Der Hauptdarsteller (German Edition)
wie ich ihn kannte, kannten ihn nur wenige. Er war sich durchaus seines Aussehens und seines Auftretens bewusst, dennoch war er sanft und zart, manchmal fast verletzlich und ich wusste, dass er unbedingt eine eigene Familie wollte. Aber wollte ich das? Ich liebte ihn, das war keine Frage, aber waren wir beide wirklich füreinander gemacht? Manchmal machte es mich fast verrückt, so vermisste ich meine Eltern, mein Leben in Deutschland als Unbekannte. Hier war alles so anders, so unwirklich, so wie Plastik. Es zählte hauptsächlich der Schein. Das hatte ich in meiner Zeit hier gelernt und erlebt. Die, die das Spiel des schönen Scheins mitspielten, schwammen oben mit, zerbrachen aber meist irgendwann daran und davor hatte ich bei Mason und mir Angst. Es gab hier viele Trennungen zuviel, meiner Meinung nach. Kaum ein Paar war hier länger als ein paar Jahre liiert.
Als wäre diese ganze Öffentlichkeit und das Rechtfertigen nicht schlimm genug, erfuhr ich an diesem Abend, dass mein Exmann Mark, drohte längst vergessene Nacktphotos von mir zu veröffentlichen. So richtig nackt war ich nicht darauf, aber es waren sehr laszive Posen. Ich hatte diese Bilder machen lassen und ihm vor Jahren auf Weihnachten geschenkt. Da hätte ich wohl doch nicht seine Wohnungseinrichtung zerstören sollen, so rächte er sich dafür. Auch gab er ein fürchterliches Interview bei einem großen deutschen Fernsehsender über mich. Er stellte mich als Grund dafür hin, dass die Ehe in die Brüche ging. Aber dazu äußerte ich mich nicht, auch wenn der Sender angefragt hatte, ob ich nicht ein Interview geben wollte. Bald würden wir unter anderem nach Deutschland reisen, um den Film dort zu promoten. Michelle meinte, sie würde sich etwas überlegen, wie wir die Sache mit meinem Exmann klären. Er versuchte doch nur auf meiner Welle mitzureiten um auch etwas Bekanntheit abzubekommen. Dieser Arsch. Vermutlich lief es grad nicht so gut mit seiner Büromaus.
Wir waren bei Masons Eltern zusammen mit Shila und ihrem Verlobten zum Essen eingeladen. Ein bisschen Normalität tat uns allen gut. Auch wenn die Verlobung der beiden, so ziemlich allen außer mir, ein Dorn im Auge war. Mason rückte nach wie vor nicht mit der Sprache raus, wieso er nicht wollte, dass seine kleine Schwester heiratete. Bei seinen Eltern wusste ich wieso, sie konnten Steve nicht leiden. Er war ein Taugenichts, der es in ihren Augen zu nichts brachte. Er arbeitete an einer Tankstelle als Tankwart, das meiste Vermögen kam durch Shila in die Ehe, die mit voller Leidenschaft als Grundschullehrerin arbeitet. Sie glaubte an die Liebe und das spürte man. Bei ihr gab es keine gesellschaftlichen oder finanzielle Grenzen, für sie waren alle Menschen gleich. Dennoch fragte ich mich, wie er zu so viel Geld für den dicken Verlobungsring gekommen war.
Es lag eine gewissen Spannung in der Luft an diesem Abend bei Masons Eltern. Auch wenn sich alle große Mühe gaben. Thoby versuchte als Vermittler zu agieren und die Wogen zu glätten. "Setzt euch, das Essen ist gleich da." sagte er herzlich und zeigte auf den Tisch. Wir setzten uns alle, ich sah Mason die Anspannung im Gesicht. Shila bemerkte dies auch und sah ihn grimmig an. Melanie sagte kein Wort. So saßen wir da und schwiegen uns an. Zuviel für meine Nerven. Als harmoniesüchtiger Mensch sah ich in die Runde und sagte: "Leute! Was ist denn los mit euch?" Mason sah mich an, als hätte ich mich vor allen entblößt. Er knurrte nur kurz:" Sei still!". Gerade als ich ihn anmeckern wollte fiel mir Shila ins Wort. "Genau, was ist eigentlich euer Problem? Meine Hochzeit ist ein schönes Ereignis und ich freue mich sehr darauf. Wir wollten den heutigen Abend nutzen um euch das Datum zu sagen und euch die Einladungen zu geben. Aber wie mir hier scheint, hat keiner von euch Lust darauf. Mason, von dir als mein Bruder habe ich mehr Rückhalt erwartet." Mason sah Shila bitterernst an. "Das ist nicht dein Ernst Shila, du weißt nicht, wo das Problem ist?" "Nein", sagte sie und schüttelte energisch den Kopf "in der Presse hast du sogar gesagt, dass es ein schönes Ereignis wäre. Also, was ist los?" Mason stand auf und zog an meinem Arm "Komm wir gehen. Das muss ich mir nicht geben." So lies ich nicht mit mir reden. "Nein Mason, wir bleiben, bis das geklärt ist." Er sah mich so böse an, wäre ich ein Hund gewesen, hätte ich den Schwanz eingezogen. "Komm jetzt einfach oder bleib hier, aber dann brauchst du heute nicht mehr heim kommen."
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