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Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition)

Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition)

Titel: Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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einer Hand in die andere, und Farkas argwöhnte, dass ihm das Vergnügen, ungestört und allein seinen Lunch zu genießen, bald verdorben werden würde.
    Und nach einem Augenblick erinnerte er sich wieder, wer die Person war: Einer von den Kurieren, einer namens Kluge, eines von diesen Kindern, die sich am Shuttledock herumtrieben und Neukömmlingen ihre Dienste aufdrängten. Juanito hatte ihm den Burschen gezeigt, irgendwann zu Beginn ihrer Geschäftsverbindung, und gesagt, er sei einer seiner Konkurrenten. Er hatte mit einiger Bewunderung über Kluge geredet, erinnerte sich Farkas nun.
    Der Chefober – drei glühende weiße Stäbe, mit dickem roten Draht verbunden – kam heran. Nahm eine devote Haltung an. Räusperte sich.
    »Bitte um Vergebung, dass ich störe, Mister Farkas. Aber da wünscht dich jemand zu sprechen, und er sagt, es sei äußerst wichtig …«
    »Ich bin bei meinem Lunch«, sagte Farkas.
    »Selbstverständlich, Mister Farkas. Tut mir entsetzlich leid, dass ich gestört habe, Mister Farkas.«
    Und wie es dem leid tat! Das Schmiergeld durfte er auf jeden Fall einstecken, gleichgültig, ob er Kluge mit Farkas zusammenbrachte oder nicht.
    Aber vielleicht ergab sich da doch etwas Brauchbares – ein Einstieg, ein Hinweis. Als die drei weißen Stäbe sich zu entfernen begannen, sagte Farkas: »Moment. Wie ist der Name der Person?«
    »Kluge, Sir. Ein Kurier. Ich sagte zu ihm, du brauchtest keine Kuriere, aber er sagt, darum geht es nicht, und er will dir auch nichts verkaufen, aber …«
    »Schon gut. Sag ihm, ich werde mit ihm sprechen.«
    Kluge kam und verharrte in der Nähe. Das wie ein zentrales Auge wirkende Gebilde in seiner Mitte wurde dunkler, fast blauschwarz, und das Schimmern wich einem matten Glänzen. Farkas interpretierte dies als tiefe Unsicherheit, die zwanghaft kontrolliert wurde. Und er warnte sich selbst, dass er diesen Kluge nicht unterschätzen dürfe. Das war eine seiner wenigen Schwächen, das wusste er, dass er sich Menschen gegenüber hochfahrend betrug, die sich durch sein Aussehen verschreckt fühlten und sich nach dem ersten Schock um Fassung bemühten, um nicht ihren Abscheu zu zeigen. Aber manche davon waren trotzdem gefährlich.
    »Ich heiße Kluge, Sir«, begann Kluge. Als Farkas darauf nicht sogleich einging, setzte er hastig hinzu: »Ich stehe direkt hier links von dir.«
    »Ja. Ich weiß. Setz dich, Kluge. Ist Kluge dein Vor- oder dein Familienname?«
    »Beides irgendwie, Sir.«
    »Ach. Sehr ungewöhnlich.« Farkas aß weiter. »Und was willst du nun genau von mir? Ich höre, du bist Kurier. Aber ich brauche keinen.«
    »Das ist mir klar, Sir. Dein Kurier ist Juanito.«
    »Er war es.«
    Eine kurze wortlose Pause, ehe Kluge sagte: »Ja, Sir. Das ist tatsächlich eine von den Sachen, die ich dich gern fragen möchte, wenn du erlaubst.« Das große blaue Zentralauge war nun völlig schwarz, wie der Weltraum ohne Sterne. Die scharlachenen Zacken und Spiralen ballten sich und flogen wie zuckende Peitschenschnüre. Farkas sah: Hier bestand eine echte Hochspannung. Kluge sagte: »Juanito ist ein guter Freund von mir. Wir arbeiten ziemlich viel zusammen. Aber seit einiger Zeit hat ihn keiner mehr hier gesehen, und – ich frage mich …«
    Er sprach nicht zu Ende. Farkas ließ ihm Zeit. Doch er sprach nicht weiter.
    »Was fragst du dich, Kluge?«, sagte er schließlich. »Ob ich weiß, wo er ist? Tut mir leid, aber ich weiß es nicht. Wie ich schon andeutete, Juanito arbeitet nicht mehr für mich.«
    »Und du hast auch keine Ahnung …?«
    »Nicht die geringste«, sagte Farkas. »Er stand auch nur ein paar Tage in meinem Dienst, dein Freund Juanito. Sobald ich mich hier eingerichtet hatte, benötigte ich ihn nicht länger und entließ ihn aus dem Vertrag. Danach musste ich geschäftlich zu einem benachbarten Satelliten, und als ich dort meine Sachen erledigt hatte, kehrte ich hierher zurück, um ein paar Tage Urlaub zu machen, aber diesmal brauchte ich keinen Kurier, also habe ich auch keinen engagiert. Ich glaube, ich habe dich im Terminal bei meiner zweiten Einreise gesehen, und vielleicht ist dir da ja aufgefallen, dass ich die Formalitäten ohne Hilfe erledigen konnte.«
    »Ja. Ich habe dich da gesehen«, sagte Kluge.
    »Na also. Ich nehme an, Juanito macht irgendwo Urlaub. Ich habe ihn sehr gut für seine Dienste bezahlt. Wenn du ihn siehst, richte ihm bitte meinen Dank aus für seine gute Arbeit.«
    Farkas lächelte auf jene Art, die eine Unterhaltung auf freundliche

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