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Der hellste Stern am Himmel

Der hellste Stern am Himmel

Titel: Der hellste Stern am Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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Zeit verging, und nach einer Weile des Ins-Nichts-Starrens überlegte er, ob er Katie anrufen sollte. Nur um herauszufinden, wie es um Matt stand.
    Dann wurde ihm klar, dass er Lydia anrufen sollte – sich entschuldigen, alles erklären und so. Es gab Regeln, Conall wusste das. Man sollte seiner ehemaligen Freundin nicht den Vorzug gegenüber der neuen geben. Aber er gab Katie nicht den Vorzug. Es war ein Notfall gewesen, jemand starb, es musste schnell gehandelt werden. Katie war die Richtige für diese Situation gewesen.
    Doch vielleicht hatte Lydia Recht, gestand er sich widerstrebend ein. Vielleicht hätte er nach ihr rufen sollen. Aber sie war so hart, und was er brauchte, wenn ihn ein so schlimmer Schrecken zu überwältigen drohte … was er dann brauchte, war etwas Weiches.
    EIN TAG …
    »Ins Kissen«, sagte die Krankenschwester. »Nehmen Sie das Kissen, oder ich muss Sie bitten zu gehen.«
    Maeve blickte auf. Ihr Gesicht war heiß und brannte von den salzigen Tränen, und ihre Augen waren so geschwollen, dass sie kaum sehen konnte. Wieder wurde sie von einer Welle unkontrollierbarer Gefühle überschwemmt.

    »Das Kissen!«, wiederholte die Krankenschwester. »Hier sind noch mehr Menschen, die haben auch ihren Kummer.«
    Maeve beugte sich vor und verbarg ihr Gesicht in dem Kissen, das plötzlich auf ihrem Schoß lag, und heulte: »Wie konntest du mir das antun? Wie konntest du mich hier alleinlassen? Das verzeih ich dir nie. «
    Als ihr endlich klargeworden war, was Matt getan hatte, war sie mit einem mächtigen Aufprall in ihrem Körper gelandet, war wieder sie selbst. Es war ein bisschen wie das plötzliche, deutlich wahrnehmbare Gefühl, wenn die Ohren im Flugzeug mit einem »Popp« wieder frei werden. Sie war lebendig, sie litt Höllenqualen und schäumte vor blindem Zorn.
    Um Matts Bett war ein roter Vorhang als Sichtschutz gezogen worden, damit sie ein wenig abgeschieden waren von den anderen Patienten in der Notaufnahme. Maeve saß neben dem Bett auf einem harten Krankenhausstuhl. Seine Pulsadern waren vernäht und verklebt und die Handgelenke mit weißen Bandagen verbunden. Er hatte vier Liter Blut bekommen und zwei Liter Elektrolyte. Schläuche verbanden ihn mit dem Tropf, Kabel mit einem grünen, piependen Monitor. Er hatte dem Tod ins Auge geblickt, aber er würde leben.
    »Wie sehr musst du mich hassen, dass du das getan hast!«
    Seine Augen waren geschlossen, er schien bewusstlos, aber sie glaubte, er tat nur so.
    »Wenn sie dich hier rauslassen, kannst du zu Hause deine Sachen packen.« Sie nahm das Kissen weg, sie
konnte nicht an sich halten. »Geh in ein Hotel, oder zieh zu deinen Eltern.« In ihrer Kehle schmeckte sie Blut. »Es ist mir scheißegal, was du machst.«
    »Kissen!«

    Fionn ging auf dem Parkplatz des Krankenhauses auf und ab. Die Notaufnahme war für ihn das Wartezimmer zur Hölle, mit all den verletzten Menschen, die weinten und wimmerten und zusammen mit ihren Begleitpersonen warteten. Jemand hatte Jemima einen Stuhl überlassen, aber er hatte keinen. Nicht, dass er hätte sitzen können, er war viel zu erregt. Wütend, besser gesagt. Erstens auf Jemima, weil sie darauf bestanden hatte, dass er sie begleitete, so dass Katie bei dem herrschsüchtigen Conall zurückblieb, und zweitens auf Maeve, weil sie ihn wie ein Ungeheuer behandelt hatte. Während der dramatischen Ereignisse des Abends war ihm bewusst geworden, dass sich in Maeves Gesicht keine Ehrfurcht spiegelte. Sondern Angst. Große, lähmende Angst. Er kam sich dumm vor und war sauer auf sich, dass er geglaubt hatte, sie sei verrückt nach ihm. Warum denn auch nicht? Alle anderen waren verrückt nach ihm.
    Seit Stunden waren sie hier. Er wusste nicht, wie lange, aber es war schon spät und ganz dunkel.
    Ihm reichte es.
    Er ging durch die Schwingtür hinein. Jemand kreischte wie verrückt. Maeve, immer noch. Wenn sie nicht aufpasste, würde man sie in eine Gummizelle sperren.
    »Habe ich was verpasst?«, fragte er Jemima. »Ist er inzwischen gestorben?«

    »Nein, du kannst dich freuen, er wird leben.«
    »Warum schreit sie dann immer noch so?«
    »Es ist die Anspannung.«
    »Kann man ihr nichts dagegen geben?«
    »Frag mich doch nicht. Ich habe keine medizinischen Kenntnisse.«
    Wieso so empfindlich? »Jemima, lass uns gehen.«
    »Jemand muss bei Maeve bleiben.«
    »Sie will dich gar nicht bei sich haben.« Maeve hatte Jemima zurückgestoßen, als die sie trösten wollte.
    »Was Maeve will und was sie braucht, sind

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