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Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition)

Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition)

Titel: Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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der mit seinem Essen beschäftigt war. Er wirkte gelassen und entspannt, ganz auf seine Mahlzeit konzentriert. Falls er Enrons Anwesenheit bemerkt hatte, so ließ er sich das nicht anmerken. Enron sagte: »Das ist ein sehr schwieriger Mensch, hochintelligent und sehr gefährlich. Ich frage mich, was er hier vorhat. – Du sagst, du findest sein Gesicht faszinierend?«
    »Sehr.«
    »Und du willst es modellieren? Den Knochenbau mit den Händen abtasten?«
    »Ja. Das möchte ich wirklich sehr gern.«
    »Ah. Ja, dann wollen wir mal sehen, wie wir das möglich machen könnten, ja?«

Kapitel 15
     
    Vor Sonnenuntergang übergab Carpenter das Kommando über den Trawler an Hitchcock und fuhr in dem schnittigen kleinen silbrigen Kajak, das sie als Beiboot benutzten, zur Calamari Maru hinüber. Er nahm Rennett als Begleitung mit.
    Der Gestank drang ihm bereits in die Nase, lange bevor er die schimmernde Monofiberleiter hinaufklettern konnte, die sie ihm über die Reling heruntergelassen hatten: ein beißender säuerlich-bitterer Gestank von dichten, fast sichtbaren Miasmen. Das Zeug einzuatmen war, wie wenn man ganz Cleveland mit einem einzigen Schnaufer einatmen würde. Carpenter wünschte, er hätte eine Atemmaske mitgenommen. Doch wer rechnete schon damit, dass man so etwas auf See brauchen könnte, wo die Luft angeblich noch sauber sein sollte?
    Er wäre nicht überrascht gewesen, hätte er entdeckt, dass der Geruch von der Calamari Maru selbst ausging, dass Rumpf und Deck und Aufbauten und alles andere von hässlichen vor Fäulnis pulsierenden Eiterpusteln übersät waren. Tatsächlich aber war sonst alles in Ordnung mit dem Schiff, wenn man von der allgemeinen Vernachlässigung und Schlamperei absah: schwarze Flecken auf dem Deck, überall graue Staubablagerungen, ein paar übel aussehende rostfarbige Ozonnarben, die der Ausbesserung bedurften. Aber der Gestank rührte von den Tintenfischen selbst her.
    Der Schiffskern war ein einziger großer Tank, eine große Fischverarbeitungsanlage, die das ganze Mitteldeck einnahm, Carpenter hatte solche Schiffe vor Anker im Hafen von Oakland gesehen – Samurai Industries hatte Dutzende davon laufen –, doch er hatte nie weiter darüber nachgedacht, wie es an Bord eines solchen Kahns sein musste.
    In dem Tank erblickte er einen Albtraum von marinen Lebensformen, Bataillone von kräftigen vielarmigen Tintenfischen in Schwärmen, großäugige, perlenbesetzte, knochenlose Phantome, die in Formation schwammen und plötzlich und simultan die Richtung änderten, wie Kalmare das nun einmal tun. Blitzende mechanische Drehmesser bewegten sich zwischen ihnen, griffen zu und schlitzten auf, fanden geschickt das Nervenzentrum und schnitten es heraus und spülten den essbaren Rest zu der Verpackungsanlage am anderen Ende des Tanks. Der Gestank war buchstäblich atemberaubend. Das ganze Ding war eine einzige Verarbeitungsmaschine. Seit die Anbauflächen im Herzen Nordamerikas und im gemäßigten Europa sich in Wüsten verwandelt hatten und die Welternährung so stark von dem dünnen steinigen Boden in Nordkanada und Sibirien abhing, war es überlebenswichtig geworden, die Meere abzuernten. Das begriff Carpenter durchaus. Aber er hatte nicht erwartet, dass ein Kalmarschiff so grässlich riechen würde. Er hatte Mühe, sich nicht zu übergeben.
    »Man gewöhnt sich daran«, sagte die Frau, die ihn an Bord begrüßte, als er über die Reling kletterte. »In fünf Minuten merkst du es nicht mehr.«
    »Wir wollen es hoffen«, sagte er. »Ich bin Captain Carpenter. Mein Maintenance/Ops. Rennett. Wo ist Kovalcik?«
    »Ich bin Kovalcik«, sagte die Frau.
    Carpenter riss die Augen auf. Das schien die Frau zu amüsieren.
    Kovalcik wirkte robust und massiv, für eine Frau überdurchschnittlich groß, starke Wangenknochen, sehr weit auseinanderstehende Augen, der Ausdruck des Gesichts sehr kühl und kontrolliert, doch dahinter sah er deutlich die Anspannung. Sie trug einen sackähnlichen Sportdress aus grobem grauen Material. Carpenter schätzte sie auf etwa dreißig. Die Haare schwarz und kurzgeschoren, die Haut hell, verblüffend hell und mit kaum einer Spur Screen darin. Er sah Anzeichen einer solaren Hautschädigung, Ozonfältchen, rote Verbrennungsflecken. Zwei ihrer Crew standen hinter ihr, ebenfalls Frauen, gleichfalls in Sportanzügen, beide ebenso merkwürdig hellhäutig. Auch ihre Haut sah nicht besonders gesund aus.
    Kovalcik sagte: »Wir sind sehr dankbar, dass ihr rüberkommt. Wir haben

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