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Der Heilige Krieg

Der Heilige Krieg

Titel: Der Heilige Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Knopp
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verurteilt Süleyman einen seiner Söhne zum Tod. Europäischer Stich aus dem 18. Jahrhundert.
    Roxelane war die erste Konkubine überhaupt, die nicht nur die Freiheit erhielt, sondern sich sogar mit dem Sultan vermählte. Ihre Beziehung zu Süleyman soll ungewöhnlich eng gewesen sein, ihr Einfluss bei Hof war beträchtlich. Um ihrem Sohn den Weg zum Sultansthron zu bahnen, ließ Roxelane Mitbewerber und kritische Hofbeamte hinrichten. Die Erfüllung ihres großen Traumes sollte sie aber nicht mehr erleben. Roxelane war bereits acht Jahre tot, als 1566 ihr Sohn als Selim III. den Thron bestieg.
    Bild 123
    Zuerst Konkubine, dann Ehefrau des Sultans: Roxelane.
    Süleyman, der Kriegsherr
    Nur langsam kommt die Armee des Sultans voran, denn die unbefestigten Wege Ungarns haben sich im Herbst 1529 in Schlammpisten verwandelt. »Tag und Nacht unaufhörlicher Regen«, hält das osmanische Kriegstagebuch fest. Von seinem Pferd aus beobachtet Süleyman, wie seine Soldaten vergeblich versuchen, die schweren Kanonen aus dem tiefen Morast zu befreien. Er ordnet an, sie am Wegesrand zurückzulassen. 300 kleine Geschütze müssen genügen, um das Ziel des Feldzugs zu erreichen: die Eroberung Wiens, »des riches houptstat zu Osterrich«. 120 000 Mann hat Süleyman für diesen Feldzug zusammengebracht. 75 Jahre nach der Einnahme Konstantinopels ist Wien der neue »goldene Apfel« für die Osmanen.
     
    Im 16. Jahrhundert schien die osmanische Macht unanfechtbar, der osmanische Staat war zu dieser Zeit »vermutlich das mächtigste Reich der Welt«, meint Tamim Ansary. Grundlage dieser Macht war die kampfstarke Armee der Osmanen. Die gut ausgebildeten und modern bewaffneten
osmanischen Soldaten waren den Heeren der Europäer jener Jahre weit überlegen. Doch um die Truppen unterhalten zu können, um ihnen Ruhm und Beute zu sichern, war der Osmanenstaat zur ständigen Expansion verdammt.
    »In den Augen der Osmanen selbst und auch in denen zeitgenössischer europäischer Gegner und Beobachter war das Osmanische Reich zuerst und vor allem eine Angst einflößende militärische Maschinerie.«
    Christoph Neumann,
Historiker und Turkologe
    Insgesamt 13 Feldzüge führte Süleyman persönlich an. In seiner Regierungszeit wurden der Jemen und Bagdad besetzt, Tripolis unterworfen, Rhodos und Belgrad erobert. 1526 fielen nach dem Sieg von Mohacs weite Teile Ungarns unter osmanische Herrschaft. Jetzt konnte Süleyman ein lang gehegtes Ziel ins Auge fassen: den Angriff auf Wien.
    Bild 102
    Einer der Feldzüge Süleymans. Miniatur aus dem 16. Jahrhundert.
    Bild 103
    Süleymans Sieg bei Mohacs, 1526. Nun war der Weg nach Wien frei.
    Für seine Expansionspläne hinsichtlich des »ungläubigen« Europa setzte Süleyman auch auf die religiöse Karte. Als Sultan und Gazi-Kämpfer musste es sein Ziel sein, das Reich der Muslime bis an die Grenzen der besiedelten Welt auszudehnen. »Die Religion und ihre Bräuche hütet er aufs strengste und begehrt, sie nicht weniger auszubreiten als sein Reich«, schrieb Busbecq über Süleyman. Der Sultan beanspruchte außerdem den Titel des Kalifen für sich, des spirituellen Oberherrn in der muslimischen Welt. Süleyman berief sich dabei auf das Erbe seines Vaters Selim I., der in blutigen Kriegen den Konkurrenzkampf der Muslime für sich entschieden hatte. Seitdem befanden sich die heiligen Stätten des Islam in Mekka, Medina und Jerusalem unter osmanischer Herrschaft. Der Konflikt mit Persien und Ägypten aber stand an Heftigkeit den Kämpfen mit den christlichen Gegnern in nichts nach.
    Seit 1501 herrschte in Persien die Dynastie der Safawiden, radikale Anhänger der Schia, der Strömung im Islam, die den Anspruch des Prophetencousins Ali auf dessen Nachfolge vertritt. Auch sie betrieben eine expansive Politik. Im östlichen Anatolien trafen persische und osmanische Machtsphären aufeinander. Sultan Selim I. war zum Krieg entschlossen. Doch da im islamischen Recht alle von Muslimen bewohnten Gebiete zum »Haus des Islam« gehörten, musste zunächst eine theologische Legitimation für den Kampf gegen die Glaubensbrüder gefunden werden. Die Lösung: Die Safawiden wurden als »Häretiker« diffamiert: »Ihr habt die ehrenhafte Gemeinschaft Mohammeds eurem unaufrichtigen Willen unterworfen und das feste Fundament des Glaubens untergraben. « Die osmanische Propaganda kam deshalb zu dem Schluss: »Es ist eine Notwendigkeit und eine heilige Pflicht, dass sie niedergemetzelt und ihre Gemeinden zerschlagen werden.«

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