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Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition)

Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition)

Titel: Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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nehmen. Dein einziger Fehler war, dass du den Zwischenfall nicht ordnungsgemäß gemeldet hast, und das wird dich möglicherweise in der Beförderung ein bisschen zurückwerfen, aber Samurai wird nicht wollen, dass es publik wird, dass eins ihrer Schiffe Leute in Seenot im Stich gelassen und dem Tod preisgegeben hat – das macht sich nicht gut, auch wenn es gerechtfertigt war – und die von der Firma werden sich irgendwie mit dem Gericht arrangieren, damit die Anschuldigungen niedergeschlagen werden, und so die ganze Geschichte aus dem Blickfeld verschwindet. Und dich werden sie still und leise zum Wetterdienst zurückversetzen, oder sonst wohin. Schließlich, wenn man dich den Wölfen vorwerfen würde, würde das diese Kyocera-Crew auch nicht wieder lebendig machen, und jede Art Schuldspruch würde veröffentlicht, und das würde dem Samurai-Image nicht besonders förderlich sein. Sie werden die ganze Sache begraben und so tun, als ob sich da draußen zwischen deinem und dem Kyocera-Schiff nie etwas abgespielt hätte. Ich bin ganz sicher, Paul.«
    »Vielleicht hast du ja recht.« Carpenter hörte eine seltsame Mischung aus Skepsis und verzweifelter Hoffnung in seiner eigenen Stimme.
    Bis zu diesem Punkt hatte er alles, was passiert war, auch das 442-Hearing, als relativ unbedeutend angesehen, als harte Prüfung, der er, so gut er konnte, sich gestellt hatte, betrachtete man alle Umstände, die jedoch jetzt – dank der eingefleischten Klassenressentiments von Hitchcock und den anderen – ihn in ein Disziplinarverfahren verstrickt hatte, das ihm im schlimmsten Fall einen Negativpunkt in der Personalakte eintragen würde. Aber im Verlauf der halben Stunde, die er jetzt mit seinem ältesten und engsten Freund gesprochen hatte, war ihm auf einmal alles irgendwie viel schlimmer und übler erschienen, wie das Handeln eines Menschen, der in krimineller Weise vor Panik den Kopf verloren und in der einzigen wirklich kritischen Entscheidung seines Lebens versagt hat. Er fühlte sich allmählich so, als hätte er die Leute in den drei Dinghis mit eigenen Händen ermordet.
    Nein. Nein. Nein. Nein!
    Es gab nichts, was ich zu ihrer Rettung hätte tun können. Nichts. Nichts! Gar nichts!
    Es war Zeit, von etwas anderem zu reden. Er sagte: »Am Telefon sagtest du, du hättest irgendwie Schwierigkeiten bekommen, während ich fort war, und dass du mir jetzt davon erzählen wolltest.«
    »Ja.«
    »Und?«
    »Ich hatte ein Angebot«, sagte Rhodes. »Kurz nachdem du losgefahren bist. Kyocera-Merck lud mich in ihre hiesige Zentrale am Walnut Creek, und dort hatte ich eine Unterredung mit einem ihrer Dreiergrade namens Nakamura, dem eiskaltesten menschlichen Wesen, dem ich je begegnet bin, und er lud mich ein, mit meinem ganzen Adapto-Team zu K-M überzulaufen. Sie wollten mir einen Blankoscheck geben, sozusagen, ich kann mir alles an Laboreinrichtung wünschen, was ich will.«
    »Darüber haben wir doch kurz vor meiner Ausfahrt noch gesprochen. Du hast dir Sorgen darüber gemacht, dass Samurai zu mächtig werden und zu großen Einfluss auf die künftige genetische Entwicklung der menschlichen Rasse gewinnen könnte. Und genau das habe ich dir damals geraten, dass du zu Kyocera überwechseln – ich glaube, ich habe die ganz direkt genannt – und bei denen eine Art Konkurrenzbetrieb der Adaptotechnik aufbauen solltest. Und dass du damit das Genmonopol bei Samurai verhindern könntest, das du so befürchtest. Na, machst du's?«
    »Du kennst noch nicht die ganze Geschichte, Paul. In die Sache ist ein Mann namens Wu Fang-shui verwickelt. Bis so vor etwa zwanzig Jahren war der das erstrangige Genie in der Genforschung. Der Einstein, der Isaac Newton in dem Zweig sozusagen. Das Schlimme war, dass er Zweck und Methode durcheinanderbrachte und ein wahrhaft scheußlich unethisches Gensplittingprogramm in einer der Republiken in Zentralasien durchführte. An Menschen. Unfreiwilligen Versuchsobjekten. Richtig albtraumhaftes Zeug, fast möchte man sagen, das Tun eines wahnsinnigen Wissenschaftlers. Nur war er eben geistig völlig gesund – bis auf einen absoluten Mangel an Moral. Mit der Zeit wurde ruchbar, was dieser Wu trieb, und man nahm an, dass er sich umgebracht hätte. In Wahrheit verkleidete er sich sehr überzeugend als Frau und verzog sich ins Asyl im Weltraum – er verschwand in einem der L-5-Habitate, und man hörte nie wieder was von ihm.«
    »Und du siehst dich auch schon als so ein unmoralisches Ungeheuer wie diesen Wu Fang,

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