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Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition)

Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition)

Titel: Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Die Sommersprossige?«
    »Ich kann mich nicht erinnern.«
    »Also, soll ich fragen, ob Jolanda mitkommen möchte?«, fragte Rhodes.
    »Sicher«, erwiderte Carpenter. »Warum nicht? Je mehr, desto besser, wie du so schön gesagt hast.«

Kapitel 7
     
    Die Außenhülle des Segments El Mirador war doppelwandig und bildete eine gewaltige hohle Kriechzone um die ganze Kugel El Mirador. An der raumwärts gelegenen Außenhülle war eine dicke Schicht Mondschotter, durch Zentrifugalkraft festgehalten, Abfall, der nach dem Entzug der für den Bau der Satellitenwelt nötigen Gase und Mineralien übrig geblieben war. Darüber lag ein niedriger freier Bereich, Zugang für Wartungsarbeiten, beleuchtet von dem schwachen Glimmen einer Kette von Glühbirnen; darüber lag die Innenhaut von El Mirador selbst, durch den Schotter gegen alle eventuellen Überraschungen gepanzert, die aus der Leere angerast kommen mochten. Juanito, mit seinem untersetzten Körperbau, konnte in dem Schacht fast aufrecht gehen, doch der langbeinige Farkas, der hinter ihm ging, musste sich tief bücken und stolperte unsicher dahin wie eine Krabbe.
    »Siehst du ihn schon?«, fragte Farkas.
    »Ich glaube, er ist irgendwo da vorn. Es ist ziemlich duster hier drin.«
    »Wirklich?«
    Juanito sah Wu flüchtig rechts, wie er sich seitwärts schob und langsam hinter Farkas schlich. In der trüben Beleuchtung war der Doktor nur wie der Schatten von einem Schatten wahrnehmbar. Wu hatte zwei Händevoll Mondschotter aufgehoben. Allem Anschein nach wollte er nach Farkas werfen, um seine Aufmerksamkeit zu erregen, und dann, wenn Farkas sich zu Wu wandte, war der Augenblick, in dem Juanito ihn mit dem Spike nageln sollte.
    Juanito wich etwas zurück und platzierte sich neben Farkas' linkem Ellbogen. Er schob die Hand in die Tasche und legte die Fingerspitzen auf den Griff der kleinen kühl-glatten Waffe. Der Intensitätsknopf war ans untere Ende, auf Schockstärke, geschoben, und ohne die Waffe aus der Tasche zu ziehen, stellte er sie auf Tötungsstärke. Wu nickte ihm von der anderen Seite her zu.
    Zeit, in Aktion zu gehen.
    Juanito packte die Waffe und …
    Und im selben Moment, noch ehe Juanito die Waffe hatte ziehen können, noch bevor Wu den Kies hatte werfen können, stieß Farkas ein Gebrüll aus wie eine rasende wilde Bestie. Juanito keuchte überrascht, weil das Brüllen so wütend war. Die Sache läuft schief, erkannte er. Und in dem Moment fuhr Farkas herum, packte ihn heftig um die Hüfte, hob ihn mühelos hoch und schleuderte ihn leicht, als wäre er ein Hammer, in hohem Bogen mit schrecklicher Wucht gegen Wus Bauch.
    Wu brach keuchend und ächzend zusammen, und Juanito lag wie betäubt breit über ihm.
    Dann erloschen die Lampen – Farkas hatte wohl oben die Leitung abgerissen –, und dann kam Juanito zu sich und lag mit dem Gesicht auf dem groben Schotterboden. Er konnte sich nicht bewegen. Farkas hatte ihn im Nacken gepackt und ihm das Knie in den Rücken gepresst. Und Wu lag neben ihm, auf die gleiche Weise festgehalten.
    »Hast du wirklich gedacht, ich hätte nicht gesehen, wie er sich an mich ranschlich?«, fragte Farkas. »Oder wie du nach deinem Spike gegriffen hast? Blindsehen funktioniert in einem Feld von 360 Grad. Dr. Wu muss das wohl vergessen haben. Diese ganzen Jahre auf der Flucht, ich denke mir, da fängt einer schon an, was zu vergessen.«
    Santa Maria, madre de Jesú, dachte Juanito.
    Ich krieg's nicht mal hin, einen Blinden von hinten umzulegen. Und jetzt wird er mich umbringen. Was für eine saublöde Art zu sterben.
    Er stellte sich vor, was Kluge dazu sagen würde, wenn er es wüsste. Oder Delilah. Nathaniel. Ausgetrickst von einem blinden Mann. Jesus! Saudumm. Saudumm. Saudumm! Aber er ist ja gar nicht blind, dachte Juanito dann. Nicht echt blind, überhaupt gar nicht blind.
    Farkas sagte leise mit rauer, zornerfüllter Stimme: »Für wie viel hast du mich an ihn verkauft, Juanito?«
    Aber Juanito brachte nur ein ersticktes Stöhnen zustande, denn sein Mund war voll scharfer Steinsplitter.
    Farkas stieß mit dem Knie zu. »Wie viel? Fünftausend? Sechs?«
    »Es waren acht«, sagte Wu leise von unten.
    »Na, wenigstens sollte ich nicht zu billig weggehen«, murmelte Farkas. Er griff Juanito in die Tasche und zog den Spike hervor. »Hoch!«, befahl er. »Alle beide. Und bleibt dicht nebeneinander. Falls einer von euch 'ne komische Bewegung macht, töte ich euch alle beide. Vergesst nicht, dass ich euch sehr deutlich sehen kann. Und ich

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