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Der hellste Stern am Himmel

Der hellste Stern am Himmel

Titel: Der hellste Stern am Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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hinunter, dann stellte sie den Becher auf den Tisch, zog sich schnell Jeans, Turnschuhe und Kapuzenpullover an und ging.
    Draußen war der Morgen sonnig, aber kühl, und Lydia ging auf ein Taxi zu. Ein Taxi? Was war sie für ein eingebildetes Püppchen, dass sie öffentliche Verkehrsmittel mied?
    Na, da war es eine Überraschung, als sie auf den Fahrersitz kletterte! Man hätte denken können, sie wollte das Auto kurzschließen, aber als sie den Schlüssel ins Zündschloss steckte, war es klar, dass das Auto ihr gehörte und sie von Beruf Taxifahrerin war.
    Es war ein Toyota, kein gutes Auto, auch kein schlechtes, einfach nur eins von den langweiligen Autos, wie Taxifahrer sie fahren. Aber wenn man Lydias Mangel an hygienischen Ansprüchen im Haus bedachte, war es erstaunlich, wie sauber und gepflegt ihr Auto war. Offenbar war sie stolz darauf.
    Unter lautem Knistern schaltete sie ihr Funkgerät ein und erhielt einen Auftrag: Ein Mann wollte vom Shelbourne Hotel abgeholt und zum Flughafen gebracht werden.
    Sie wendete mit quietschenden Reifen und schlug den Weg zum Hotel ein. Als sie zur Kreuzung kam, sprang die Ampel auf Grün um, worauf sie zufrieden »Gdansk« sagte und vor Freude ein schmatzendes Geräusch machte. Der Ampel schenkte sie ein dankendes Nicken.
    Aber als sie beim Shelbourne ankam und der Fahrgast auf der Rückbank Platz nahm, sah sie sein verdutztes Gesicht. Irkutsk! , dachte sie.
    »Sie sind eine Frau!«, rief er verblüfft.

    »Stimmt, letztes Mal, als ich geguckt habe, war es so«, erwiderte sie. Irkutsk! Irkutsk! Irkutsk!
    Warum musste sie einen Gesprächigen abkriegen? Warum nur? Es war noch so früh, und sie hatte nur acht Löffel Kaffee intus.
    »Wie ist das denn so?«, fragte der Fahrgast. »Als Frau Taxi zu fahren?«
    Sie presste die Lippen zusammen. Was stellte er sich denn vor? Es war nicht anders als bei Männern, nur dass Frauen von Arschlöchern wie ihm in aller Herrgottsfrühe mit bescheuerten Fragen belästigt wurden.
    »Was machen Sie, wenn es Ärger gibt?«, fragte er. Das fragten alle. »Wenn einer nicht bezahlen will?«
    »Darf ich Ihnen eine Frage stellen?«, fragte sie zurück.
    »Selbstverständlich!« Er war hocherfreut über die kleine Unterhaltung mit dieser bezaubernd aussehenden jungen Frau, deren Lockenkopf vom Duschen noch feucht und duftig war.
    »Haben Sie Jesus Christus, den Erlöser, als Herrn und Retter für Ihr Leben erkoren?«
    Das saß, er sagte nichts mehr. Den Rest des Weges legten sie schweigend zurück.
    SECHZIG TAGE …
    Langsam wurden die Menschen in der Star Street Nummer 66 munter. Andrej war seit fünf nach halb sechs wach, als Lydia absichtlich und mit voller Wucht etwas auf den Badezimmerboden fallen gelassen hatte. Seit sie
eingezogen war, waren Jan und er wie in Schockstarre. Sie kannten keine andere Frau wie sie, und das einzig Gute an ihr war, dass sie klein war. So klein, dass sie in das winzige Bett in dem winzigen Zimmer passte.
    Andrej blickte sehnsuchtsvoll in die Luft und dachte an die herrlichen Zeiten mit ihrem früheren Untermieter, dem ukrainischen Elektriker und Akkordeonspieler Oleksander. Mit ihm war das Leben so harmonisch – denn er war nie da. Er verbrachte die Nächte in der eleganteren Unterkunft seiner Freundin Viktoriya und benutzte sein Zimmer in der Star Street hauptsächlich als Kleiderschrank. Aber als Viktoriya dem Zauber eines Iren und höheren Beamten im Landwirtschaftsministerium erlag, war Oleksander wieder auf sich gestellt und musste eine Reihe schlafloser Nächte in dem kurzen Bett verbringen, aus dem seine Beine zwanzig Zentimeter herausragten. Als er das Bett mit einem Stuhl verlängern wollte, damit seine Füße darauf liegen konnten, schnitt ihn das Bettgestell dermaßen in die Waden, dass er bis zum heutigen Tage zwei dunkellila Flecken davon hatte. Darauf entfernte er das hölzerne Fußende, was zur Folge hatte, dass das Bettgestell zusammenbrach. Dann kam er auf die Idee, die Matratze direkt auf den Boden zu legen, aber seine Bandscheibe protestierte dagegen, und nach vierunddreißig Tagen entsetzlicher Qualen teilte er Andrej mit, dass er es nicht länger aushielt.
    Viele Interessenten, die meisten polnisch, hatten sich das Zimmer angesehen und ausnahmslos erklärt, dass sie zu groß für das Bett seien. Außerdem waren sie belustigt von dem Gedanken, dass der stadtbekannte Straßenmusiker Oleksander Shevchenko (seine Auftritte vor dem
Trinity College waren gewissermaßen eine Touristenattraktion) in dieser

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