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Der hellste Stern am Himmel

Der hellste Stern am Himmel

Titel: Der hellste Stern am Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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untergehen, oder Sie wehren sich und lassen sich nicht unterkriegen –« Jemima spürte eine plötzliche Zuckung in ihrer Lebergegend und riss die Augen weit auf vor Schmerz.
    »Oh!«, rief Maeve. »Was ist mit Ihnen? Haben Sie etwas?«

    »Alles in Ordnung. Nur ein Zwicken im Magen. Wahrscheinlich wegen der ganzen Aufregung.«
    »Möchten Sie sich setzen?«
    »Nein danke, das ist freundlich von Ihnen. Ich muss jetzt nach Hause gehen. Aber ich bitte Sie eindringlich: Warten Sie auf Matthew. Es ist halb fünf, um sieben wird er entlassen, können Sie nicht solange warten?«
    Maeve biss sich auf die Lippen. Sie wollte nie wieder etwas für Matt tun, aber wegen des Magenzwickens war Jemima in die Position der moralisch Überlegenen gekommen.
    »Ich versichere Ihnen«, sagte Jemima keuchend, als wieder ein Schmerz durch sie hindurchjagte. »Ich versichere Ihnen, Maeve, dass Sie eines Tages wieder glücklich sein werden. Ihr Leben wird wieder gut.«
    »So wie es früher war?«
    Jemima seufzte. »Man kann die Vergangenheit nicht zurückholen. Das wissen Sie.«
    »Was soll ich also tun?«
    Wieso glaubte eigentlich jeder, dass Jemima auf alles eine Antwort hatte? »Vielleicht sollten Sie … versuchen, nach vorn zu schauen.«
    Noch vier Stunden
    Er watete durch einen Fluss von Blut, das um seine Beine schwappte, er stemmte sich dagegen, aber die Strömung war zu stark und – Conall wachte keuchend auf. Er war mitten in einem Traum gewesen, überall Blut
und … jetzt war er wach. Das Herz klopfte ihm bis zum Hals, aber er lag in seinem eigenen Bett, er war in Sicherheit. Der Wecker zeigte 4.45 morgens an, er konnte also noch ein paar Stunden schlafen. Dann fiel ihm ein: die Badewanne .
    Die Badewanne war voll mit Matts Blut. Als er und dieser Idiot Fionn Matt aus dem Wasser gehievt hatten, war keiner von ihnen Manns genug gewesen, den Arm in das blutige Wasser zu tauchen und den Stöpsel zu ziehen. Auf keinen Fall durfte Maeve das Badezimmer so vorfinden, wenn sie nach Hause kam. Vielleicht war sie ja schon zu Hause, aber falls nicht, musste er sich sofort darum kümmern. Bei dem Gedanken, wieder dieses Badezimmer zu betreten, krampfte sich alles in ihm zusammen, aber es blieb ihm keine Wahl.
    Missmutig, ja, fast unglücklich klatschte er in die Hände, und Licht erfüllte den Raum. Er nahm sich vor, etwas an dem Licht zu ändern – er wollte wieder einen normalen Schalter haben. Auch wenn er allein war, kam er sich beim Klatschen lächerlich vor. Er riss den Kleiderschrank auf und zog sich die erstbeste Jeans an, die er fand. Dann suchte er nach einem T-Shirt, dem es nichts ausmachte, wenn es blutig wurde. Aber alles, was er besaß, war teuer, und es spielte sowieso keine Rolle, oder?

    Katie schreckte aus dem Schlaf auf, in ihrem Kopf wurden die Ereignisse des vergangenen Tages abgespult wie ein Film im Schnelldurchlauf: der Schlüssel, der von innen steckte, die krachende, zerberstende Tür, Conall, der voranging, der ihren Namen rief, und – das Schlimmste überhaupt – der Anblick von Matt, leblos im rot gefärbten
Wasser. Es konnten nur wenige Sekunden gewesen sein, aber es fühlte sich an, als hätte sie Stunden in der Tür gestanden und versucht, die makabere Szene vor sich zu begreifen. Matt? Matt? Der junge, fröhliche, lächelnde Matt – der? Was sollte das – dass er da lag, wächsern und wie tot, in einer Badewanne voll mit seinem eigenen Blut? … Die Badewanne , fiel ihr mit pochendem Herzen ein. Sie war der Grund, dass sie aufgewacht war.
    War das Wasser noch in der Wanne? Wenn ja, müsste jemand es auslassen und die Wanne säubern, und die blutigen Handtücher auf dem Fußboden müssten gewaschen werden, bevor Maeve nach Hause kam. Sie stand auf – und dann wurde ihr bewusst: Fionn war nicht da. Er war ausgegangen, und dem Anschein nach nicht zurückgekommen. Nachdem er davongestürmt war, wollte sie nicht ins Bett gehen – fast hatte sie Angst davor. Sie hatte sich aufs Sofa gelegt, hatte sich schlechte Sendungen im Fernsehen angesehen und darauf gewartet, dass er wieder auftauchte. Wenn er nach Hause kam, bevor sie ins Bett ging, wäre alles in Ordnung. Um zwei Uhr morgens war ihr so kalt und elend, dass sie ins Bett kroch und sich fest vornahm, nicht einzuschlafen. Sie hatte die abergläubische Vorstellung, dass es eine Katastrophe geben würde, wenn sie einschlief. Doch offensichtlich war sie eingeschlafen, und jetzt war es fünf Uhr, und Fionn war noch nicht wieder da. Es bestand die

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