Der hellste Stern am Himmel
fragte Salvatore.
»Ein Notfall.«
»Wie aufregend! Was für ein Notfall denn?«
Matt sah ihn aufmerksam an. Salvatore hatte immer eine Lippe riskiert, aber das ging zu weit.
»Ein privater Notfall«, sagte Matt langsam. »Und jetzt bin ich hier.«
Außerdem war er nicht unbedingt mit Arbeit überhäuft. Er und sein Team sorgten zwar für einen steten Geldfluss, indem sie Updates an die Firmen verkauften, die schon mit dem Edios-System arbeiteten – was in dem gegenwärtigen wirtschaftlichen Klima beachtlich war –, aber es gab nur wenige Lichtstreifen am Horizont. Eigentlich müssten sie mal einen dicken Fisch an Land ziehen und eine Firma, möglichst einen Riesenkonzern, überreden, zu Edios überzuwechseln. Bei der Bank of British Columbia hatte sich zu seiner Verwunderung immer noch nichts getan. Weder hatten sie sich auf den Kauf geeinigt noch die Verhandlungen abgebrochen, so dass sie auf der Stelle traten, tief versunken im Schlamm ihrer Pokerface-Undurchschaubarkeit. Typisch für diese Zeit, das war Matt klar – die Leute hatten Angst, Geld auszugeben –, aber die Pattsituation nagte am Selbstbewusstsein des Teams.
Matt fragte sich, ob sein Team das Vertrauen in ihn verlor. Salvatores Bemerkungen hatten ihr Ziel nicht verfehlt. Aber aus einer anderen Perspektive betrachtet konnte er sicherlich von Glück reden, dass er noch ein Team hatte.
Aus einer anderen Perspektive betrachtet, sagte eine
dunkle Stimme in seinem Kopf, konnte er von Glück reden, dass er noch seinen Job hatte.
Schnell wandte er sich von diesem undenkbaren Gedanken ab und seinen Mails zu. Nichts besonders Interessantes, außer einer von seinem Bruder Alex mit dem Betreff: HEUTE ABEND!!!!
Matt, Alex und Russ, der zweite Trauzeuge, wollten sich nach der Arbeit treffen, um die Einzelheiten der Männerwoche in Las Vegas zu besprechen.
»6.30 The Duke. Sag bloß nicht wieder ab! Alex.«
Matt schickte umgehend eine schnippische Antwort:
»Werde da sein. Komme früh und bestelle das Bier.«
Von wegen. Nicht, solange Maeve in diesem Zustand war. Er hatte das Gefühl, dass ihm alles die Luft zum Atmen nahm – Maeve, die Arbeit, das Stagnieren rundum – und alles Licht, alle Hoffnung zum Erlöschen brachte. Dann hatte er eine großartige Idee! Es gab einen Ausweg!
Er fühlte sich voll frischer Energie und Hoffnung und wäre am liebsten gleich losgestürzt. Wann konnte er gehen? Wann war Mittag? Nur vierzig Minuten bis zwölf.
»Schön, dass du vorbeigeschaut hast«, rief Salvatore ihm nach, doch nichts konnte Matts aufkeimende Hoffnung dämpfen.
Ein neues Zuhause, hatte Matt beschlossen. Das war die Antwort! Ein neuer Anfang in einem neuen Haus, das würde alles richten. Ein paar Minuten stand er vor dem Schaufenster des Immobilienmaklers und ließ seinen Blick über die Fotos schweifen und überlegte, welches das Haus für Maeves und sein neues Leben wäre,
dann betrat er zuversichtlich das Büro, bereit, es Wirklichkeit werden zu lassen.
Das Mädchen am Schreibtisch – Philippa – blickte erwartungsvoll auf, als Matt hereinkam, dann bemerkte er, wie ein kleines Licht in ihren Augen erlosch.
»Kann ich Ihnen helfen?« Sie setzte ein professionelles Lächeln auf.
»Eh, ja. Ich möchte mich verändern.«
»Setzen Sie sich doch. Waren Sie nicht schon einmal bei uns?«
»Ehm … ja.«
»Ihr Name ist Matt, nicht wahr?«
»Matt Geary.«
»Richtig, jetzt erinnere ich mich. Wir haben also Ihre Angaben schon aufgenommen. Wie war noch Ihre Adresse?«
»Star Street, Nummer sechsundsechzig. Die Wohnung –«
» – im Erdgeschoss. Jetzt fällt es mir wieder ein.« Philippa fing an zu tippen. »Zuletzt waren Sie im März hier.«
Wirklich? Es fühlte sich viel länger an.
»Letztes Jahr um diese Zeit haben wir uns ja Ihre Wohnung angesehen und den Verkaufswert geschätzt«, sagte Philippa. »Aber bei dem heutigen Markt muss man von einem viel niedrigeren Wert ausgehen.«
Matt schluckte. »Wie viel niedriger?«
»Erst kürzlich haben wir eine Wohnung verkauft, Ihrer ganz ähnlich, im Erdgeschoss mit Garten, zentrale Lage, für –« Wieder tippte sie und nannte dann eine Summe, die so niedrig war, dass Matt es mit der Angst
bekam. Noch niedriger als beim letzten Mal, und das war, wenn Philippa Recht hatte, gerade drei Monate her.
»Sie suchen also etwas in der gleichen Preiskategorie?« , fragte Philippa. »Sie haben nicht den Jackpot gewonnen, oder?«
Matt schüttelte den Kopf.
»Was schwebt Ihnen denn vor? Eine Wohnung in
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