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Der hellste Stern am Himmel

Der hellste Stern am Himmel

Titel: Der hellste Stern am Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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verlieren
würde. Es mussten nicht massenhaft massenweise Pfunde sein. Nicht mal zehn Kilo. Der Verlust von zehn Pfund wäre sehr willkommen und würde stark ins Gewicht fallen, sozusagen. Das Problem war das Essen; wenn sie nur nicht so gern äße. Aber in Indien würde sich das alles regeln. Indien, dachte sie. Indien .
    »Das Priesteramt?«
    »Oder vielleicht Arzt. Einer, der Blinde heilt«, schlug sie vor. »Die werden bestimmt sehr geliebt.«
    Conall starrte schmachtend hinter Katie her, als sie auf ihren zehn Zentimeter hohen Absätzen in bewundernswert aufrechter Haltung aus dem Laden schritt. Beeindruckendes Mädel. Eigentlich kein Mädel, musste er zugeben. Sie war älter als die Frauen, für die er sich sonst interessierte. In ihrer Personalakte hatte er alles über Katie gelesen, er kannte ihr Gehalt, ihre Adresse, ihr Alter : neununddreißig. Aber er war zweiundvierzig, und vielleicht war es an der Zeit, dass er sich eine Freundin nahm, die nicht zehn Jahre jünger war als er. Die dieselben kulturellen Bezugspunkte hatte wie er und David Bowie von seiner ersten Karriere her kannte. Und von seiner zweiten.
    Conall Hathaway hatte es schwer erwischt. Katies Bemerkung: »Und eines Tages sind wir alle tot, und dann ist es sowieso egal«, war der Grund dafür. Einen kurzen Moment hatte sich ein Spalt aufgetan, der ihm einen Einblick in ein völlig anderes Denken ermöglichte. Er war ständig so sehr auf seine Arbeit konzentriert, auf die brutalen Entscheidungen, die er treffen musste, doch in dem Augenblick war seine Angespanntheit gewichen, und er sah das Leben als etwas Kleines und Unwichtiges,
in dem seine Entscheidungen im Grunde genommen unbedeutend waren, und es hatte ihn überrascht, wie frei er sich mit einem Mal fühlte. Katies Originalität, ihr Mut und vor allem ihre Weisheit faszinierten ihn. Noch beeindruckender war, dass sie über ihn gelacht hatte, über seine offensichtliche Bestürzung.
    Hätte er nur gewusst, dass die Wahrheit viel, ja, sehr viel komplizierter war. Zunächst einmal schwangen Conalls und Katies Herzrhythmen in Harmonie. Dazu kam, dass die Form von Katies Gesicht – die weit auseinanderstehenden Augen und das kleine, spitz zulaufende Kinn – eine trübe Erinnerung in seinem Unterbewussten weckten, an eine Lehrerin, in die er im zarten Alter von fünf Jahren tränenreich verliebt war. Zu dieser explosiven Mischung kam der Petroleumgeruch – von Dannos Edding –, der Conall an seine eigenen verbotenen, aber aufregenden Taten der Teenagerzeit erinnerte. Und natürlich hatte er auch Katies üppigen Busen bemerkt, fest verzurrt in einer zugeknöpften Kaschmirstrickjacke, womit sie in einem köstlichen, erregenden Widerspruch gleichzeitig mütterlich als auch sehr, sehr unmütterlich erschien.
    Was sollte er tun, fragte er sich, den Blick unwillig auf einen Karton voller bunter Reißzwecken geheftet, als hätten sie gerade einen Furz gelassen. Es kam nicht infrage, dass er erst mit ihr ausging und sie dann feuerte. Oder sie feuerte und dann mit ihr ausging. Natürlich gab es die Möglichkeit, dass er sie nicht feuerte, aber er war sich nicht sicher, ob das gerechtfertigt war.
    So befand er sich in einer höllisch unkomfortablen Lage. Normalerweise, wenn er etwas wollte, kriegte er es
auch. Ich bin Conall Hathaway, dachte er, und ich bekomme immer, was ich will.
    Missmutig nahm er ein Päckchen roter herzförmiger Post-its und ging zur Kasse.
    SECHZIG TAGE …
    Im Park träumte Grollo davon, Hürdenläufer zu sein. Mit hohen und langen Sprüngen überwand er unsichtbare Hindernisse, während Jemima auf der Bank saß und die sauerstoffhaltige, lebenspendende Morgenluft einatmete. Grollo rannte und sprang, seine langen Eselsohren und sein langes graues Fell flogen im Wind. Ein Mann setzte sich neben Jemima und beobachtete Grollo bei seinen Sportübungen mit Interesse, ja, mit Faszination. »Sehen Sie sich diesen Hund an.«
    »Er gehört mir«, sagte Jemima brüsk. »Und ich liebe ihn über alles.« Das sagte sie, damit der Mann nicht hinzufügen würde: »Ist das nicht der wunderlichste Hund, den Sie je gesehen haben?«, was für beide nur peinlich gewesen wäre.
    »Er ist ja voller Elan. … Eh … was für eine Rasse ist er denn?«
    »Im Tierheim hat man mir gesagt, er sei ein Cockerspaniel.«
    »Ein Spaniel? Ist er dafür nicht ein bisschen zu groß?«
    »Mit einem Collie gekreuzt.«
    »Collies sind reizende Tiere, sehr ausgeglichen.«
    »Und ein bisschen Box Terrier –«

    »Box

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