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Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition)

Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition)

Titel: Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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gewohnt, aber er hatte den Eindruck, als werde da auch ein Hauch von sehnsüchtigem Verlangen sichtbar. Als sie beide zusammen in St. Louis arbeiteten, flirteten sie die ganze Zeit, und wenn sie mit anderen Leuten zusammen waren, gaben sie diesen immer das Gefühl, dass sie beide eine sexuelle Beziehung hatten. Doch das war weiter nichts als ein Spiel gewesen. Irgend jemand hatte Jeanne einmal verletzt, vor langer Zeit, seelisch, nicht körperlich – Carpenter hatte nie nach Einzelheiten gefragt –, doch seiner Überzeugung nach war sie absolut asexuell. Und das war schade, denn er war es ganz und gar nicht.
    Er sagte: »Würde ich liebend gern machen. Ein paar Tage Paris! Die Seine. Die Place de la Concorde. Und das Restaurant ganz oben auf dem Eiffelturm. Und wenn es regnet – ab in den Louvre.«
    »Hier regnet es immer«, sagte sie.
    »Um so besser! Wasser, das vom Himmel kommt, dir einfach so auf den Kopf rieselt … Jeanne, mir kommt das vor wie ein gottverdammtes Wunder! Ich würde mich glatt nackt ausziehen und die ganzen Champs Elysées runtertanzen …«
    »Gib nicht so schamlos an! Außerdem würden sie dich blitzschnell festnehmen. Hier stehen an jeder Ecke Polypen. Androide, äußerst korrekt. Mon dieu, monsieur – s'il vous plaît, vos vêtements! «
    »Denen sag ich einfach, ich kann nicht französisch. Würdest du mit mir tanzen?«
    »Nein. Und bestimmt nicht nackt die Elysées runter.«
    »Und was ist mit dem großen Ballsaal im Georgie Sänk?«
    »Aber sicher, gern«, sagte Jeanne. »Also im Georges Cinq.«
    »Ich liebe dich, Jeanne.« Aber in Paris würden sie einander nicht begegnen, da war er ganz sicher. Wenn er seinen Job auf dem Eisbergschlepper hinter sich hatte, würden sie Jeanne längst in die Filiale in Tierra del Fuego oder Hongkong oder Kansas City versetzt haben.
    »Ich hab dich auch lieb«, sagte sie. »Bleib weiter schön trocken, Paul!«
    »Kein Problem hier drüben bei uns«, sagte Carpenter.
     
    An dem Morgen, an dem die Genehmigung für seine Versetzung endlich durchkam – es hatte an die zehn Tage gedauert, und er begann bereits zu zweifeln, ob Jeanne Erfolg gehabt hatte –, hatte er im Büro des Samurai Weather Service in Spokane neunzehn Stunden lang ununterbrochen durchgearbeitet. In den letzten Tagen hatten sie alle Überstunden machen müssen. Es war Verschmutzungsalarm Fünften Grades erklärt worden, der schwerste seit drei oder vier Jahren, und die gesamte Belegschaft der Meteorologischen Truppe hatte doppelte Überstunden gemacht, um die außerordentlichen Vorgänge in der höheren Atmosphäre zu überwachen, die die gesamte Westküste gefährden konnte.
    Und das ging vor: Über Wyoming, Colorado, Nebraska und Kansas hatte sich eine ausgedehnte Hochdruckzone festgesetzt. Das war an sich nichts Neues und nicht ungewöhnlich – über diesen Gegenden lag immer eine ausgedehnte Hochdruckzone, weswegen es inzwischen dort auch fast keinen Regen mehr gab. Doch diesmal hatte die ganze gewaltige Masse schwerer toter Luft im umgekehrten Uhrzeigersinn eine starke Rotation entwickelt und begonnen, sich aus den Treibhäusern des von der Dürre bedrohten Mittelwestens Ströme von Gasen einzusaugen. Die ganze giftige Luftsuppe – Methan, Stickoxide und ähnliche solche Sachen –, die sich normalerweise in der Atmosphäre über Chicago, Milwaukee, St. Louis, Cincinnati und Indianapolis verteilt, wurde so um die Nordbereiche von Nebraska und Wyoming und nach Idaho hineingesaugt.
    Unter gewöhnlichen Umständen wäre das kein Anlass für einen Großalarm gewesen. Es passierte immer wieder einmal, dass ein Schwaden fauliger Galle mit der Luft in die Bergstaaten zog, dort direkt nach Südwesten umgewirbelt und wieder dorthin gelenkt wurde, von wo er gekommen war. Diesmal aber lieferten die Sensorsatelliten im Orbit Daten über einen ganzen Strang sekundärer Wirbel in der Atmosphäre an der Westkante der Hochdruckzone, und diese Wirbel konnten möglicherweise bei ihrem Zug südwärts nach Utah ihre dreckige Giftfracht absplitten und im Nordwesten am Pazifik driften lassen. Und dann würden Seattle und Portland ein paar Tage lang Probleme mit Häufungen von Augen- und Schleimhautbeschwerden haben; danach würden sich die normalen Nord-Süd-Winde der Sache annehmen, die Suppe packen und sie die Küste hinab südwärts schieben, wo sie dann San Francisco und dann Los Angeles und San Diego belästigen konnte.
    Die großen Küstenstädte hatten bereits reichlich eigene toxische

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