Der Heiratsantrag - Almost a Bride
er.
»Aber warum wolltest du mich?«, bohrte sie weiter.
Er drehte sich zu der Karaffe auf der Kommode um und goss Kognak in zwei Schwenker. Mit dem Rücken zu ihr sprach er weiter: »Vielleicht hielt ich es für Großmut. Durch meine Tat hattest du den Schutz der Familie verloren, daher erschien es mir nur recht und billig, dir Ersatz zu bieten – und ich brauchte eine Frau, und du warst zur Stelle.« Er zog die Schultern hoch. »Es lag auf der Hand.«
Nun erst drehte er sich um, sah sie an und reichte ihr ein Glas.
Arabella nahm es und betrachtete Jack ernst und schweigend. Es hörte sich so simpel an und passte zu einem Mann von Jacks Ruf. Ein Lebemann, Draufgänger und Spieler. Er nahm sich, was er wollte, und zwar mit allen Mitteln. Und doch wusste sie, dass dies nur ein Teil seines Wesens war. Ebenso wie sie wusste, dass er nur einen Teil der Geschichte preisgegeben hatte. Aber für diese eine Nacht hatte sie genug erreicht.
Er hob sein Glas. »Meine Liebe, je besser ich dich kenne, desto klarer wird mir, dass eine Ehe mit dir natürlich viel mehr sein könnte als eine bloße Vernunftehe.«
Sie neigte den Kopf in stiller Zustimmung, er hielt ihr sein Glas hin, sie stießen an. »Trinken wir auf die Zukunft.«
Viel später, als sie in den Armen ihres Mannes lag, seinen ruhigen Atemzügen lauschte und das Schattenspiel der Flammen auf der Stuckdecke beobachtete, fand Arabella keinen Schlaf.
Was für eine Frau mochte seine Schwester gewesen sein? Warum hatte Jack nie von ihr gesprochen, nie ihren Verlust erwähnt? Dass die Schreckensherrschaft zahllose Opfer gefordert hatte, war nur zu bekannt.
Wenn er es ihr nicht sagen wollte, musste sie es selbst herausfinden. Es war immerhin möglich, dass jemand aus dem Kreis der Emigranten, die sie betreute, etwas wusste.
Sie brauchte Meg mehr als je zuvor. Briefe waren kein echter Ersatz für ihren scharfen, durchdringenden Blick, zudem war die Post langsam. Bis Megs Antworten auf Arabellas Ergüsse eintrafen, waren sie nicht mehr aktuell. Sir Mark widersetzte sich aber immer noch dem Plan, seiner Tochter einen längeren Besuch in London zu gestatten. Vielleicht könnte ein Anstoß von Seiten Jacks die Sache ins Rollen bringen, dachte Arabella schläfrig, aber mit einem Hauch Entrüstung. Schließlich war es Jacks Haus. Zumindest sahSir Mark es so. Eine Einladung des Hausherrn konnte vielleicht etwas ausrichten.
Sosehr sie Sir Mark schätzte, wusste sie sehr gut, dass er in Dingen des Anstands ein Pedant war. Und er sah sie noch immer als Tochter an. Ihre hohe gesellschaftliche Position änderte in dieser Hinsicht gar nichs. Nein, Jack müsste eine dringende Einladung abschicken.
16
Arabella fächelte sich heftig Luft zu, während sie mit der Schar der Höflinge im Vorraum zum Großen Audienzsaal zu St. James wartete, der Braut des Prince of Wales, Prinzessin Caroline von Braunschweig, formell vorgestellt zu werden. Es war ein frischer Aprilnachmittag, doch es herrschte unerträgliche Hitze im Saal, da ein großes Feuer im massiven Kamin brannte und riesige Lüster vom vergoldeten und mit Malereien gezierten Plafond hingen. Schwere Parfüms, Schwaden duftenden Haarpuders und Schweiß machten die Luft beklemmend und stickig. Der Lärm war ohrenbetäubend, da die Wartenden wie ein Entenschwarm schnatterten.
Sie spürte, wie sie in ihrer altmodischen Hofrobe, die für die zweimal wöchentlich stattfindenden Empfänge der Königin vorgeschrieben war, dahinwelkte. Die lächerlichen Pfauenfedern in ihrem Haar hingen schlaff herunter, die St.- Jules-Diamanten, schwer wie Mühlsteine, drückten sich in ihren Kopf, kniffen in die Ohren und bereiteten ihr Nackenschmerzen. Sie manövrierte den breiten Reifrock ihres weißen Kreppkleides um einen zierlichen vergoldeten Tisch herum, auf dem ein Set erlesener Tabaksdosen stand. Geradenoch rechtzeitig fiel ihr ein, ihre drei Fuß lange Schleppe vom Tischfuß wegzuziehen, ehe sie sich um diesen wickelte und unschätzbare Wertgegenstände auf dem blanken Boden landeten.
Endlich hatte sie ihr Ziel erreicht. »Wie lange dauern diese Empfänge, George?«
George Cavenaugh lachte auf, wenn auch mit wenig Humor. »Solange es Ihrer Majestät beliebt. Manchmal lässt sie uns warten, bis es dunkelt. Das ist ihre Art, die Opposition zu bestrafen. Wenn sie gezwungen ist, Whigs in ihren Salon einzuladen, dann sorgt sie dafür, dass sie leiden.«
»Sehr charmant«, murmelte Arabella und betätigte ihren Fächer mit gesteigerter
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