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Der hellste Stern am Himmel

Der hellste Stern am Himmel

Titel: Der hellste Stern am Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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Straße und ließen ihn erst nach Hause kommen, wenn er es geschafft hatte.
    Gut zu sein, war schwieriger, als man denken mochte. Für alles gab es Regeln (Maeves Regeln). Ein Exemplar von Big Issue, der Obdachlosenzeitung, zu kaufen, zählte nicht, das war zu einfach. Einem Straßenmusiker Geld zu geben, zählte auch nicht – es sei denn, man knüpfte ein Gespräch mit ihm an, lobte seine Musik, äußerte einen Liedwunsch und hörte sich die Darbietung an, während man körperlich seine Würdigung äußerte, indem man mit den Füßen den Takt klopfte oder den Kopf zur Musik bewegte. (Zu der Musik zu tanzen, war des Guten zu viel, und nichts von dem Überschuss konnte als Bonus auf den nächsten Tag übertragen werden.)
    Die gute Tat sollte einen emotionalen Preis haben. Es musste etwas sein, was er wirklich nicht tun wollte.
    Zur Arbeit gehen, zählte allerdings auch nicht. Eigentlich ging Matt gern zur Arbeit bei Edios (Easy Does It Office Systems). (Er war schon vor einiger Zeit bei Goliath weggegangen.) Aber die Sache mit der Bank of British Columbia machte ihm zu schaffen. Man konnte sagen, er sei selbst schuld, das war ihm klar. Die Bank war mit ihrer alten Software überaus zufrieden gewesen. Überaus zufrieden – bis Matt sich an sie heranmachte und sie von einem Wechsel zu Edios überzeugen wollte. Was sollte er schließlich tun? Seine Aufgabe war es, neue Aufträge an Land zu ziehen. Er wurde bei der irischen Zweigstelle der Bank vorstellig, und als man ihm die Tür wies, ließ er sich nicht beirren und versuchte es erneut,
dann noch einmal, bis schließlich die Einkaufsabteilung nachgegeben und sich zu einem Treffen mit ihm bereiterklärt hatte. Matt war hocherfreut. Ein Gespräch sah lediglich nach dem Anfang der Verhandlungen aus, aber für ihn bedeutete es, dass er den Abschluss so gut wie in der Tasche hatte. Was nicht hieß, dass es jemals leicht war. Die Willensanstrengung, die von Matt verlangt wurde, war immer enorm groß, als müsste er eigenhändig den Kurs eines riesigen Kreuzfahrtschiffes ändern. Der Charme, den er über die Jahre bei dem Verkauf von Software aufgeboten hatte, hätte dem Nahen Osten Frieden bringen können. Und er war es natürlich gewohnt, Ergebnisse zu erzielen.
    Nur leider hielt ihn die Bank of British Columbia ganz schön hin. Im Verlauf der letzten acht Monate hatte er geflirtet und umworben und zu unzähligen Unternehmungen auf Edios’ Kosten eingeladen – zu einem sieben Stunden währenden Dinner in einem der teuersten Restaurants Dublins, zu einer Filmpremiere, zu einem Tag auf der Pferderennbahn. Jetzt ließ die Bank ihr Interesse an Eintrittskarten für Wimbledon durchblicken – Eintrittskarten für Wimbledon waren wie Goldstaub! –, und noch immer kein Hinweis darauf, ob die Bank das Edios-System kaufen würde oder nicht. Matt kannte die Namen aller Ehefrauen, aller Freundinnen, aller Kinder und Hunde, aber – und das war ungewöhnlich für ihn – er hatte keine Ahnung, wie sie sich entscheiden würden.
    Die Bank hatte um einen – weiteren – Gesprächstermin für diesen Morgen gebeten, und Matt konnte sich nicht vorstellen, warum. Er und sein Team hatten fünf
beeindruckende Präsentationen durchgeführt; alle Fragen waren zufriedenstellend beantwortet worden; er hatte persönlich Tag und Nacht Anrufe beantwortet und hatte, was Modifikationen, Back-up und rasche Installation anging, das Blaue vom Himmel versprochen. Was konnten sie jetzt noch wollen?
    Wahrscheinlich Eintrittskarten für den Centre Court.

    Vier Sekunden lang grübelte er schwermütig vor sich hin, dann wurde er vom Radio abgelenkt, und er hörte auf zu grübeln. (Grübeln lag ihm nicht, er konnte sich nie lange damit aufhalten.) Geheimnisvolle Eisbrocken waren an verschiedenen Orten in Europa vom Himmel gefallen. Einer von der Größe eines Sessels war in Madrid durch die Windschutzscheibe eines parkenden Autos geflogen. Eine Woche später bohrte sich ein ebenso großer Brocken durch das Dach eines Hauses in Amsterdam, dann fiel in Berlin ein Eisklotz vom Himmel und fegte die Statue irgendeines Generals vom Sockel. Experten waren herbeigerufen worden, um das Phänomen zu untersuchen, doch bislang konnte niemand mit Gewissheit sagen, was die Ursache für die Eisbrocken war. Noch, wo der nächste einschlagen würde.
    Matt freute sich über diese Nachricht. Solche Dinge gefielen ihm. Es war so ähnlich, als würden Außerirdische auf der Erde landen.
    Er hörte mit solcher Konzentration zu,

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