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Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition)

Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition)

Titel: Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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unsere Vorräte überprüfen und euch dann wissen lassen, was wir tun können. Okay?« Er sah Rennett an, die zeitweilig in eine andere Dimension entwichen zu sein schien. Jetzt war Rennett wieder vorhanden. Sie sah Carpenter seltsam starr an, als versuchte sie in seinen Schädel einzudringen und seine Gedanken zu lesen. Ihr Gesichtsausdruck war herausfordernd und gehässig. Sie wollte herausfinden, wie er mit der Sache zurechtkommen würde.
    Das hätte er eigentlich auch selbst gern gewusst.
    Sie sagte: »Kann ich heute Abend deine Antwort haben?«
    »Nein, aber gleich morgen früh«, antwortete er. »Schneller geht's nicht. Heute Abend ist es schon zu spät, alles durchzuchecken.«
    »Aber du rufst mich dann an.«
    »Ja, das werde ich.«
    Und zu Rennett sagte er: »Also, gehn wir. Zurück aufs Schiff.«

Kapitel 16
     
    Das kleine Hotel, das der unselige Juanito für Farkas gefunden hatte, erwies sich als zufriedenstellende Basis in den Tagen angenehmen Müßiggangs, die er sich nach seiner Rückkehr nach Valparaiso Nuevo gönnte. Der Ort Cajamarca lag angenehm entfernt von der Hektik des kommerziellen Treibens um die Nabe am Rande der C-Speiche. Farkas verließ das Hotel an jedem Tag in der Frühe, schlenderte den gleichen Weg bis zu dem gleichen Café am einen Ende der Siedlung, um zu frühstücken, und dann zu einem anderen Café, wo er zu Mittag aß. Zum Dinner begab er sich gewöhnlich in eine der anderen Siedlungen in einer der anderen Speichen des Satelliten, nie zweimal in die gleiche.
    In der unmittelbaren Nachbarschaft um das Hotel hatten sich alle rasch an sein Aussehen gewöhnt; die Cafébesitzer, sogar das Androidenpersonal. Seine Andersartigkeit störte sie nicht mehr. Es hatte nur ein paar Tage gedauert. Danach war er nur einer der Stammgäste, hatte eben keine Augen, sondern nur blanke glatte Haut vom Haaransatz bis zur Nase. Gibt gute Trinkgelder. An einem Ort wie dem bekommt man alle möglichen Typen zu Gesicht. Und alle sind höchst tolerant und respektieren grundsätzlich die Privatsphäre der anderen. Die Ungestörtheit, das war das wichtigste Gut, das es hier zu kaufen gab. Das und Höflichkeit. Der Sozialkontrakt à la Valparaiso Nuevo. »Guten Morgen, Mister Farkas. Wie nett, dich wieder bei uns zu sehen, Mister Farkas. Ich hoffe, du hast gut geschlafen, Mister Farkas. Eine Tasse Kaffee, Mister Farkas?«
    Er genoss die Szene, den riesigen Himmel, das verwirrende Gepränge der Gestirne, die spektakulären Ansichten von Erde und Mond. Für ihn sah die Erde aus wie eine massive zerbeulte blaurote Kiste mit schweren herabhängenden grünen Quasten, und der Mond war für ihn ein zierlicher, luftiger hohler Ball, vollgestopft mit scharfen orangeroten Gewinden, dicht aneinander gepackt wie kleine Federn. Manchmal bestrahlte die Sonne eine benachbarte L-5-Welt gerade besonders günstig und setzte ein Brillantfeuerwerk von reflektiertem und refraktiertem Licht in Gang, das sich in der Schwärze ergoss wie eines Kaskade von Diamanten mit Millionen Facetten, einen Wasserfall glitzernder Edelsteine gleich. Dem schaute er mit großem Vergnügen zu. Es war der angenehmste Urlaub, den er seit langem erlebte.
    Aber natürlich sollte er sich hier nicht nur erholen, sondern auch arbeiten. Doch schließlich konnte er schlecht einen Aushang am Schwarzen Brett der Gemeinde anbringen, dass er Informationen über einen geplanten Staatsstreich suche. Er konnte weiter nichts tun, als behutsam herumzuschleichen, zu lauschen, zu beobachten, etwas aus der Luft aufzuschnappen. Und schrittweise würde er Verbindungen aufbauen und herausfinden, was die Firma durch ihn zu erfahren wünschte. Allerdings war es auch denkbar, dass es ihm nicht gelang. Die Sache ließ sich eben nicht erzwingen.
    Am vierten Tag, er saß gerade beim Lunch in seinem gewohnten Lokal – einem Gartenrestaurant, in dem nicht weniger als drei Porträtbüsten von El Supremo von den rebenbedeckten Wänden drohten –, als er wahrnahm, dass man sich an einem Tisch weiter drüben am Ende über ihn unterhielt. Jemand, der aussah wie ein Arrangement von scharlachroten Zickzacks und Spiralen mit einem großen leuchtenden ovalen Flecken genau in der Mitte – leuchtend blau und schimmernd, so wie Farkas sich ein Auge vorstellte – sprach mit dem Chef de rang über ihn.
    Beide blickten sie zu ihm her. Es gab Gesten, die nicht schwer zu entschlüsseln waren: Das Zickzackoval verlangte etwas, der Oberkellner weigerte sich. Und dann glitt ein Bakschisch von

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