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Der hellste Stern am Himmel

Der hellste Stern am Himmel

Titel: Der hellste Stern am Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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Möglichkeit, dass er unten in Jemimas Wohnung war, aber auch das wäre ein Zeichen für das Ende, denn er hatte seit Wochen nicht mehr dort geschlafen.
    Die Wirklichkeit hatte sie schließlich eingeholt, das war es. Seit Wochen hatten sie das Leben zum Narren
gehalten, hatten ihm lachend und hüpfend ein Schnippchen geschlagen und sich königlich amüsiert. Aber die ganze Zeit war sie auf etwas dergleichen gefasst gewesen. Sie hatte vorausgesagt, dass seine Show entweder ein Erfolg werden und ihm zu Kopf steigen würde, oder dass sie ein Flop wäre und er nach Pokey zurückkehren würde. Es hatte sich nicht ganz so bewahrheitet, wie sie sich vorgestellt hatte – der Erfolg war nicht eingetreten, aber die Situation war ihm trotzdem zu Kopf gestiegen –, und dann hatte ein einzelnes schlimmes Ereignis gereicht, um ihnen zu zeigen, wie wenig sie einander trösten konnten.
    Sie konnte Fionns Abfälligkeit gegenüber Jemima und seinen Mangel an Verständnis für Maeve nicht einfach abtun, andererseits konnte sie nicht aufhören, ihn zu mögen – wenigstens nicht gleich, aber wer wusste schon, wie sie in einer Stunde oder am nächsten Tag oder nächste Woche darüber dachte? Zu viel war in seinem Leben zu schnell geschehen. Man müsste eine unverrückbar gefestigte Persönlichkeit haben, um von all der Aufmerksamkeit, die ihm zuteilgeworden war, nicht aus der Bahn geworfen zu werden.
    Dazu kam, dass sie, wie sie ehrlich zugeben musste, erschöpft war. Von den langen Nächten, dem vielen Alkohol und dem ausschweifenden Sex waren ihre Kräfte aufgezehrt. Ihre Haut war müde und grau, die Wäsche seit Wochen nicht gewaschen worden, und die Vernachlässigung ihrer beruflichen Aufgaben ein Skandal.
    Außerdem kam ihr der Gedanke, dass sie sich unversehens angewöhnt hatte, Fionn wie einen ihrer Klienten zu behandeln – ihm zu versprechen, dass sich alles richten
würde, ihn in gewisser Weise zu bemuttern –, und das gefiel ihr gar nicht.
    Ebenso seltsam war – seltsam jedenfalls für jemanden mit ihrer Begeisterung für Süßes: Dass nämlich das Zusammensein mit Fionn war, als würde man die ganze Zeit Schokolade essen – eigentlich paradiesisch, aber zwischendurch hätte man ganz gern etwas Richtiges.
    Auf ihrem Stuhl lag ein Kapuzenpulli, den sie sich über den Schlafanzug zog, dann schlüpfte sie in ein Paar weniger hohe Schuhe – für die zehn Zentimeter hohen Absätze fühlte sie sich ein wenig zu wacklig. Aus dem Fach unter der Spüle nahm sie Putzmittel, Gummihandschuhe und ein paar Wischtücher, dann machte sie sich auf den Weg ins Erdgeschoss. In dem Licht, das von der Straßenlaterne in den Hausflur drang, sah sie, dass eine provisorische Tür aus Spanplatten bei Maeves und Matts Wohnung angebracht worden war. Ein nagelneues, glänzendes Schloss war in den zersplitterten Türrahmen eingebaut worden, und auf dem Tischchen im Treppenhausflur lagen zwei ebenfalls glänzende Schlüssel.
    Sie brauchte nur einen der Schlüssel zu nehmen und aufzuschließen, aber plötzlich zögerte sie. Dann überkam sie ein wirklich seltsamer Impuls: Sie beschloss, die Haustür zu öffnen, denn Conall Hathaway würde davorstehen und warten.
    Sie drehte den Knauf, zog die Tür auf, und auf der Stufe stand … »Conall?«
    »Katie?«
    Es passieren so viele merkwürdige Dinge, dachte sie. Ich komme gar nicht mehr mit.
    »Es ist fünf Uhr morgens«, sagte sie.

    »Viertel nach.« Er blickte auf die Uhr, dann sah er sie mit großer Verwunderung an. »Ich wollte gerade bei dir klingeln, damit du mich ins Haus lässt. Guck doch.« Er deutete auf seine Hand. »Ich wollte auf die Klingel mit deinem Namen drücken. Und da bist du … direkt vor mir.«
    »Wahrscheinlich habe ich das Auto gehört«, sagte Katie leise. »Willst du zu Lydia?«
    »Die arbeitet.« Also, vielleicht arbeitete sie, wenigstens war ihr Auto nirgendwo zu sehen. Er würde Katie nichts von der Trennung erzählen. »Vor einer halben Stunde bin ich aufgewacht und saß senkrecht im Bett und habe gedacht: die Badewanne .«
    »Mir ging’s genauso.« Katie zeigte auf die Putzsachen. »Ich wollte nicht, dass Maeve –«
    » – nach Haus kommt und das sieht –«
    » – und da dachte ich, ich gehe lieber runter und –«
    » – lasse die Badewanne auslaufen und –«
    » – mache ein bisschen sauber.«
    Sie wagten ein verlegenes Lächeln. »Ich mag deine Schuhe«, sagte er.
    »Ich habe einen Ruf zu verlieren. Und was hast du da an?« Mit den Fingerspitzen berührte sie

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