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Der Hauch von Skandal (German Edition)

Der Hauch von Skandal (German Edition)

Titel: Der Hauch von Skandal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Cornick
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das ihr den Atem raubte. Er senkte den Kopf, und sie wusste, er würde sie küssen.
    Nicht so. Nicht im Zorn.
    Sie sprach die Worte nicht laut aus, aber ihre Gefühle mussten sich in ihren Augen widergespiegelt haben, denn er runzelte unvermittelt die Stirn, als wäre ihm soeben erst bewusst geworden, wie kurz sie vor einem schockierenden Kuss in aller Öffentlichkeit gewesen waren. Er nahm die Hände von ihren Schultern, als könnte er es auf einmal nicht mehr ertragen, sie zu berühren. Joannas Herzschlag geriet ins Stocken, und ihr wurde ein wenig übel.
    „Lady Joanna …“ Jetzt klang er so, als könnte er es nicht einmal ertragen, mit ihr zu sprechen.
    „Lord Grant.“ Wenn sie es darauf anlegte, konnte sie genauso hochmütig sein wie er.
    Er lächelte grimmig. „Wir haben Publikum“, murmelte er. „Obwohl, wenn ich an gestern denke, sollte Sie das vielleicht sogar noch ermutigen, sich in meine Arme zu werfen.“
    „Ich versuche, mich zurückzuhalten, auch wenn es mir schwerfällt“, gab sie kalt zurück. Innerlich war sie aufgewühlt. Sie war tatsächlich versucht gewesen, sich in seine Arme zu werfen. Ihre Arme brannten immer noch dort, wo er sie berührt hatte. Entschlossen wandte sie sich ab und sah eine Gruppe Damen über den Rasen auf sie zukommen.
    „Warum sind sie alle so gekleidet wie Sie?“, fragte Alex leise.
    „Weil sie meinen Stil nachahmen wollen.“ Joanna seufzte. „Ich werde eine neue Mode einführen müssen. Es ist nicht sehr originell, wenn alle gleich aussehen.“
    „Wie aufreibend Ihr Leben sein muss“, murmelte Alex. „Es überrascht mich, dass Sie noch die Kraft haben, über eine Reise in die Arktis nachzudenken, wo es doch hier so viel zu tun gibt.“
    „Ja, da ist noch so viel Schnickschnack und Tand zu verkaufen“, stimmte sie liebenswürdig zu. „Entschuldigen Sie mich, Lord Grant. Ich will die Nachfrage nach meinen Diensten ausnutzen, immerhin muss ich demnächst ein Schiff mieten. Das werden Sie doch ganz sicher verstehen.“ Zufrieden stellte sie fest, dass seine Miene sich wieder verfinsterte.
    „Abwarten.“ Mit einem halblauten Fluch auf den Lippen drehte er sich um und ging davon.

5. Kapitel
    N atürlich will Lord Grant nicht, dass du dich auf die Reise in die Arktis begibst, liebste Jo“, meinte Lottie Cummings im Plauderton. „Er hat schreckliche Vorurteile gegen das Reisen von Frauen, und das hat alles nur mit dem Tod seiner armen Gattin zu tun.“ Sie schenkte Tee in die Tassen aus Sèvresporzellan, die Joanna so liebte. Sie saßen in Lotties Morgensalon, den Joanna dekoriert und möbliert hatte. Er wirkte so leicht und luftig wie Lottie selbst. „Sie ist bei irgendeinem schrecklichen Unfall gestorben“, fuhr diese fort und reichte Joanna eine Platte mit Petits Fours. „Oder an Scharlach, Windpocken oder einer anderen grässlichen Krankheit. Ganz genau weiß ich das nicht mehr, aber offenbar gibt Lord Grant sich die Schuld dafür, weil er darauf bestanden hatte, dass sie ihn ins Ausland begleitete.“
    „Der arme Mann.“ Joanna war selbst überrascht über ihr unerwartetes Mitleid mit Alex Grant wegen des tragischen Todes seiner Frau. „Wie schrecklich für ihn.“ Der Verlust muss ihn tief getroffen haben, dachte sie. Bei all seiner Schroffheit und gnadenlosen Ehrlichkeit war Alex ein Mann von intensiver Leidenschaft. Das hatte sie bereits gespürt und erschauerte bei der Erinnerung daran.
    „Nun ja …“ Lottie schwenkte die Hand, und das Törtchen darin gelangte gefährlich nahe an Max’ bereits erwartungsvoll geöffnete Schnauze. „Es ist sehr großherzig von dir, Mitgefühl mit ihm zu haben, liebste Jo, nachdem er dir gegenüber so wenig hilfsbereit war. Ich sage ja, du bist ein bei Weitem netterer Mensch als ich. Ich werde Julia Manbury fragen, was damals geschehen ist“, fügte sie hinzu. „Sie erinnert sich an sämtliche Skandale von früher.“
    Joanna rührte langsam Milch in ihren Tee. „Hast du Lady Grant jemals kennengelernt?“ Ihr war klar, dass ihr Interesse nicht ganz uneigennützig war. In ihr regte sich etwas, das sich bemerkenswert nach Eifersucht anfühlte.
    Lottie rümpfte die Nase. „Ich erinnere mich nur vage an sie. Sie war ein freundliches kleines Ding, soweit ich weiß. Nicht sehr klug, aber hübsch und fügsam.“
    „Genau so, wie Lord Grant seine Frauen haben will“, erwiderte Joanna trocken. „Gehorsam und still. David war genauso“, ergänzte sie verbittert. „Diese Abenteurer sind doch alle aus dem

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