für dich und bleibe dann hier, oder?“
„Und du meinst, wir sollen Max auf eine Reise zum Nordpol mitnehmen?“, fragte Joanna matt. „Und deinen Butler und deine Zofe?“
„Wir werden Bedienstete brauchen“, erklärte Lottie ruhig, „denn wie sollen wir sonst zurechtkommen? Und Max wäre furchtbar unglücklich, wenn du ihn in London zurücklassen würdest. Außerdem hat er bereits seinen eigenen, natürlichen Pelzmantel, obwohl wir ihm vielleicht kleine Stiefeletten besorgen sollten, damit er mit den Pfoten nicht auf dem Eis festfriert.“
„Aber warum um alles in der Welt willst du nach Spitzbergen?“, rief Joanna aus. „Mir wurde gesagt, dass es der unwirtlichste Ort der Welt ist.“
„O ja, das glaube ich auch“, stimmte Lottie zu, „aber welch fantastisches Abenteuer, liebste Jo! Ich habe schon immer reisen wollen, hatte jedoch nie eine Ausrede dafür. Wir werden einen ganz neuen Modetrend einführen.“
Joanna betrachtete sie misstrauisch. Es musste mehr als nur Langeweile dahinterstecken, wenn Lottie ihren häuslichen Komfort aufgeben wollte – auch wenn sie offenbar ihren gesamten Hausstand mitzunehmen gedachte. Konnte James Devlin der Grund sein? Lottie schien überraschend vertraut mit ihm zu sein. „Aber was wird bloß Mr Cummings dazu sagen?“, fragte sie laut. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass er glücklich darüber wäre, wenn seine Frau für Monate in die Arktis entschwindet.“
„Ach, Mr Cummings wird mir keine Schwierigkeiten machen.“ Unbeschwert winkte Lottie ab. „Er hat hier keine Verwendung für mich, außer dass ich sein Geld ausgebe. Und das kann ich genauso gut für eine gute Sache tun. Ich werde nicht zulassen, dass dir der hinreißende Lord Grant zuvorkommt. Ihm muss eine Lektion erteilt werden.“ Sie nahm sich ein Bonbon von dem silbernen Teller. „Auch wenn ich deinen erschreckenden Wunsch nicht nachvollziehen kann, Davids kleinen Bastard zu dir zu holen
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