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Der hellste Stern am Himmel

Der hellste Stern am Himmel

Titel: Der hellste Stern am Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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schweigend, bis alles getan war. »Fertig, das war’s.« Mit einer letzten Bewegung entfernte sie noch einen vergessenen Fleck, dann ließ sie sich auf den Fußboden sinken und lehnte sich an die Badewanne. »Mann, das war anstrengend.« Sie wischte sich mit dem Ärmel ihres Pullovers den Schweiß vom Gesicht.
    »Aber befriedigend.« Conall setzte sich ebenfalls auf den Fußboden und lehnte sich an die Wand gegenüber.
    »Das auch.«
    Von der seltsamen, irgendwie feierlichen Stimmung bestärkt, beschloss Katie, etwas zu wagen. »Hör zu, Conall, darf ich dir eine Frage stellen? Sie brennt mir schon die ganze Zeit unter den Nägeln.«
    »Nur zu.«
    »Sprichst du Portugiesisch?«
    »Na ja. Genug für den Hausgebrauch.«
    »Wirklich? Kannst du das schwören?«
    »Ja, sicher.«
    »Woher wusste Jason das?«
    »… Warte mal.« Conall tippte sich mit den Fingern an die Lippen und überlegte. »Ach so, ja. Ich hatte ihn mal bei einer Veranstaltung der portugiesischen Handelskammer getroffen. Seine Verlobte – jetzt seine Frau, vermutlich – ist Portugiesin. Das weißt du doch auch.«
    »Gut zu wissen, dass du nicht jedes Mal gelogen hast.«
    Er sah sie mit entsetztem Blick an.
    »Ach, komm. Guck mich nicht so an!«
    Mit großem Nachdruck sagte er: »Katie, ich habe mich verändert.«
    »Da hat Lydia aber Glück. Hab ich dir nicht immer
prophezeit, dass die Frau nach mir die Früchte meiner harten Arbeit ernten wird?«
    »Ja, aber Katie –«
    »Ich habe also doch Stimmen gehört.«
    Conall und Katie sahen zur Badezimmertür. Und da stand Jemima.
    »Ich wollte ganz gern, dass die Spuren von Matthews törichtem Handeln beseitigt würden, bevor Maeve ihn morgen nach Hause bringt. Doch ich sehe, dass Sie mir beide als hilfreiche Engel zuvorgekommen sind.«
    Noch zwei Stunden
    Nachdem Jemima Maeve überredet hatte, bis zum Morgen zu warten und mit Matt zusammen nach Hause zu kommen, musste sie noch eine weitere gute Tat vollbringen, und tatsächlich bot sich dieses kleine Rendezvous von Katie und Conall, die Seite an Seite gearbeitet hatten, vorzüglich dazu an. Im Leben ging es dauernd darum, den richtigen Zeitpunkt abzupassen. Wie natürlich auch beim Tod.
    Jemima hob die Hand an die Stirn und sank, sauber zusammengefaltet wie ein Akkordeon, zu Boden.
    »Himmel!« Conall sprang auf und konnte sie gerade noch auffangen. »Was ist mit Ihnen?«
    Das sieht man doch, mein Guter. Ich bin nach allen Regeln der Kunst in Ohnmacht gefallen.
    »Sie sollten sich besser hinlegen.« Fragend sah er Katie an, und Katie nickte.

    »Jemima, wenn Conall Sie stützt, schaffen Sie es dann in Ihre Wohnung?«, fragte Katie.
    »Ich glaube schon«, sagte Jemima schwach. Wie vernünftig Katie doch war. Für Maeve und Matt wäre es kein schönes Willkommen, wenn sie eine kranke alte Frau auf ihrem Sofa vorfänden. Außerdem hatte Jemima noch einen Plan, den sie gern ohne Unterbrechung ausführen wollte.
    Conall bestand darauf, Jemima die Treppe in ihre Wohnung hinaufzutragen, wo er sich geschickt durch das vollgestopfte Wohnzimmer manövrierte und Jemima sanft auf das Sofa bettete. Grollo rannte um sie herum wie eine nervöse alte Frau.
    »Entschuldigen Sie bitte«, murmelte Jemima. »So ein Theater.«
    »Wir sind alle ein bisschen mit den Nerven runter seit gestern Abend«, sagte Katie.
    »Können wir Ihnen etwas bringen?«, fragte Conall. »Ein Glas Wasser? Tabletten?«
    »Oh nein«, sagte Jemima. »Ich brauche nichts. Nur …«
    »Nur?«, sagte Katie. »Sollen wir Fionn holen?« Sie sah bekümmert drein und dachte: Aber ich weiß nicht, wo er ist.
    »Ich brauche Fionn nicht, wo immer er ist.« Jemima liebte ihn inniglich, aber sie hatte anderes zu tun. »Könnten Sie und Conall eine Weile bei mir bleiben? Nicht lang, nur ein paar Minuten.«
    »Natürlich machen wir das«, sagte Katie.
    »Selbstverständlich«, sagte auch Conall.
    Katie war so lieb, dachte Jemima. Keine Frage, dass sie blieb. Und Conall tat alles, um Katie zu gefallen.

    Jetzt stand es also fest: Fionn war nicht in Jemimas Wohnung, dachte Katie. Das hieß also, er war woanders geblieben – und das eröffnete die verschiedensten Möglichkeiten, die ihr alle nicht gefielen. Er hatte eine Frau kennengelernt und die Nacht mit ihr verbracht. Nein! Das würde sie sich lieber nicht vorstellen! Jetzt nicht. Später, wenn sie darauf gefasst war. Denn es würde sehr wehtun. Nicht nur wegen ihrer Eifersucht, nicht nur, weil es das Ende ihrer Affäre mit Fionn bedeutete – und es sah ganz

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