Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition)
saftige dazu. Farkas verscheuchte den Gedanken an ihn aus seinem Kopf und winkte dem Kellner zu.
Er bat um eine Demikaraffe Rotwein, und dann saß er da und trank genüsslich und wartete geduldig auf Olmo.
Der ließ nicht lange auf sich warten.
»Victor?«
Olmo schwebte an seiner Seite in Schulterhöhe. Nach der Strahlungsfarbe wirkte er sehr angespannt.
»Ich sehe dich, Emilio. Setz dich doch. Möchtest du ein Glas Wein?«
»Ich trinke niemals.« Olmo ließ sich wuchtig am Tisch nieder, allerdings in einem Winkel von neunzig Grad zu Farkas. Es war das erste Mal, dass sie sich persönlich begegneten, denn alle früheren Transaktionen waren über die codierte Scramblerverbindung gelaufen. Olmo war weniger groß, als Farkas erwartet hätte, aber sehr kompakt. Der obere Kubus der zwei, aus denen für ihn sein Körper bestand, war breiter als der untere, was auf breite Schultern und massige Arme schließen ließ. Als Olmo sich setzte, wirkte er recht groß, wie eine gewichtige Erscheinung.
Farkas stellte sich vor, wie der Mann in einem früheren Stadium seiner Karriere schweißtriefend in einem Keller mit einem schmiegsamen Stück Hanf die Feinde des Generalissimo bearbeitet hatte – und wie er von den bescheidenen Anfängen als offizieller Folterknecht zu seinem derzeitigen Rang in dieser Welt aufgestiegen war. Ließ El Supremo seine Feinde foltern?, fragte sich Farkas. Aber sicher doch. Das tat doch jeder Minityrann. Er würde Olmo mal danach fragen, irgendwann, aber nicht jetzt.
Farkas trank langsam einen großen Schluck von seinem Wein. Ein Ortsgewächs, nahm er an, aber gar nicht schlecht.
In das verlegene Schweigen hinein, das Olmos Unbehagen über Farkas körperliche Erscheinung verriet, dessen war er sich sicher, sagte er: »Du hast mich neugierig gemacht, Emilio. Etwas so Delikates, dass du es nicht einmal riskieren willst, es mir über einen Scrambler mitzuteilen?«
»Ja, tatsächlich. Ich glaube, ich nehme ein Glas Wasser. Es sieht natürlicher aus für die Leute, die uns beobachten, und ich bin sicher, wir werden beobachtet, wenn auch ich etwas trinke.«
»Was du haben möchtest.« Farkas winkte die Bedienung heran.
Olmo schloss die Hand um sein Glas und beugte sich nach vorn. Mit sehr leiser Stimme, nicht gerade flüsternd, aber auch nicht in normalem Plauderton, sagte er: »Es ist bisher bloßes Hörensagen. Die Zuverlässigkeit der Quelle ist zweifelhaft, und das Gerücht selbst ist so überraschend, dass ich extrem skeptisch dazu stehe. Trotzdem wünsche ich es mit dir zu besprechen. Diese Unterhaltung hat natürlich nie stattgefunden, falls jemand dich fragt.«
»Selbstverständlich«, sagte Farkas ungeduldig.
» Bueno. Also, dies sind die Neuigkeiten. Die eventuellen Neuigkeiten. Wie ich schon sagte, erreichte mich eine Information, über höchst irreguläre und nicht übermäßig vertrauenswürdige Kanäle, dass eine Gruppe von in South California ansässigen Kriminellen einen Aufstand gegen die in Valparaiso Nuevo herrschende Regierung vorbereitet.«
»Southern California«, sagte Farkas.
»Wie?«
» Southern California. So heißt das. Du sagtest South California.«
»Ah.«
»Einen Aufstand?«
»Sie beabsichtigen, diese Welt hier zu besetzen und den Generalissimo mit Gewalt zu entmachten. Dann wollen sie hier ihr eigenes Regime errichten und sämtliche Flüchtlinge zusammentreiben, die hier Asyl gefunden haben. Und dann wollen sie diese für viele Milliarden Capbloc-Dollar an die verschiedenen Agenturen und mächtigen Gruppen verkaufen, die sie auf der Erde zurückhaben möchten.«
»Wirklich?« Farkas fand die Idee faszinierend. Irre, aber faszinierend. »Jemand plant wirklich sowas?«
»Ich habe keine Ahnung. Aber es könnte tatsächlich durchführbar sein. Vielleicht. Und wenn es auf die richtige Weise gesteuert würde, könnte es sehr lukrativ werden.«
»Ja, das könnte es zweifellos.« Valparaiso Nuevo war eine richtige Schatzkammer, eine Goldmine voller Flüchtiger mit hohen Kopfprämien. Doch Callaghan musste gute Maßnahmen aufgebaut haben, um sie zu schützen, und sich selbst ebenfalls. Besonders sich selber! Eines seiner Honorifica lautete nicht umsonst ›Der Beschützer‹. Die einzige Möglichkeit, ihn zu entmachten, wäre gewesen, dass man das Ganze zur Explosion brachte. »Ich begreife, warum du sagtest, es handle sich um etwas Delikates«, murmelte Farkas. »Aber weshalb erzählst du das mir, Emilio?«
»Zum einen, weil es in meinen Verantwortungsbereich
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