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Der hellste Stern am Himmel

Der hellste Stern am Himmel

Titel: Der hellste Stern am Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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Verlust, weil ein junger Mann gestorben war.
    Conall hatte in seinem Leben viel gemacht: Er hatte mit halsbrecherischer Geschwindigkeit teure Autos gefahren, er hatte in seiner Karriere Sachen riskiert, die ihn Millionen hätten kosten können, er hatte sich mit Schönheit umgeben – Geliebte wie aus Hochglanzzeitschriften, unbezahlbare Kunstwerke, die malerischsten Orte der Welt. Doch in diesem endlos währenden Augenblick begriff er, dass man den Wert des Lebens nur im Angesicht des Todes schätzen lernte. Plötzlich war ihm das Leben so unglaublich wertvoll erschienen, dass er laut hätte losheulen können.
    »Du hast gedacht, er ist tot?«, sagte Lydia. »Schrecklich.«
    »Das ist ja jetzt vorbei.« Wenigstens hoffte er das, aber der Krampf in seinen Waden fing schon wieder an. Er wollte Lydia anfassen, aber sie wich ihm aus. Er folgte ihr.
    »Warum hast du nach Katie gerufen?«, fragte Lydia. »Dass sie dir helfen sollte.«
    »Weil … weil sie offensichtlich die Beste dafür war.«
    »Warum war das offensichtlich?«
    »Sie kennt sich mit Erster Hilfe aus.«
    »Wenn einer sieben verschiedene Marken Wundsalbe besitzt, macht ihn das noch nicht zum Sanitäter. Ich habe sie in der Kneipe gefragt, in der Flying Bottle, wie ihr sie nennt – danke übrigens dafür. Schön, wie du uns allen euren Privatwitz unter die Nase gerieben hast. Jedenfalls weiß sie null über Erste Hilfe.«

    Conall sah sie fragend an. »Was willst du damit sagen?«
    »Du hattest Angst, richtig große Angst, und in dem Moment wolltest du Katie.«
    Er verdrehte übertrieben die Augen.
    »Nein, nein«, fuhr sie fort. »Nicht mit mir. Ich bin nicht eins von deinen dummen Mädels.«
    »Ich weiß, dass du nicht eins von meinen ›dummen Mädels‹ bist.«
    »Nein, ich weiß, dass ich nicht eins von deinen dummen Mädels bin.«
    »Meinetwegen«, sagte er mit übertriebener Geduld. »Du weißt, dass du nicht eins von meinen ›dummen Mädels‹ bist.«
    »Du schnallst es nicht, wie?«
    Er sah sie an, dann veränderte sich etwas in seinem Blick. »Du machst mit mir … Schluss?«
    »Oh Mann, das hat ja ganz schön gedauert. Unglaublich, dass du den Nerv hast, mich hierher zum Sex zu bringen, wenn du eigentlich Katie willst.«
    »Ich will sie nicht. Ich will dich.«
    »Mann!« Sie schüttelte den Kopf. »Du hast keine Ahnung. Guck doch mal, was bei dir los ist, sonst wirst du nie glücklich.«
    Sie ging ins Badezimmer, kam mit einem Arm voller Fläschchen – Shampoo und Ähnlichem – wieder und steckte sie in ihre Umhängetasche.
    »Was tust du?«
    »Nehme meine Sachen.«
    »Warum?«
    »Weil ich abhaue, Dickarsch. Falls du mal jemandem erklären musst, was passiert ist, dann sag Folgendes: Ich
habe mit dir Schluss gemacht. Und nein, wir können nicht Freunde bleiben. Du kennst nämlich keine Freundschaft. Darum solltest du dich auch mal kümmern. Außerdem werde ich jede Gelegenheit nutzen, schlecht über dich zu sprechen. Wenn du ein Gerücht hörst, dass du ein Problem mit vorzeitigem Samenerguss hast – ich habe es in die Welt gesetzt.«
    Sie machte die Tür des Nachttischchens auf, nahm eine Packung Kondome heraus und steckte sie in die Tasche. »Gehören mir«, sagte sie. Dann ließ sie ihren Blick ein letztes Mal verächtlich durch das Zimmer schweifen, vergewisserte sich, dass sie alles hatte, ging mit großen Schritten aus dem Zimmer und donnerte die Treppe hinunter.

    Das Haus bebte, als Lydia die Haustür zuwarf. Automatisch griff Conall nach seinem BlackBerry. Was war mit Lydia los? Sie hatte zu viel von einem Kampfhund, das war’s. Wie konnte man sich mit so jemandem vernünftig unterhalten? Katie war offensichtlich die Richtige gewesen in dem Moment. Sie war zupackend, sie war erwachsen, sie verstand die Dinge, sie war … na ja, ganz offensichtlich die Richtige.
    Vier neue Mails, die er gierig las, wobei er hastig von einer zur nächsten klickte, aber nichts half. Er fühlte sich nicht wohl, alles war irgendwie surreal. Irgendwie widerwärtig. Er machte »Nebraska« von Bruce Springsteen an, aber das hatte mit Verlust zu tun, deshalb wechselte er zu den Sex Pistols. Nur, deren rasende E-Gitarrenriffs waren jetzt nichts für ihn. »Madame Butterfly« vielleicht, aber nachdem er zwei Minuten dieser schmerzlichen
Verlassenheit gelauscht hatte, stiegen ihm die Tränen in die Augen. Das kam nicht infrage. Hastig stellte er die Musik ab. Da war Stille besser.
    Er legte sich auf sein riesiges Bett und starrte an die Wand gegenüber. Die

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