Der Heilige Krieg
Armenier. Oppenheims Auffassung entsprach ganz der Linie der Obersten Heeresleitung. Sie erteilte eine Order an alle Dienststellen im Osmanischen Reich, die Deportationen als innertürkische Angelegenheit zu behandeln und sich nicht einzumischen.
Im Februar 1915 starteten die Briten ein groß angelegtes Landungsunternehmen an den Dardanellen. Zwar gelang es ihnen, auf der Halbinsel Gallipoli einen Brückenkopf zu erkämpfen und diesen auch einige Monate zu halten. Aber der Durchbruch nach Konstantinopel scheiterte an der erbitterten türkisch-deutschen Verteidigung. Nach katastrophalen Verlusten mussten die Briten das Unternehmen, das unter dem Namen »Gallipoli« in die Geschichte eingegangen ist, abbrechen.
Auch bei der Stadt Kut in Mesopotamien gerieten englische Verbände in Bedrängnis. Türkische Truppen kesselten unter Oberbefehl des schon 72-jährigen Colmar von der Goltz ein komplettes britisches Expeditionskorps ein. Halb verhungert mussten die Engländer kapitulieren. Über
13 000 Soldaten samt vier Generälen und hunderten Offizieren gerieten in Gefangenschaft. Kut war nach Gallipoli die schwerste militärische Niederlage der Briten gegen das Osmanische Reich.
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Die Landung der Alliierten auf der Halbinsel Gallipoli im Februar 1915 endete in einem militärischen Desaster.
Aufstand in der Wüste
Im Frühjahr 1915 verließ Oppenheim die Berliner »Nachrichtenstelle« und fuhr nach Konstantinopel. Er war mit dem Aufbau von »Nachrichtensälen« betraut. Sie sollten den Bewohnern größerer Städte des Osmanischen Reiches die Möglichkeit bieten, sich über den Kriegsverlauf zu informieren. Natürlich dienten diese Leseräume der Verbreitung deutsch-türkischer Propaganda – vor allem unter der arabischen Bevölkerung.
Die jahrhundertelange türkische Herrschaft hatte in Arabien wenig positive Spuren hinterlassen. Die Region war arm und rückständig. Die türkischen Beamten galten als brutal und korrupt. Unter der arabischen Bevölkerung des Reiches hatte sich schon seit geraumer Zeit Unzufriedenheit breitgemacht. Im Geheimen operierten Unabhängigkeitsbewegungen.
Hinzu kam ein religiöser Aspekt: Zwar trugen die osmanischen Sultane offiziell den Titel Kalif, aber eine tatsächliche Herkunft aus der Familie des Propheten – was dieser Titel ursprünglich beinhaltete – konnten die Herrscher am Bosporus kaum für sich in Anspruch nehmen.
Ganz anders verhielt es sich mit dem Großscherifen von Mekka, Hussein ibn Ali. Er entstammte wie seine Vorgänger der Sippe der Haschemiten, die ihren Stammbaum auf den Urgroßvater Mohammeds zurückführen konnten. Hussein genoss großes Ansehen in der arabischen Welt. Und er war ein Mann mit Ambitionen. Fast 15 Jahre hatte er unfreiwillig in Konstantinopel als Geisel Abdülhamids verbracht, bevor der Sultan ihn zum Herrn über die heiligen Stätten ernannte. Aber die Ziele Husseins waren weiter gesteckt: Er träumte von einer haschemitischen Erbmonarchie in Arabien.
Oppenheim wusste: Wollte er die Araber auf seiner Seite haben, so brauchte er die Familie des Großscherifs. Deshalb suchte er ein Treffen mit Faisal, dem Sohn Husseins. Die Begegnung zwischen den beiden Männern verlief freundlich, aber der arabische Würdenträger zeigte sich skeptisch gegenüber Oppenheims Dschihad-Enthusiasmus. Er wäre kein guter Muslim, wenn er Männer mit Speeren gegen moderne Armeen schickte. Oppenheim stellte ihm die Lieferung von Waffen in Aussicht.
Der Deutsche ahnte nicht, dass die Herrscherfamilie von Mekka ein doppeltes Spiel betrieb, denn insgeheim korrespondierte Scherif Hussein auch mit britischen Regierungsstellen in Ägypten. Vorsichtig lotete er aus, zu welchen Zugeständnissen die Briten bereit wären, für den Fall, dass er sich offiziell von der türkischen Herrschaft lossagte. In dem sich entwickelnden Briefwechsel formulierte der britische Hochkommissar für Ägypten, Sir Henry McMahon, Sätze, die von Hussein als klare Zusage für die Errichtung eines unabhängigen Arabien nach dem Sieg über die Türken verstanden wurden. Da ihm außerdem zu Ohren gekommen war, dass die Regierung in Konstantinopel über seine Absetzung nachdachte, sagte sich Hussein im Sommer 1916 offiziell vom Sultan los und ließ sich zum König von Arabien ausrufen. Das war offene Rebellion. Aber der Funke sprang nicht, wie erhofft, auf ganz Arabien über. Das seit alters schwelende Misstrauen unter den Sippenchefs der Beduinen verhinderte einen Flächenbrand. Statt der 100
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