Der hellste Stern am Himmel
überraschte es ihn, dass es niemandem aufgefallen war.
Es gab Momente, da wusste er, dass es zwischen ihm und Natalie vorbei war, und andere, da glaubte er, dass sie fest zusammengehörten und bald eine gemeinsame Wohnung suchen würden.
Damit es ihm leichter fiel, sich von Natalie zu lösen, suchte er Fehler an ihr, aber er fand nur einen, nämlich, dass sie sich die Augenbrauen zu stark zupfte. Manchmal entdeckte er kleine Blutstropfen an ihrem Schläfenbein.
Eine kleine Wunde. Welche Frau tat sich so etwas an? Welche Frau fügte sich selbst Wunden zu?
Zehn Tage nach der Episode in der Dart lag Matt bei Natalie auf dem Bett und sah ihr zu, wie sie sich ausgehbereit machte.
Sie zog sich eine Jeans an und betrachtete sich im Spiegel, aber ihr gefiel nicht, was sie dort sah, so dass sie die Hose wieder aus- und eine andere anzog. Auch die fand nicht ihre Zustimmung und landete im nächsten Moment auf dem Fußboden, und nach einer Weile fragte Matt: »Wie viele Jeans hast du eigentlich?«
»Keine Ahnung,«
Wenn sie es nicht wusste, dann waren es zu viele! »Rate doch«, sagte er. »Fünf?«
»Mehr.«
»Zehn?«
»Mehr.«
»Mehr?«
Sie hielt inne und stellte eine Berechnung an. »Wahrscheinlich sechzehn«, war das Ergebnis. »Aber ich trage sie natürlich nicht alle.«
»Natürlich nicht?«
»Weil Bootcut vorbei ist. Die werde ich nie wieder tragen. Ich sollte sie an Oxfam geben.«
»Ich dachte, Boot-cut ist wieder in.«
»Aber ein anderer Stil.«
»Was meinst du, wie viele Jeans Maeve besitzt?«, fragte Matt. Das war ziemlich gewagt. Würde Natalie sich wundern, dass er Maeve erwähnte?
Aber Nat war auch ganz vernarrt in Maeve und fand sie richtig süß, und in einem wilden Moment stellte
Matt sich vor, dass sie eine Ménage à trois einrichten könnten.
»Maeve? Keine Ahnung. Vielleicht zwei?«
Zwei. Ja, das war die richtige Menge von Jeans für einen Menschen. Das eine Paar trägt man, während das andere in der Wäsche ist. Jede weitere Jeans war grotesk, ein Zeichen von exzessivem Konsum. Dann fiel ihm ein, dass er selbst mindestens sechs Jeans besaß. Aber das würde alles anders werden, schwor er sich, das würde anders werden, wenn … Nein! Nein, er durfte nicht daran denken. Es würde nicht geschehen. Er und Natalie würden für immer zusammen sein.
Natalie war fertig. Sie stand vor ihm, langgliedrig und schmal, in einem ihrer sechzehn Paar Jeans.
»Du siehst schön aus«, sagte er.
Aber mit einem beklemmenden Gefühl der Angst wusste er, dass das allein nicht reichte.
SECHZIG TAGE …
Um fünf Uhr fünfunddreißig wurde Katie in Conalls unglaublich bequemen Bett geweckt, als Conall sich über sie beugte und ihr zum Abschied einen Kuss gab. Er war rasiert und im Anzug, und ein herber Zitrusduft umgab ihn. »Ich rufe dich an«, sagte er.
»’s gut«, murmelte Katie und war sofort wieder eingeschlafen. Sie hatte sich den Tag freigenommen. Kein vorgetäuschter Krankentag, an dem sie mit belegter Stimme anrief und sagte: »Ich glaube, ich habe was Schlechtes
gegessen«, sondern einer von den ihr wirklich zustehenden Urlaubstagen, den sie sich im Voraus genommen hatte, weil sie bei ihrem Geburtstagsessen nach Herzenslust trinken wollte, ohne sich über den nächsten Tag Gedanken machen zu müssen, an dem sie sonst erschöpft und mit flauem Magen zur Arbeit gehen müsste. In einer vollkommenen, geordneten Welt würde natürlich niemand seinen Geburtstag an einem Montag feiern – und ihr richtiger Geburtstag war auch erst am Freitag –, aber es musste Montagabend sein, weil Conall nach Helsinki fliegen musste, wo er Arbeitsplätze streichen und den unglücklichen Finnen Angst einjagen würde, so wie er es bei den Mitarbeiten von Apex Entertainment vor zehn Monaten getan hatte …
Am Morgen nach der Nacht, als Katie die Erkenntnis hatte, dass die Krise ihre Chance sein könnte, nach Indien zu gehen, begrüßte Danno sie und sagte: »Die Nacht der langen Messer. Die Hälfte der Mitarbeiter im Verkauf ist entlassen worden. Ich habe gehört, Schasser Hathaway hat die Schreibtische über Nacht bei eBay verkauft.«
»Was stimmt davon?«, fragte Katie. Sie war voll darauf konzentriert, die Knight Ryders aus Irland rauszubekommen. Sobald sie in deutschem Luftraum waren, war sie die Verantwortung los.
»Er hat fünf im Verkauf entlassen«, sagte Danno schmollend.
Katie öffnete ihre Mails: Das Flugzeug, das die Rock-Musiker nach Deutschland bringen sollte, war in Dublin gelandet …
»Von
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