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Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition)

Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition)

Titel: Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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ist das nicht gegen das Gesetz. Genspleißung ohne Einwilligung?«
    »Aber sicher«, erwiderte Farkas. »Und?«
    »Aber wer macht denn so etwas mit …?«
    »Es war im Freistaat Kasachstan, und natürlich hast du nie etwas von dem gehört. Eines der Länder, die aus der ehemaligen Sowjetunion entstanden, von der du wahrscheinlich auch noch nie gehört hast. Nach dem Ersten Zusammenbruch, vor hundert, hundertfünfzig Jahren. Mein Vater war ungarischer Konsul in Taschkent. Während des Zweiten Zusammenbruchs, wie sie den Restaurationskrieg nannten, wurde er getötet. Und meine Mutter, die damals mit mir schwanger war, durfte sich als Freiwillige für die Experimente in Pränataler Genchirurgie zur Verfügung stellen, die damals unter chinesischer Leitung in der Stadt durchgeführt wurden. In diesen Jahren wurden beachtliche Fortschritte erzielt. Sie versuchten damals, neue und nützliche menschliche Wesen für den Dienst an der Republik zu züchten. Ich war das Ergebnis eines der Experimente, in denen es um die Ausdehnung des menschlichen Wahrnehmungsbereichs ging. Eigentlich hätte ich das ganz normale Sehvermögen haben sollen, und dazu noch die Blindsichtigkeit, aber es klappte eben nicht so ganz.«
    »Du nimmst das Ganze ziemlich gelassen«, sagte Juanito.
    »Was würde es nützen, wenn ich darüber zornig wäre?«
    »Das hat mein Vater auch immer zu mir gesagt«, bemerkte Juanito. »›Werde nicht wütend‹, sagte er, ›sieh zu, wie du quitt wirst.‹ Er war in der Politik, im Central American Empire. Als die Revolution fehlschlug, ging er hierher ins Asyl.«
    »Wie der Chirurg, der bei mir die Pränataleingriffe durchgeführt hat«, sagte Farkas. »Das war vor fünfzehn Jahren. Er lebt noch immer hier. Ich möchte ihn ausfindig machen.«
    »Ich wette, dass du das willst«, sagte Juanito. Denn nun war alles für ihn klar.

Kapitel 2
     
    Das Fenster in Carpenters Zimmer im dreißigsten Stock des vergammelten alten Manito-Hotels im Zentrum von Spokane ging genau nach Osten. Während der anderthalb Jahre, die er nun hier drinnen hauste, hatte er die Scheiben noch nie abgedunkelt. Die volle helle Wucht der allmorgendlich heraufschießenden Sonne durch die klare Scheibe war an jedem Tag sein Wecksignal, wenn sie sich in ihrer ganzen entsetzlichen Pracht anschickte, westwärts über den müden, kahlgefressenen nordamerikanischen Kontinent zu rollen.
    Derzeit verdiente Carpenter seinen Lebensunterhalt als DJ, als ›Desert Jockey‹ und Wetterfrosch hier draußen in diesem gottverlassenen, von Trockenheit geplagten Agrargürtel. Und es gehörte zu seinen Aufgaben, die Chancen der Farmer abzuschätzen, die ihre gesamte Existenz aufs Spiel setzten, wenn sie sich auf die nächsten ›vermutlichen‹ ausgiebigen Regenfronten im Ostteil des Staates Washington einzurichten versuchten – nächsten Monat, im nächsten Jahr, irgendwann. Die Gegend lag genau an der Schnittstelle zwischen dem fruchtbaren, landwirtschaftlich nutzbaren Feuchtgürtel im südlichen Kanada und dem verelendeten, dauerhaft verwüsteten Ödland im nördlichen Mittelwesten der Vereinigten Staaten … und die Niederschlagsprognose war eine ziemlich dem Zufall ausgesetzte Sache. Manchmal regnete es, und die Farmer machten üppige Gewinne, und manchmal zog der Regengürtel weit nach Nordosten, und sie machten bankrott. Also verließen sie sich auf Carpenter, der ihnen Wochen, am liebsten Monate im Voraus sagen sollte, mit welchen Witterungsbedingungen sie in jeder Jahreszeit zu rechnen haben würden. Für sie war er ihr Wetter-Guru, ihr Schamane und Wahrsager.
    Er hatte in seinem Leben schon ganz andere ›Berufe‹ gehabt. Bevor er den Wetterjob bekam, war er Frachtdispatcher für eines der LS-Shuttles bei Samurai Industries gewesen. Vorher Chip-Runner, und davor – die Zeit hatte er fast schon zu vergessen begonnen. Als guter ›Salaryman‹ und Lohn-Nehmer nahm er jede Arbeit an, die er zugeteilt bekam, und bemühte sich, die erwünschten Fertigkeiten zu meistern.
    Und eines schönen Tages – falls es ihm gelingen sollte, eine saubere Weste zu behalten –, sehr bald hoffentlich, würde er ganz oben in der Samurai-Pyramide in New Tokyo/Manitoba in einem Eckbüro sitzen. Dort war der Hauptsitz von Samurai. Und genauso saßen drunten in New Kyoto in Chile die Spitzenkräfte des Hauptkonkurrenten von Samurai, des gigantischen Kyocera-Merck-Kombinats. Aber New Tokyo, New Kyoto, das machte wahrhaftig keinen Unterschied; das eine war nur die Kehrseite des

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