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Der Hausflug

Titel: Der Hausflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gert Prokop
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roten Knopf los, das Bett knallte auf den Boden, das Holz knarrte und krachte.
    „Donnerwetter“, sagte Jonas. „Damit räume ich dir den ganzen Schuppen leer.“.
    „Stell es dir nicht zu einfach vor“, sagte Xindy. „Für einen Anfänger ist es nicht leicht, schwerelose Dinge richtig zu dirigieren, am besten, du übst erst ein wenig.“
    Es war wirklich nicht einfach, obwohl alles leicht wie Luft wurde, sobald Jonas den roten Knopf drückte, manchmal auch etwas, das er gar nicht hatte gewichtslos machen wollen. Als er mit dem Küchentisch hantierte, schwebte plötzlich der Kühlschrank in die Luft. Jonas ließ sofort den roten Knopf los, der Kühlschrank polterte zu Boden und wäre ihm fast auf die Zehen geknallt.
    Danach übte Jonas mit dem großen Tisch im Wohnzimmer, schließlich schaffte er es, ihn in der Luft zu drehen, wie er wollte, den sperrigen Tisch in der Luft schwebend und ohne anzustoßen mit der linken Hand durch die Tür zu bugsieren, über den Flur ins Schlafzimmer und wieder zurück, sogar die Bodentreppe hinauf.
    „Alle Tische fliegen – hoch!“ rief er. „Das Ding ist Klasse! Das mußt du mir unbedingt schenken. Da wird das Kohleschleppen ja zum Vergnügen.“
    Inzwischen war es dunkel geworden, stockdunkle Nacht, kein Mond, kein Stern leuchtete über ihnen, aber unten tauchten grelle Lampen den Zaun um das Bergwerk und das ganze Gelände in helles Licht. Die bewaffneten Patrouillen machten nicht den Eindruck, als würden sie sich irgendwann zur Ruhe begeben.
    „Es hilft wohl nichts“, meinte Jonas, „wir müssen es versuchen, sonst hocken wir die ganze Nacht hier.“ Er stoppte; wie oft eine Streife an den Fässern vorbeikam; etwa alle zwanzig Minuten.
    „Das muß reichen“, sagte er, „los, runter!“ Das Haus paßte nicht zwischen Schuppen und Fässer. „Auf die andere Seite der Fässer!“ rief Jonas, Xindy hatte selbst schon daran gedacht. Das Haus setzte sanft auf, aber es stand schief, war mit der hinteren Kante auf der Rampe des nächsten Schuppens gelandet.
    „Das macht nichts“, meinte Jonas. Da mußte er die Fässer eben nicht im Flur stapeln, sondern in das große Zimmer bringen, damit sie nicht wieder herausrollten. Mit dem Wundergerät war das ja keine Mühe.
    „Sobald die nächste Streife vorbei ist, versuche ich mein Glück. Gib mir ein Zeichen, wenn fünfzehn Minuten um sind, damit ich mich verstecken kann, bis die Wachen wieder weg sind, ja?“
    Jonas riß die Tür auf, hörte, daß eine Patrouille näher kam. Die Stiefel knirschten auf dem sandigen Boden, die Schritte hallten durch die Stille, kamen näher, die beiden Wachen unterhielten sich, gingen vorbei.
    „Warte noch“, sagte Xindy.
    Jonas sprang aus dem Haus, die Tür fiel hinter ihm zu. Ich muß sie festklemmen, dachte er, da das Haus schief steht, wird sie sonst immer wieder von alleine ins Schloß fallen. Er richtete das Gerät auf das vorderste Faß, drückte den roten Knopf, legte die linke Hand an das Faß, hob es in Brusthöhe, da fiel ein blendender Lichtstrahl in sein Gesicht.
    Die Tür des Schuppens war aufgegangen, zwei Uniformierte standen in der Tür, sahen ihn an, starrten mit aufgerissenen Mündern auf den Jungen, der da wenige Schritte vor ihnen stand und mit der Hand ein Faß voller Quecksilber in die Luft hielt.
    Jonas war wie versteinert vor Schreck. Erst als die Männer auf ihn zusprangen, ließ er den roten Knopf los. Das Faß prallte auf den Boden. Es dröhnte so laut, daß Jonas von dem Knall zusammenzuckte. Er drehte sich um, wollte in das Haus springen, suchte die Tür; er hatte die Klinke schon in der Hand, als sich zwei Hände so hart um seine Oberarme klammerten, daß er vor Schmerz laut aufschrie und das Gerät fallen ließ.
    Der Mann hob ihn hoch; als Jonas wild mit Armen und Beinen um sich schlug, warf er ihn in die Luft, drehte ihn um und preßte ihn mit dem Gesicht an seine Brust, trug ihn davon. Jonas versuchte, den Kopf zu drehen. Um Luft zu schnappen und um wenigstens mitzubekommen, wohin man ihn schleppte: den Weg zwischen den Schuppen und Baracken entlang.
    „Xindy“, schrie Jonas, „Hilfe, Xindy!“ Aber konnte Xindy ihn überhaupt hören?
    Von allen Seiten stürzten Uniformierte herbei, begleiteten ihre beiden Kameraden und den wild zappelnden Jonas zu einem hellerleuchteten Haus, brachten ihn in ein spärlich möbliertes Zimmer. Jonas wurde auf einen Stuhl gedrückt, Handschellen schlossen sich um seine Gelenke, fesselten seine Arme an die hinteren

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