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Der hellste Stern am Himmel

Der hellste Stern am Himmel

Titel: Der hellste Stern am Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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verwirrt und irritiert. Es waren vier Gebinde mit Blütenstängeln, und jedes einzelne von gigantischen
Ausmaßen. Eins im Spülbecken, eins auf der Abtropffläche, und zwei standen auf den beiden Küchenstühlen, wo sie so aussahen, als wollten sie gleich anfangen zu essen. Da war ihr klar, dass sie nicht von Gilbert kamen. Er war nicht der Typ dafür, und wie gut, dass er mit anderen Frauen geschlafen hatte, denn mit so einer lahmen Geste konnte er bei ihr nicht punkten.
    Was sollte sie damit anfangen? Was machte man mit Blumen? Pralinen, das verstand sie, aber Blumen waren einfach sinnlos. Hatte Poppy nicht Blumen geschenkt bekommen, als sie neulich ihre Stelle verlor? Lydia hatte eine schwache, trunkene nächtliche Erinnerung, dass sie alle versuchten, den lebensverlängernden Blütenstaub zu schniefen, aber es hatte nichts bewirkt. Wie gesagt: absolut sinnlos.
    Sie drehte sich um und fragte Andrej: »Wer hat sie geschickt?«
    »Mann mit Lieferwagen.«
    »Ja, aber von wem sind sie?«
    Er zuckte die Achseln. »Mach den Umschlag auf. Bei jedem Strang ist auch ein Umschlag.«
    »Es heißt Strauß.«
    Vorsichtig näherte sie sich den Blumen im Spülbecken. Wie Andrej gesagt hatte, war da ein kleiner weißer Umschlag mitten in den Blättern mit einem Stöckchen festgesteckt. Als sie danach griff, brannte es höllisch am Finger. »Autsch! Mann!« Was war passiert? Waren diese grünen Wedel etwa … Nesseln ? Tatsächlich, Brennnesseln! Auch die anderen Stängel – sie Blumen zu nennen, wäre verkehrt, denn es waren hauptsächlich Disteln und dornige Stiele – waren stachelig und aggressiv und sahen
gefährlich aus. Zusammengehalten wurden sie von einer hübschen Schleife, die allerdings aus Stacheldraht gemacht war. Sie riss den Umschlag auf, und auf der kleinen weißen Karte stand:
    »Ich sah diese Stiele und dachte an Sie«
    Das war so unerwartet, dass sie tatsächlich lachen musste. Aber die Karte war ohne Unterschrift, weshalb sie ihre Hand in das Bündel auf der Abtropffläche steckte. Große, geschlossene, fleischfarbene Blüten, eng zusammengedrängt und unheilvoll wirkend, als könnten sie jeden Moment ihre Kiefer aufreißen und den Betrachter mit gezackten Zähnen in Stücke reißen. Entsetzlich. Sie zog die Karte heraus, schnell, bevor die Blüten lebendig wurden und nach ihrer Hand schnappten.
    »… und diese …«
    Gott im Himmel!
    Jetzt wandte sie sich einem der Sträuße auf dem Stuhl zu. Ein Büschel spitzer orangefarbener Dinger, so lang wie Rasiermesser und ebenso scharf und vor bösartiger Energie zischelnd.
    »… und diese …«
    Der letzte Strauß war anders. Er bestand aus richtigen Blumen, runden, freundlichen Blüten in leuchtenden Farben – Gelb und Rot und Rosa –, wie von einem Kind gemalt.
    »… und diese. Conall Hathaway. Rufen Sie mich an.«
    Wer? Ach so! Jetzt dämmerte es ihr: Mr. Wellington Road. Der reiche alte Knacker. Bei der Fahrt war sie so müde gewesen, dass sie sich kaum daran erinnerte. Aber sie wusste noch, dass er mit ihr ausgehen wollte.
    »Mit Ihnen ?« Sie war fast sprachlos.

    »Ja, mit mir.«
    Dann hatte er sie gefragt, ob sie gern in Schreibwarenläden ging. Oder Drogerien. Sehr merkwürdig. Sie konnte sich nicht entsinnen, überhaupt jemals in einem Schreibwarenladen gewesen zu sein.
    »Nein danke«, sagte sie.
    »Und warum nicht?«
    Warum nicht? Sie drehte sich um und starrte ihn an. »Sie sind nicht mein Typ.« Und fügte dann hinzu: »Um es milde auszudrücken.«
    »Ich bin am Boden zerstört«, sagte er einladend.
    Verwundert fragte sie: »Und was soll daran gut sein?«
    »Ich habe gehört, dass Frauen das mögen. Junge Frauen wenigstens.«
    »Warum bezahlen Sie nicht einfach und steigen aus.«
    »Man kriegt mich nicht so leicht.«
    »Von wegen! Sie bieten sich als Sonderangebot an. Sie könnten nicht leichter zu kriegen sein.«
    »Das ist nur jetzt, um die Sache in Schwung zu bringen. Aber warten Sie noch einen Monat, dann sieht das schon anders aus. Was schulde ich Ihnen?«
    »Acht Euro vierzig. Sagen wir acht, wenn Sie dann schneller aussteigen.«
    Er gab ihr einen Zehneuroschein. »Der Rest –«
    » – ist für mich? Nein danke. Hier haben Sie Ihre zwei Euro. Steigen Sie bitte aus. Ich muss zu meiner Mutter.« Sie sah auf die Uhr. »Und vorher muss ich ein paar Stunden pennen.«
    »Eine frühere Freundin von mir, die vor Katie, hat siebenundsechzig Stunden vor meinem Haus gewartet, als ich mich von ihr getrennt habe.«

    »Ich würde mich nie mit

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