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Der hellste Stern am Himmel

Der hellste Stern am Himmel

Titel: Der hellste Stern am Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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Macht es ohne mich!«
    Dann eilte er ins Haus, als könnte er so vor seinen Schuldgefühlen fliehen.

    Maeve lag auf dem Sofa und guckte South Park.
    »Schau dir die mal an.« Matt ließ ihr ein Bündel bunter Broschüren in den Schoß fallen.
    »Neue?«, fragte sie.
    »Wir haben uns seit Ewigkeiten keine Angebote mehr angesehen, und ich dachte … hier ist es nicht so gut, Maeve. Zu viele Leute, ein Kommen und Gehen. Es
wäre besser, wir hätten unser eigenes Haus. Sieh sie dir an und sei ganz offen, mehr will ich nicht.«
    Maeve nickte. »Gut. Ganz offen. Mach ich.« Sie nahm die erste Broschüre, sah die Adresse und sagte: »Nein. Mit Sicherheit nicht, Matt.«
    »Warum nicht?«
    »Von da ist es weniger als fünf Minuten zu Hilary und Walter. Sie wären die ganze Zeit bei uns. Oder Hilary wenigstens.« Es bestand die Möglichkeit, dass Walter sie nicht besuchen würde. »Ich weiß, sie ist deine Mutter, Matt, und sie ist richtig lieb, aber wir würden sie nie mehr los. Sie würde bei uns am Küchentisch sitzen und Wein trinken und blödes Zeug reden, unaufhörlich.«
    »Wir geben ihr keinen Wein.«
    »Sie bringt ihren Wein mit.«
    »Na gut.« Matt seufzte schwer. »Streichen wir das. Das nächste!« Ein schmales zweigeschossiges Haus in einer Siedlung in Shankill.
    »Shankill?« Sie sah Matt mit verzweifelter Miene an. »Seit wann sind wir Shankill-Leute?«
    »Ich dachte, es könnte nett sein. Eine kleine Gemeinschaft –«
    »In den Vororten hört dich niemand, wenn du schreist.«
    »Meinetwegen, lassen wir das.« Es war klar, dass sie dazu schon entschlossen war. »Aber guck dir das in Drumcondra an. Es ist nicht in der Nähe von meinen Eltern, nicht in einem Vorort, es ist ideal.«
    Maeve betrachtete das Foto von dem Haus, und Matt betrachtete Maeve.
    Dann fing sie an zu sprechen. Sie sagte: »Zwölf.«
    »Was zwölf?« Aber er hatte es schon geraten.

    »Fünf im Erdgeschoss, sechs im ersten Stock und eins im Dach. Fenster. Kommt nicht infrage. Was hast du noch?« Sie nahm die vierte und letzte Broschüre in die Hand. »Himmel, Matt, eine Gated Community?« Sie las die Beschreibung. »Tore mit codiertem Einlass, Haustüren mit codierten Türen, ein Jacuzzi für alle Eigentümer?«
    »Ich weiß, für uns ist das nichts. Ich wollte das gar nicht mitnehmen, aber die Maklerin hat darauf bestanden.«
    »Und die Leute, die da wohnen, Matt. Kannst du dir vorstellen, wer da wohnen will?« Seelenlose Büroarbeiter mit einer Vorliebe für thailändisches Essen, die sich so aufführten, als wäre Fischsauce gerade erfunden worden.
    »Die sind doch den ganzen Tag weg.«
    Und die gläsernen Türme wären eine Geisterstadt.
    »Ich weiß, dass hier ein ständiges Kommen und Gehen ist …«, sagte Maeve, und Matt verstand sie sofort. Plötzlich schien es sicherer, im Erdgeschoss in der Star Street zu wohnen, auch wenn der unheimliche Fionn dort herumschlich, aber wenigstens waren immer Leute in der Nähe.
    Maeve raffte die Broschüren zusammen und gab sie Matt. »Zum Altpapier.«

EINUNDDREISSIG TAGE
    Conall musste viermal um den Block fahren, bevor er in der Star Street einen guten Parkplatz mit Blick auf die Eingangstür der Nummer 66 fand. Er schaltete den Motor aus und griff nach seinem BlackBerry. Das rote Licht leuchtete. Wie schön! Neue Mails.
    Sieben insgesamt, und eigentlich nichts Bewegendes, trotzdem, Kommunikation war wie Sauerstoff für ihn – dringende Anrufe, verschlüsselte Texte, Mails mit massenweise Informationen. Es durfte nicht allzu viel Zeit zwischen dem einen und anderen verstreichen, sonst könnte er sterben.
    Er trank seinen Kaffee, zappte durch die Radiosender, beobachtete die blaue Haustür, rutschte auf seinem Sitz hin und her, sah auf seinen BlackBerry und wünschte, das rote Licht würde wieder anfangen zu leuchten. Er war nervös. Er wusste nicht, wann er das letzte Mal Eilish angerufen und gesagt hatte: »Ich komme heute nicht ins Büro.« Natürlich war er sehr oft nicht an seinem Schreibtisch, aber nur weil er an einem anderen Schreibtisch in einer anderen Firma saß und die Firmenübernahme vorbereitete. Und er ging zu Betriebsfeiern, verbrachte Tage in Monaco oder Ascot bei reichlichem
Champagnergenuss, aber bloß deswegen, um bei den schattenhaften Gestalten des Finanzsektors, die wussten, wann eine Firma im Niedergang war, noch bevor die Firma selbst es wusste, im Rennen zu bleiben. Es zählte alles als Arbeit.
    Dass er Eilish angerufen und gesagt hatte, er käme nicht, einfach aus dem

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