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Der heilige Schein

Der heilige Schein

Titel: Der heilige Schein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Berger
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Spendensiegel des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI) versehene Werk etwa im Jahr 2007 einnahm, werden freilich nicht mit dem klaren Hinweis auf solche Zwecke gesammelt, sondern mit dem harmlos klingenden Ziel, weltweit verfolgten, bedrängten und notleidenden Christen zu helfen.
    Im Zentrum der Arbeit von kath.net steht aber nicht - wie man aufgrund des finanziellen Engagements von »Kirche in Not« annehmen könnte - die Hilfe für »bedrängte Christen« oder eine Vertiefung christlicher Frömmigkeit und des Glaubens. Vielmehr hat man sich fundamentalistisch-konservatives Engagement in kirchen- und gesellschaftspolitischen Fragen auf die Fahnen geschrieben. Besonders gerne werden Geistliche an den Pranger der Internetöffentlichkeit gestellt, die in ihren Pfarreien eine an den Menschen orientierte Pastoral praktizieren. Aber auch gegen moderne Kunst und Liturgiegestaltung, gegen die Zulassung wiederverheirateter Geschiedener zur Kommunion, gegen einen fairen Dialog mit anderen Religionen, gegen die Gleichberechtigung homosexueller Menschen, gegen künstliche Verhütung und gesetzlich erlaubten Schwangerschaftsabbruch geht man entschieden vor.
    Es sind nicht nur zahlreiche konservative Bischöfe, die die Arbeit von kath.net immer wieder lobend hervorheben, auch der Papst hat inzwischen erkannt, dass er mit dieser Nachrichtenagentur einen wichtigen Verbündeten in seinem Kampf gegen die »Diktatur des Relativismus« hat. Einem Bericht der Internetseite zufolge ließ Papst Benedikt am 9. Juni 2010 die kath.net-Mitarbeiterin Verena Mayer bei einer kleinen Privataudienz nach der Generalaudienz wissen: »Ich freue mich sehr, dass es kath.net gibt und dass kath.net über das Aktuelle in der katholischen Kirche berichtet.« [49]
    Auch ich teilte anfangs diese Freude und gab kath.net mehrere Interviews zu aktuellen theologischen Fragen oder verfasste Beiträge für die Seite. Besonders ein kritisches Interview zu Karl Rahner publizierte man dort mit großer Genugtuung. Kath.net machte auch indirekt Werbung für Theologisches, aber nur so lange, bis ich einen kritischen Artikel zu den angeblichen Marienerscheinungen von Medjugorje veröffentlichte.
    Da die Verantwortlichen der Seite kath.net, die zeitweise auch Zuschüsse aus Kirchensteuermitteln bekam, namentlich bekannt sind, legt man sich dort die Zügel des Euphemismus und der indirekten Rede an, wo man aufgrund seines antimodernen Katholizismus mit dem Gesetz in Konflikt kommen könnte.
    Die Macher einer anderen Internetseite haben daraus ihre Konsequenzen gezogen: Im Herbst 2004 ging die Seite kreuz.net an den Start, die sich, von einigen Namensbeiträgen abgesehen, in der Anonymität versteckt und so in der Lage ist, die Grenzen des Rechts und menschlichen Anstands zu überschreiten.
    Wenn der existentiellste Kampf der Gegenwart jener um die Aufmerksamkeit ist, können sich die Internet-Kreuzritter durchaus sehr erfolgreich fühlen. Im April 2008 registrierte kreuz.net knapp acht Millionen Seitenaufrufe pro Monat und rühmte sich, etwa dreimal so viele Leser zu verzeichnen wie sämtliche anderen katholischen Online-Medien im deutschen Sprachraum zusammen. Eine genauere Beschäftigung mit kreuz.net ist aber nicht nur aus diesem Grund nötig, sondern auch, weil dort in aller Öffentlichkeit gesagt wird, was entgegen der Annahme der Berliner Tageszeitung vom 19. März 2009 eben nicht nur beim »braunen Bodensatz der katholischen Traditionalisten« gilt.
    Mit missionarisch-sektiererischem Eifer wird hier genau das verbreitet, was erzkonservative Katholiken bis in höchste Ämter hinein denken, aber nur im privaten Gespräch mit gleichgesinnten Kampfgenossen hinter verschlossenen Türen zum Besten geben. Ein Bischof, den ich auf die Problematik von kreuz.net ansprach, antwortete mir: »Was haben Sie mit der Seite für Probleme? Wir beide wissen doch, dass die recht haben!« Und die von der katholischen Kirche mitfinanzierte Seite kath.net unterscheidet sich, wie bereits erwähnt, von der anonymen Konkurrenzseite hauptsächlich dadurch, dass sie die gleichen katholischen Radikalismen einfach etwas vorsichtiger formuliert und sich damit schmücken kann, dass sogar Bischöfe als Autoren der Seite auftreten.
    Daher verwundert es auch nicht, dass die katholische Kirche bislang offiziell nichts Nachhaltiges gegen kreuz.net unternommen hat. Es blieb im Wesentlichen bei der kurzen Bemerkung des Sprechers der Deutschen Bischofskonferenz im Februar 2009, dass man

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