Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der hellste Stern am Himmel

Der hellste Stern am Himmel

Titel: Der hellste Stern am Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
Vom Netzwerk:
hörte, aber Declan passte zu ihm genauso wenig wie zu ihr. Sie glaubte, dass er selbst die richtige Wahl für sich treffen würde, und als sie in ihrer Wohnung ankamen – wo er sich in eine Ecke quetschte und den Kopf auf die Pfoten legte –, las Jemima ihm eine lange
Liste überaus geeigneter Hundenamen vor: Bello? Hasso? Zorro? Prinz? Sie betrachtete ihn aufmerksam und wartete auf eine Reaktion, aber nach jedem Vorschlag knurrte Declan: Er machte »Gggrrr« und ließ den Laut verklingen – »oll« –, und schließlich verstand sie ihn: Sein Name war Grollo.
    Im Tierheim hatte man ihr gesagt, dass er traumatisiert sei. Es gab vieles, wogegen er eine Aversion hatte: Männer mit Perücken. Folksinger. Die Farbe Gelb. Den Geruch von Haarspray.
    Aber anderes schien ihn zu beruhigen: das Knistern von Schokoriegelverpackungen. Rothaarige Mädchen. Ein nordenglischer Akzent. Die Musik von George Michael, allerdings nur die frühen Sachen (Wham! – Wham! konnte er nicht ausstehen).
    Er war ein sehr nervöses, sprunghaftes Tier und musste vorsichtig behandelt werden, aber das schreckte Jemima nicht. Nach ihrer Philosophie, die sie dem Mann im Tierheim zu erklären versuchte, würde ein ausgeglichener Hund immer ein Zuhause finden, aber der traumatisierte Hund war der, der eins brauchte.
    Entre nous, vielleicht war ich doch ein wenig voreilig mit meinem ersten Urteil, dass Jemima eine boshafte Alte sei.
    Nachdem Grollo sein Frühstück verspeist hatte, starrte er Jemima mit schmelzenden hellbraunen Augen an und ließ dann den Blick in alle Zimmerecken schweifen. Was für ein bemerkenswerter Hund, dachte Jemima voller Stolz. Viel einfühlsamer als die meisten Menschen. Was allerdings nicht so schwierig war, wo doch die Mehrheit den Kopf tief in den Sand steckte und nichts von sich selbst mitbekam.

    »Ja, ich spüre es auch«, sagte Jemima. »Aber wir lassen uns davon nicht unterkriegen!« Sie wirbelte herum und stellte sich mit gespreizten Beinen hin, wie ein Krieger. »Hast du mich gehört?«, fragte sie, nein, rief sie herausfordernd – und mit festem Blick (der allerdings in die falsche Ecke gerichtet war). Laut und klar wiederholte sie: »Wir lassen uns davon nicht unterkriegen!«
    Reg dich ab, Jemima. Es geht nicht nur um dich.
    SECHZIG TAGE …
    Am liebsten brachte Matt seine gute Tat schon früh am Tag hinter sich. Auf dem Weg zur Arbeit hielt er Ausschau nach einer Gelegenheit, Gutes zu tun. Er kam zu einer Bushaltestelle, an der eine Frau wartete. Sie hatte den Bus offensichtlich gerade verpasst, denn normalerweise warteten hier Dutzende von Menschen, die sehr darauf bedacht waren, dass sie in dem Gedränge nicht nach hinten geschoben wurden, wenn der Bus schließlich kam.
    Er ließ das Beifahrerfenster hinunter und rief hinaus: »Wohin wollen Sie?«
    Die Frau blickte überrascht von ihrem Handy auf. Sie war eine korpulente Person in einer orangefarbenen Jacke und grob geschätzt zwischen siebenunddreißig und sechsundsechzig. »Was geht Sie das an?«
    »Kann ich Sie mitnehmen?«
    »Sie? Ich kann doch nicht zu einem fremden Mann ins Auto steigen! Lesen Sie denn nicht die Zeitung?«

    Das saß!
    »Ich bin kein fremder Mann, ich bin ein netter Mann.«
    »Na, wenn Sie ein Axtmörder sind, würden Sie mir das wohl kaum erzählen.«
    »Ich bin verheiratet, ich liebe meine Frau. Ich besitze keine Axt.«
    »Kinder?«
    »Noch nicht.«
    »Ich habe vier.«
    »Steigen Sie ein und erzählen Sie mir von ihnen.«
    »Ja, und Sie zeigen mir Ihre Axt.«
    »Ich verdiene mein Geld mit dem Verkauf von Software.«
    »Genau wie Jack the Ripper.«
    »Das stimmt nicht.«
    »Also.« Sie seufzte. »Vielleicht sind Sie ja ein reizender junger Mann. Ich gebe zu, Sie sehen aus wie ein reizender junger Mann, aber ich kann es nicht riskieren. Meine Kinder könnten der Polizei nicht einmal sagen, was ich heute anhabe. Und die neuesten Fotos von mir sind schlecht, zu viel Kinn. Ich will nicht, dass sie an den Laternenpfählen in der Stadt hängen. Fahren Sie mal weiter.«
    Mist.
    Entmutigt fuhr Matt weiter. Die tägliche gute Tat lastete schwer auf ihm. Sie irritierte ihn wie eine Wimper im Auge. Die Tage vergingen aber auch so schnell. Kaum hatte er eine gute Tat hinter sich, war schon der neue Tag da und Zeit für die nächste. Und der Himmel stehe ihm bei, wenn er abends nach Hause kam, ohne
wenigstens einmal am Tag eine gute Tat getan zu haben. Er konnte Maeve nicht belügen, und dann trieben seine Schuldgefühle ihn wieder auf die

Weitere Kostenlose Bücher