Der hellste Stern am Himmel
zweierlei Dinge.«
»Weiß sie überhaupt, dass du noch da bist?«
»Ich weiß, dass ich hier bin.«
Meine Güte, Jemima konnte einen ganz schön nerven.
»Wenn der Ausbruch vorbei ist – und das wird bald sein –, ist sie vielleicht froh, dass ich hier bin. Aber geh du doch nach Hause, Fionn. Ich komme sehr gut zurecht. Danke, dass du mich begleitet hast.«
»Und was hast du vor? Willst du warten, bis sie aufhört zu schreien? Das wird ja noch ein bisschen dauern. Kannst du mit deinen guten Werken nicht mal aufhören, Jemima? In deinem Alter?«
Jemima lächelte in sich hinein. »Das ist vielleicht meine letzte Gelegenheit.«
»Du?« Er schnaubte. »Du wirst uns noch alle überleben.«
»Vielleicht nicht, mein Lieber.« Sie hielt inne. »Fionn, du weißt doch noch, dass ich vor ein paar Jahren mal mit Krebs zu tun hatte.«
»Das ist Jahre her.«
»Vier –«
»Und es geht dir wieder gut.«
»Ja, aber, es ist nur –«
»Also, wenn du wirklich hierbleiben willst – ich gehe jetzt.«
Fionn stürmte die Treppe hoch, drei Stufen auf einmal, zu Katies Wohnung. Zwei Handwerker setzten gerade eine provisorische Tür zu Matt und Maeves Wohnung ein. Dieser Conall, Mann der Tat, man könnte die Krätze kriegen.
Katie wartete an der Tür. »Und?« Sie hatte geweint.
»Er kommt durch.«
»Gott sei Dank, oh, Gott sei Dank. Und wie geht es Maeve?«
»Kannst du mir das mal sagen?« Sein verletzter Stolz brach hervor. »Was habe ich ihr getan? Was hat sie für ein Problem?«
Katie starrte ihn an. »Sie hat irgendwas erlebt. Bestimmt. Mit einem anderen Mann, oder mit Männern. Wir glauben, dass sie vielleicht … dass sie vergewaltigt worden ist. Das darfst du nicht persönlich nehmen.«
»Na, wahrscheinlich nicht.«
»Sie hatte auch Angst vor Conall.«
Er schloss die Augen. »Vergleichst du mich mit ihm?«
Sekunden vergingen im Schweigen, dann nahm Katie ihn bei der Hand, führte ihn ins Wohnzimmer und sagte: »Komm jetzt, Fionn. Das war ein harter Abend. Wir sind alle durcheinander.«
»Ja, stimmt«, murmelte er. »Was ist hier inzwischen passiert?«
»Sehr wenig. Wir waren kurz in der Flying Bottle, alle zusammen.«
»Wer alles?«
»Conall, Lydia, Sissy und ich.«
»Moment mal. Du bist mit Conall einen trinken gegangen?«
»Und Lydia und Sissy.«
»Warum?«
»Weil wir vollkommen durch den Wind waren. Weil wir was trinken wollten.«
»Und du fandest das in Ordnung, obwohl er dein früherer Freund ist? Und obwohl er versucht hat, mich vor den anderen als Frauenbelästiger dastehen zu lassen?«
»Fionn …« Sie schlang die Arme um ihn. »Es war ein schrecklicher, schrecklicher Abend. Wir sind alle nicht ganz bei uns. Setz dich hin. Komm schon. Wie geht es Jemima?«
»Jemima? Blendend.«
Er ließ sich zum Sofa führen, aber sobald er saß, fühlte er sich gefangen. »Lass uns ausgehen.«
»Wie? Heute?«
»Ja. Jetzt. Im Residence ist eine Veranstaltung. Eine Party oder so.«
»Ich möchte nicht ausgehen.« Katie klang schockiert. »Das könnte ich nicht.«
»Warum nicht?«
»Weil jemand beinah gestorben wäre, und wir waren dabei. Der Schreck steckt mir noch in den Knochen. Ich könnte jetzt nicht lustig und ausgelassen sein. Ich brauche Ruhe.«
»Ein paar Drinks?«
»Nein, Fionn.«
»Mit Conall bist du ohne weiteres einen trinken gegangen.«
»Fionn.«
»Du willst also heute Abend echt nicht ausgehen?«
Katie sah ihn von der Seite an. Er versuchte, ihre Gedanken zu erraten. Sie sah ängstlich aus. Und verwirrt. Und – unerwartet – traurig. Dann beruhigte sie sich offenbar, und er wusste, dass er sie überredet hatte. Aber als sie dann anfing zu sprechen, passten ihre Worte nicht zu ihrem Ausdruck. »Nein, Fionn«, sagte sie. »Aber geh du. Amüsier dich.«
Herr im Himmel. Der Rhythmus ihrer Herzen ist völlig durcheinandergewirbelt. Ihre Herzen hatten zusammen geschlagen, in perfekter Harmonie, aber die Sache mit Matt hat alles auseinandergerissen, jedes ist jetzt für sich, die Einheit zerbrochen wie eine Erdnuss, die aus der Schale gefallen ist. Und mit dem Aufprall hat sich ihr Herzschlag verändert. Nichts passt mehr zusammen. Fionns Herzschlag ist schneller geworden, sein Herz schlägt ängstlich, in einem harten Rhythmus, und Katies kommt nicht mit.
Ich sitze in der Klemme. Ganz schrecklich in der Klemme. Alle drei Paare sind getrennt, und ich habe nur noch einen Tag.
LETZTER TAG
AM FRÜHEN MORGEN
Nur noch fünf Stunden
»Es tut mir leid«, krächzte Matt und
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