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Der hellste Stern am Himmel

Der hellste Stern am Himmel

Titel: Der hellste Stern am Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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gegen Eier allergisch?«
    Es kam zu schnell, er hatte keine Zeit, seine Antwort vorzubereiten. »… Ehm … nein.«
    »Warum hast du das dann behauptet, du Trottel?«
    Er überlegte einen Moment. Er zuckte die Achseln. »Manchmal ist das Leben, so wie es ist, einfach nicht genug. Wenn die Wahrheit nicht sehr interessant ist, muss ich … du weißt schon.«
    »Ja, vielleicht. Danke.«
    Sie sah, dass vier Männer von einem Tisch aufstanden.
»Das ist meiner! Wiedersehen.« Sie hastete durch den Raum, warf ihre Tasche auf einen Stuhl, ihren Kapuzenpullover auf einen anderen und sich selbst auf den dritten, damit niemand sie fragte, ob der Platz zufällig frei sei.
    »Eugene«, rief sie zur Theke hinüber. »Ich bin hier drüben. Bring mir die Donuts, wann immer es dir passt.« Und dann war die Welt wieder in Ordnung: Sie hatte einen Platz, Zucker war auf dem Weg, niemand sang Lieder von Neil Diamond. Sie sah nicht, wie die Tür auf- und wieder zuging, als Gilbert das Café verließ. Ein gut aussehender Mann in einem etwas lachhaften Jackett, der einmal ihr Freund gewesen war.
    Sie hatte ihn schon vergessen.

    »Einen Moment, meine Teure!« Jemima stellte sich Maeve in den Weg, die sich hinter dem roten Vorhang hervorstahl und offenbar gehen wollte. »Wollen Sie gehen?«
    »Ja.«
    »Ohne Matthew?«
    »Matthew hat versucht, sich umzubringen. Matthew hat deutlich zu verstehen gegeben, dass er nicht mit mir zusammen sein will.«
    Sarkasmus passte nicht zu ihr, dachte Jemima. Sie war zu lieb, um damit zu überzeugen. Ihr großspuriges Gehabe verfehlte die beabsichtigte Wirkung.
    »Es ist unbedingt nötig, dass wir uns unterhalten, Maeve. Sie sind wütend und fühlen sich hintergangen, aber es ist von äußerster Bedeutung, dass Sie ein paar Tatsachen begreifen. Zum Ersten: Bei Männern ist Erhängen
die häufigste Selbstmordart. Das heißt, man kann davon ausgehen, dass Matthew gefunden werden wollte.«
    Maeve blickte starr in die Ferne. »Ich werde ihm das nie verzeihen.«
    »Wirklich, meine Teure, welch ein Melodrama. Irgendetwas musste er tun, wenn man es recht bedenkt. Wie viele Jahre sollte das so weitergehen, dass Sie auf dem Sofa liegen und diese schrecklichen Serien gucken und Kuchen essen?«
    Maeve machte die Augen weit auf vor Erstaunen.
    »Ja. Die Wahrheit ist schmerzlich, Maeve. Aber sehen Sie den Tatsachen ins Gesicht. Sie hatten sich festgefahren. Etwas musste geschehen. Und dass Sie nicht auch manchmal daran gedacht hatten, dem Ganzen ein Ende zu machen, können Sie mir nicht weismachen.«
    »Aber! Woher wissen Sie …?«
    »Sie waren verzweifelt«, sagte Jemima munter. »So geht es Menschen, die verzweifelt sind. Wenn alle Türen verschlossen sind und Flucht nicht möglich zu sein scheint.«
    Neugierig fragte Maeve: »Kennen Sie den Wunsch, sich das Leben zu nehmen?«
    »Ich? Nein, meine Liebe. Ich bin nicht so veranlagt. Eine Frage der Gene, vermute ich. Dabei hatte ich gewiss meinen Anteil an Kummer im Leben. Giles und ich wollten so gern Kinder haben, aber dieses Geschenk blieb uns versagt. Verzweiflung wäre eine angemessene Reaktion, aber ich habe mich am Riemen gerissen und weitergemacht. Habe für die Armen Suppe gekocht und dergleichen.« Sie schien in Gedanken versunken,
dann war sie wieder hellwach und klatschte in die Hände. »Aber Sie und Matthew! Sie müssen ein Kind bekommen.«
    Nach einem langen, fast feindseligen Blick sagte Maeve: »Warum?«
    »Dafür gibt es viele Gründe. Sie würden Ihre sexuelle Beziehung wieder aufnehmen. Sie würden Ihren Körper als kraftvoll erfahren, statt seine beklagenswerte Verletzlichkeit zu spüren. Es gäbe außer Ihnen beiden einen anderen Menschen, den Sie lieben würden. Ein Kind wird Ihnen die Unschuld wiedergeben, die Ihnen beiden gestohlen wurde.«
    Maeve ließ sich mit der Antwort Zeit. »Und das soll das Geschehene, also … ausradieren?«
    Diese jungen Menschen! Wieso glaubten sie, im Leben gäbe es ein Entweder-Oder?
    Jemima versuchte es mit einem milderen Ton. »Das Geschehene ist geschehen, man kann es nicht ungeschehen machen. Sie haben sich verändert, Matthew hat sich verändert, aber Sie müssen so, wie Sie sind, weiterleben.«
    Maeve dachte nach. »Also ein Kind? Sie sehen mich mit einem Kind? Sehen Sie es so, wie Sissy gesagt hat?«
    Oje. Diese jungen Dinger, die an Mystik und Wahrsagerei glaubten und nicht an ihre eigene Autonomie. Na gut, wenn es denn sein musste … »Ja, das sehe ich für Sie. Sie haben die Wahl, Maeve. Sie können

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