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Der Heilige Krieg

Der Heilige Krieg

Titel: Der Heilige Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Knopp
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orientalischen und normannischen Vorbildern. Das Leben an seinem Hof war geprägt von griechischer, byzantinischer und arabischer Kultur. Friedrich gilt als großer Visionär des 13. Jahrhunderts. Er hatte Jerusalem friedlich erobert – und erntete dafür wenig Dank von den Scharfmachern im eigenen Lager. Der Papst war empört. Hatte der Staufer die Sache der Christen verraten? Seine Gegner verunglimpften den Friedensstifter als Ausgeburt des Teufels, in einer zeitgenössischen Polemik wurde Friedrich als vielköpfiger Drache dargestellt. Sein Triumph als Grenzgänger zwischen Abend- und Morgenland verschaffte dem Staufer nur eine kurze Pause im Ringen mit dem römischen Pontifex. Der päpstliche Bann wurde immer wieder erneuert, bis mit dem Tod Konradins 1268 der letzte Stammhalter der Staufer ausgelöscht war.

    Bild 69
    Eine Miniatur des »Codex Chigi« zeigt den Staufer Friedrich II. mit dem ägyptischen Sultan Malik-al-Kamil. Beide schlossen 1229 den bedeutenden Frieden von Jaffa.
    Franziskus von Assisi
    1219 reiste der aus wohlhabenden Verhältnissen stammende Mönch und Ordensgründer aus Assisi als Missionar nach Nordafrika und Palästina. Bei der Belagerung von Damiette an der Nilmündung durch ein Kreuzfahrerheer erkannte Franziskus, wie sehr die Ritter selbst eine Bekehrung nötig hatten. Er sah die Mission mit dem Schwert zum Scheitern verurteilt. Allein und waffenlos suchte er das Lager der muslimischen Verteidiger auf. Franziskus predigte mehrere Male vor Sultan al-Kamil in der Absicht, diesen zum Christentum zu bekehren oder zumindest einen Friedensvertrag zu erreichen. Der Sultan war offenbar beeindruckt von der Begegnung mit dem Bettelmönch und schenkte ihm ein Signalhorn (das heute in der Schatzkammer von Assisi zu bewundern ist). Bekehren ließ er sich allerdings nicht. Die Initiative des Franziskus zeigt einen anderen als den gewaltsamen Weg, mit dem Islam umzugehen. Der spätere Heilige bezeichnete auch die eigene Handlungsweise als Kreuzzug, jedoch als einen »Kreuzzug des Geistes«.
    Bild 63
    Franziskus von Assisi versucht Sultan al-Kamil zu bekehren.
    Abwege der Kreuzzugsidee
    Schon im 12. Jahrhundert weitete sich der Kreuzzugsgedanke immer weiter aus. Er fand im Westen Anwendung bei der sogenannten Reconquista, den Bemühungen, die Muslime aus Spanien zu verdrängen, aber auch bei den Feldzügen, die christliche Fürsten (etwa Heinrich der Löwe) zur Unterwerfung der heidnischen Slawen führten. Wie am Beispiel der Staufer ersichtlich, richtete sich der päpstlich verordnete militärische Kampf im Namen Gottes auch gegen politische Gegner in den eigenen Reihen. Des Weiteren dienten die Kreuzzüge zur Durchsetzung eigener Macht- oder Handelsinteressen: Venedig ließ nicht nur ungarische Konkurrenz durch Kreuzfahrer ausschalten, sondern auch Konstantinopel geriet ins Visier.
    Der vierte Kreuzzug Anfang des 13. Jahrhunderts sollte der byzantinischen Metropole zum Verhängnis werden. Zunächst sollte auch diese Heerfahrt in den Nahen Osten führen, um das Heilige Land für die Christenheit zu sichern. Doch von Anfang an bereitete die Frage der Finanzierung des Unternehmens große Probleme. Venedig bot sich an, die Mittel für die Überfahrt vorzustrecken und auch eine riesige Flotte bereitzustellen.
    Doch es trafen weniger Kreuzfahrer als zugesagt in Venedig ein. Wie wollten sie die Schulden jemals begleichen? Vor diesem Hintergrund gewannen Streitigkeiten im byzantinischen Kaiserhaus Bedeutung. Eine der Parteien suchte Hilfe bei den Kreuzrittern. Der byzantinische Prinz Alexios Angelos verhieß reichen Lohn, wenn man ihn nur in Konstantinopel zur Macht verhelfe. So bestand zumindest die Aussicht, den Kredit an den Dogen von Venedig, Enrico Dandolo, zurückzahlen zu können.
    Notfalls wollte das Kreuzfahrerheer die Thronansprüche des jungen Alexios mit Waffengewalt durchsetzen. Doch nach dem erzwungenen Machtwechsel sahen sich die neu eingesetzten Herrscher außerstande, die hohen Summen aufzubringen. Sowohl die Kreuzfahrer als auch die venezianischen Geldgeber waren düpiert und forderten ihren Tribut von Byzanz. Die Lage eskalierte und führte zur Eroberung Konstantinopels – eine denkwürdige historische Zäsur. Die Einnahme der Metropole am Bosporus im Jahr 1204 manifestierte die Spaltung zwischen Ost- und Westkirche
mit dem Schwert. Drei Tage wurde die Stadt zur Plünderung freigegeben. Wie heulende und brüllende Wilde sollen sich die Ritter aus Westeuropa – Franzosen, Deutsche und

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